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OB Lutz Trümper Mann ohne Maske in Magdeburg

Wie ein Foto von der Kaiser-Otto-Preis-Verleihung in Magdeburg für Diskussionen rund um Corona sorgt.

Von Rainer Schweingel 16.10.2020, 01:01

Magdeburg l Die wichtigste Preisverleihung der Stadt Magdeburg tritt nach der Berichterstattung darüber fast ein wenig in den Hintergrund. Anlass sind Fotos, die Magdeburgs OB Lutz Trümper (SPD) bei der Preisübergabe im Dom ohne Mundschutz zeigen. Ausgerechnet genau zu jenem Zeitpunkt, an dem in Berlin Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs über schärfere Sanktionen zur Eindämmung der Corona-Pandemie berieten, trat Trümper ohne den Mund-Nasen-Schutz auf die Bühne.

Ihn selbst ficht die Kritik, die auch von Lesern der Volksstimme kam, nicht an. Als Argument führte er auch das Chorfest am vergangenen Wochenende an. „Dann hätte man das auch verbieten müssen. Dort standen ja sogar Sänger längere Zeit ohne Maske auf der Bühne vor Zuschauern.“ Auch seinen mundschutzlosen Besuch beim Richtfest des Fraunhoferinstitutes im Wissenschaftshafen vor ein paar Tagen rechtfertigte er mit dem Verweis auf den Veranstaltungsort im Freien. Dort müsse kein Mundschutz getragen werden.

Trümper verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass immer mehr Verbote auch zum Verdruss in der Bevölkerung führen könnten. Es müsse deshalb die Balance gewahrt werden zwischen wirkungsvollen Maßnahmen und der Selbstverantwortung der Menschen.

Für sich forderte Trümper das ein und sagte: „Auch ich bin über 60 und will mich nicht infizieren. Deshalb bin ich vorsichtig und trage auch Mundschutz - aber nur da, wo es sinnvoll ist, aber nicht generell und aus symbolhafter Politik heraus.“ Als sinnvolle Anwendung des Mund-Nasen-Schutzes nannte er zum Beispiel Bus und Bahn und schlecht belüftete Räume. Eine generelle Mundschutzpflicht im Freien lehnte er ab. Das sei nicht sinnvoll und lasse bei der Bevölkerung die Akzeptanz von wirksamen Corona-Gegenmaßnahmen sinken.

Die neuen abgestuften Regeln beispielsweise für Feiern seien schwer umsetzbar, so Trümper. Wenn bei 35 Fällen je 100.000 Einwohner eine Beschränkung fällig werde, müsse das aufwendig in Verordnungen rechtssicher erlassen und dann kontrolliert werden, während einen Tag später womöglich schon die nächste Gefahrenstufe erreicht sei, für die dann wieder eine Verordnung fällig werde. Das sei alles „völlig unsinnig“.

Magdeburg sei hinsichtlich der Infektionen bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen. Die neuen Fälle seien meist Personen, die von Reisen zurückkehrten. Man beobachte genau, wie es weitergehe. Im Moment sei Sachsen-Anhalt mit Magdeburg wie eine „Insel mit wenigen Infektionen“.

Trümper verwies dabei auf Bayern und den dortigen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). Er rufe am lautesten nach schärferen Maßnahmen in anderen Bundesländern. Dabei sollte er doch zunächst in seinem eigenen Land für eine Eindämmung der Infektionszahlen sorgen, so Trümper.

Allerdings rückten die Infektionsherde aus Berlin und Brandenburg sowie Sachsen immer näher heran. Trümper appellierte an die Magdeburger, ihre Verantwortung zum Schutz vor dem Virus wahrzunehmen.