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Pakettransport Neuartige Station für die Magdeburger Paket-Rakete

Ein erstes Mikro-Depot soll in Magdeurg helfen, Verkehrsbelastungen durch die Paketanlieferungen in dem Stadtteil zu vermindern.

Von Martin Rieß 06.05.2022, 04:00
Mario Schröter vom Stadtplanungsamt Magdeburg, Marco Fehrecke als Koordinator der Mediengruppe Magdeburg und der Mitteldeutschen Zeitung, Uni-Professor Hartmut Zadek und Andreas Franke als Technischer Leiter der FIApro UG bei der Einweihung des neuen Micro-Hubs an der Großen Diesdorfer Straße.
Mario Schröter vom Stadtplanungsamt Magdeburg, Marco Fehrecke als Koordinator der Mediengruppe Magdeburg und der Mitteldeutschen Zeitung, Uni-Professor Hartmut Zadek und Andreas Franke als Technischer Leiter der FIApro UG bei der Einweihung des neuen Micro-Hubs an der Großen Diesdorfer Straße. Foto: Andreas Stedtler

Magdeburg - Sie gehören auch zum Stadtbild in Magdeburg wie in manch anderer Stadt in der Region: Allerorts sind Transporter von Paket- und von Lieferdiensten unterwegs. Angesichts der vielerorts ohnehin hohen Verkehrsbelastung ist das ein Problem, dessen sich auch drei Partner aus Magdeburg angenommen haben. An dem wissenschaftlich begleiteten Projekt „Paket-KV-MD2“ sind der Logistik-Lehrstuhl der Otto-von-Guericke-Universität, das Magdeburger Unternehmen FIApro sowie federführend die Mitteldeutsche Verlags- und Druckhaus GmbH, in der unter anderem auch die Volksstimme erscheint und zu der die Biberpost gehört, beteiligt. Nun haben Vertreter der drei Partner an der Großen Diesdorfer Straße für das Projekt einen weiteren Baustein in Betrieb genommen.

Es geht um ein prototypisches Mikro-Depot in Stadtfeld-Ost, das als wesentlicher Systembaustein helfen soll, die „letzte Meile“ bei der Zustellung von Paketen ressourcenschonender zu gestalten. Solche auch Micro-Hub genannten Miniatur-Logistikzentren sind eine Alternative zur heutigen Praxis der Zusteller, zwischen den großen Logistikzentren am Stadtrand und der verkehrsbelasteten Innenstadt – oft mehrmals täglich – hin- und herzufahren. Stattdessen werden die Pakete erst dort für einzelne Zustellbereiche auf emissionsarme Fahrzeuge wie die bereits aus dem Magdeburger Stadtbild bekannten großen Lastenfahrräder namens „Paket Rakete“ verladen.

Der Vorteil: Diese Fahrzeuge brauchen weniger Platz, erzeugen kaum Lärm und stoßen im Gegensatz zu klassischen Transportern kaum Abgase aus. Zudem können sie von den Mikro-Depots wie dem an der Großen Diesdorfer Straße sogar die Pakete mehrerer Anbieter weitertransportieren, so dass ab dem Mikro-Depot – so dieses Angebot von anderen genutzt wird – nur noch ein Fahrzeug statt mehrerer tief in die Stadtviertel hineinfahren muss. Marco Fehrecke ist Geschäftsführer der Mitteldeutschen Verlags- und Druckhaus GmbH. Er sagte über die neuartige Station: „Damit komplettieren wir das innovative Hub-and-Spoke-Konzept für eine nachhaltige, gebündelte und flexible Paketzustellung auf der letzten Meile.“ Angesichts der mehrfachen Vorteile gegenüber dem klassischen Transporter versprechen sich die Projektpartner eine hohe Akzeptanz bei den Empfängern einerseits, aber auch zukünftig bei den regionalen Gewerbetreibenden andererseits.

Mario Schröter, Abteilungsleiter Verkehrsplanung am Stadtplanungsamt Magdeburg, betonte: „Mit dem Zustellkonzept über Elektro-Lastenräder wird die Verkehrssituation in der Stadt entlastet.“ Geboten werde ein Lösungsansatz, der einen verantwortungsvollen Umgang mit den knappen Flächen der Innenstadt ermöglicht. Mit Blick darauf verwies Andreas Franke, Technischer Leiter der FIApro, dass es sich um ein skalierbares Projekt handelt. Dazu wurden Container gebaut, die genau in eine Parklücke passen, die nach Wunsch begrünt werden können oder Solarpaneele tragen können, die mit weiteren Modulen zu größeren Einheiten kombiniert werden können. Dank ihrer Bauweise nehmen sie nicht nur weniger Platz als klassische Container weg - mehr noch sollen sie wegen des Einsatzes in Wohngebieten besonders geräuscharm genutzt werden können.

Magdeburger Projekt ist europaweit einzigartig

Prof. Dr. Hartmut Zadek, Leiter des Lehrstuhls für Logistik an der Otto-von-Guericke-Universität, hob hervor, dass mit dem Projekt ein bislang europaweit einzigartiges Zustellsystem entworfen wurde. Erstmals werde der Empfänger in der Lage sein, nicht nur über die Art der Zustellung, sondern auch die Bündelung seiner Lieferungen gleich welcher Herkunft selbst entscheiden zu dürfen. „Das ist ein Paradigmenwechsel“, sagte der Wissenschaftler.

Mit ihrem Projekt liefern die drei Partner Lösungen für ein Problem, das weit über die Region hinaus Aufmerksamkeit erfährt. So verweist ein Bericht des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik aus Dortmund und des Unternehmens LNC LogisticNetwork Consultants aus Berlin darauf, dass ein wesentlicher Treiber für das Lieferverkehrsaufkommen der schnell wachsende Online-Handel ist. In dem Bericht heißt es über die bisherige Praxis auch: „Durch zahlreiche Stopps der Dienste ergeben sich massive Störungen im Verkehrsfluss, insbesondere während des Berufsverkehrs. Diese Beeinträchtigungen im Verkehrsfluss werden in der Bevölkerung als besonders störend empfunden.“

Das wissenschaftlich begleitete Projekt wird übrigens von der EU über Efre-Mittel und dem Land Sachsen-Anhalt gefördert. Zu dem Projekt gehören bereits ein Urban-Hub als größere Verteilstation in der Bahnhofstraße, mehrere stationäre Paketstationen von Pakadoo, die Akku-Lade- und Wechselstationen von Swobbee, die mobilen Paketstationen von FIApro sowie die erwähnten bereits im Stadtbild sichtbaren Paket-Raketen der Biberpost vom Hersteller Ono.

Mehr zu dem Projekt gibt es im Intertnet.