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Aktionstag eingelegt Orientierung für Magdeburgs junge Retter

Über 200 Kinder und Jugendliche haben sich am Orientierungslauf der Freiwilligen Feuerwehr Magdeburg beteiligt.

Von Marco Papritz 17.09.2018, 01:01

Magdeburg l „In der Kinder- und Jugendfeuerwehr werden die Grundlagen dafür gelegt, den aktiven Dienst der freiwilligen Feuerwehren zu verstärken“, sagen Eberhard Schulze als ehemaliger Vorsitzender des Magdeburger Feuerwehrverbandes und sein Nachfolger Detlef Dübecke einstimmig beim Blick auf die vielen Kinder und Jugendlichen, die sich in Westerhüsen am 15. September 2018 eingefunden haben.

Etwa 240 Teilnehmer aus jeder Feuerwehr der Stadt Magdeburg mit einer Nachwuchsabteilung zählte der Orientierungslauf, der in diesem Jahr von der Freiwilligen Feuerwehr Südost organisiert wurde.

Elf Stationen galt es auf einem acht Kilometer fassenden Rundkurs (Kinder: drei Kilometer) u. a. durch die Sohlener Berge zu absolvieren, die neben feuerwehrspezifischem Wissen auch Geschicklichkeit forderten, mit Spaßspielen gespickt waren und den Teamgeist förderten. Mal mussten mit verbundenen Augen Geräte wie ein Verteiler sowie verschiedene Knotenarten ertastet werden, mal so viele Geräte wie möglich zu einem zusammengebaut werden, auf einem weiträumigen Gelände versteckte Arbeitsmaterialien mit einem Fernglas gefunden und deren Funktionsweise erklärt werden.

Anspruchsvoll wurde es an einer Morsestation, ausgelassen spaßig an der Station zum Aufbau einer Wasserkette, ganz so, wie sie im abgelaufenen Jahrhundert noch bei Bränden mit Eimern hergestellt wurde – in Westerhüsen standen dazu kleine Becher und Kegel zur Verfügung. So gesehen bediente der Orientierungslauf Chemie-, Physik- und Sportunterricht, wenn man so will. „Dabei agieren die Kinder und Jugendlichen jeweils als Gruppe und stellen sich gemeinsam den Aufgaben an den Stationen“, so Robert Heinemann, kommissarischer Stadtkinder- und Jugendfeuerwehrwart. Ganz so, wie es die Aktiven bei ihren Einsätzen etwa bei klassischen Wohnungsbränden tun.

„Die Nachwuchsförderung verstehen wir auch als pädagogische Arbeit, bei der wir den Kindern und Jugendlichen auch etwas für das Leben mitgeben“, sagte der stellvertretende Wehrleiter von Südost, Gerald Wiesener. Bei den regulären und regelmäßigen Treffen in den Gerätehäusern der Wehren wird nicht nur das Feuerwehrhandwerk zum Löschen eines Feuers und Knotenkunde weitergegeben. Die jungen Mitglieder eignen sich soziale Kompetenzen an. Sie lernen sich in einem Verbund einzubringen, Teil einer Gemeinschaft zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen, merkte Pressewart Sven Holste an.

Dies kommt auch beim Orientierungslauf zum Tragen, einem der Höhepunkte im Veranstaltungskalender des Feuerwehrnachwuchses. „Wir müssen den Kindern und Jugendlichen etwas bieten, damit sie zum einen überhaupt den Weg zur Feuerwehr und nicht zu anderen Vereinen finden. Und auf der anderen Seite uns auch treu bleiben und ihre Begeisterung auf Freunde übertragen“, so Heinemann.

Die Nachwuchsförderung sei auch eine Möglichkeit, Zugang zu jungen Familien zu erhalten und womöglich Eltern für die Arbeit bei der Feuerwehr zu gewinnen, merkte Gerald Wiesener an. Am Beispiel der Freiwilligen Feuerwehr Südost lässt sich das gut erklären: Mit 18 Mitgliedern ist sie neben jener in Diesdorf und Beyendorf-Sohlen eine von drei freiwilligen Feuerwehren in der Stadt, die tagsüber nicht ausrücken, da die volle Einsatzfähigkeit nicht sichergestellt werden kann. Dazu bedarf es in etwa 27 Aktiver, so Wiesener.

Dafür ist die Feuerwehr mit Sitz an der Zackmünder Straße in Salbke aber 24 Stunden pro Tag mit ihrer Sondertechnik einsatzfähig. Zum Vergleich: Die Jugendfeuerwehr in Südost ist mit 20 Mitgliedern besser aufgestellt als der aktive Dienst. Nur zu gern wolle man dies ändern und zum Beispiel in den Eigenheimgebieten von Südost wie jenem an der Sohlener Straße für eine Mitarbeit werben. Dies solle in Kürze offensiv geschehen, wie der stellvertretende Wehrleiter ankündigte.

Mit dem Wunsch nach Verstärkung sind die Südostler aber nicht allein. Etwa 380 Mitglieder im aktiven Dienst zählen die freiwilligen Feuerwehren stadtweit, die sich allesamt ehrenamtlich sprich in ihrer Freizeit engagieren. Angesichts der zunehmenden wetterbedingten Einsätze etwa nach einem Sturm zum Beräumen von Wegen und Straßen und einer durchschnittlichen Einsatzlage von 150 bis 200 Einsätze pro Jahr, welche allein die Ottersleber Feuerwehr bewältigt, ist das ein großes Thema.

Fast jeder der Teilnehmer des Orientierungslaufs könne sich jedenfalls vorstellen, beim Erreichen des entsprechenden Alters den Sprung vom Nachwuchsbereich in den aktiven Dienst zu vollziehen, wie sich bei einer Umfrage vor Ort zeigte. „Bei der Feuerwehr ist immer etwas los, hier habe ich neue Freunde gefunden“, fasste einer von ihnen zusammen.

Dies kann auch auf den Lauf selbst umgemünzt werden, der den Kontakt unter den verschiedenen Feuerwehren förderte. Dafür hatte u. a. Malte Müller von der Feuerwehr Südost in den vergangenen Wochen Nachtschichten im Gerätehaus eingelegt, um u. a. Karten zu erstellen, die Stationen und das benötigte Material einzuplanen, die Versorgung sicherzustellen.

Unterstützung gab es vom Magdeburger Unternehmen Alexmenü, das fast 300 Lunchtüten mit Brötchen, Obst und Getränken sowie etwas zum Naschen im Wert von über 1000 Euro zum Orientierungslauf beisteuerte. „Wir freuen uns, die Veranstaltung auch in diesem Jahr wieder zu unterstützen. Einige unserer Mitarbeiter sind ebenfalls in der freiwilligen Feuerwehr tätig. Es ist wichtig, den Nachwuchs der Feuerwehr in jeder Hinsicht zu unterstützen, da wir alle auf die Arbeit der Feuerwehr angewiesen sind“, so die Geschäftsführerin Alexandra Krotki.

Die Platzierungen: Bei der Jugendfeuerwehr erreichte das Team „Rothensee 2“ die meisten Punkte, bei der Kinderfeuerwehr war dies das Team aus Prester.

Die Kontaktdaten zu den freiwilligen Feuerwehren gibt es hier.