Exotisches Tier Nandu läuft durch Magdeburg
Ein Nandu läuft bereits seit zwei Wochen durch Magdeburg. Woher das Tier stammt, ist unklar. Mehrere Fangversuche scheiterten.
Magdeburg l Da staunten die Anwohner des Sperberwegs in Magdeburg nicht schlecht, als sie bei ihrem Sonntagsspaziergang einen großen braunen Vogel inmitten eines Feldes entdeckten. Ein eigentlich in Südamerika lebender Nandu stand dort und schaute sich um. Beim Anruf der Feuerwehr, die für das Einfangen von Tieren zuständig ist, stellte sich heraus, dass man den Vogel dort bereits kennt.
Seit mindestens zwei Wochen ist der Nandu im ostelbischen Raum unterwegs und wurde mehrfach gesichtet. Allein am Wochenende gab es mehrere Anrufe bei der Feuerwehr. Doch alle bisherigen Versuche, den bis zu 1,4 Meter großen Vogel einzufangen, schlugen fehl.
„Das ist auch gar nicht einfach“, weiß Mike Bartsch aus eigener Erfahrung. Er hält seit 17 Jahren Laufvögel aller Art und betreibt in Schönebeck eine Straußenfarm. „Normalerweise sind Nandus Fluchttiere: Wenn Leute kommen, hauen sie ab“, erklärt er.
Sollten sie sich jedoch in die Enge getrieben fühlen, können die Vögel aber auch durchaus sehr gefährlich werden. „Sie haben drei Zehen, die sind so scharf wie Rasierklingen“, sagt er. Damit können sie treten und einen Menschen verletzen. Daher sollte man sich auf keinen Fall dem Tier nähern, wenn man es entdecken sollte, warnt der Schönebecker Laufvogel-Experte.
Was passiert jetzt aber mit dem Nandu? „Wenn die Stadt entscheidet, dass Gefahr im Verzug ist, könnte sie einen Veterinär beauftragen, um ihn zu betäuben“, sagt Mike Bartsch. Das sei aber ebenso ein schwieriges Unterfangen. Als letzter Ausweg müsse ein Jäger eingeschaltet werden.
Woher das Tier kommt, ist unklar. Laut Feuerwehr wurden neben der Schönebecker Farm auch die Straußenfarm in Nedlitz und der Magdeburger Zoo kontaktiert. Dort fehlen aber keine Tiere. Mike Bartsch geht davon aus, dass der Hahn, wie er das Geschlecht des Vogels anhand von Fotos vermutet, von einem Privatzüchter in der Nähe weggelaufen ist. Dass er aus Mecklenburg-Vorpommern nach Sachsen-Anhalt eingewandert ist, schließt er aus.
Denn dort ist der Anblick eines Nandus im Feld nicht ungewöhnlich. Seitdem im Jahr 2000 aus einer Zucht einige Tiere ausgebrochen waren, gibt es im Nachbarbundesland eine Population von mehreren Hundert Tieren. Die hält sich aber auch nur dort auf. Mike Bartsch schätzt daher, dass das Tier im Umkreis von 20 bis 25 Kilometer sein Zuhause haben dürfte und gegebenenfalls auch schon zwei Wochen länger unterwegs sein könnte.
Die Tiere können hier überwintern und finden ausreichend Nahrung wie Würmer, Eidechsen oder Heuschrecken. Aufgrund der Schäden, die sie auf Feldern anrichten, werden sie in Mecklenburg-Vorpommern auch bejagt.