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Event Penelope in Magdeburg zum ersten Mal auf der Bühne

Ein eigens gegründeter Projektchor konfrontiert in einer Inszenierung im Moritzhof die Protagonistin mit frauenfeindlichen Klischees. Möglich machen das die Telemann-Festtage.

Von Martin Rieß 07.03.2024, 06:40

Neue Neustadt. - In eine Opernbühne verwandelt sich der Magdeburger Moritzhof dieses Wochenende dank der Telemann-Festtage. Auf dem Programm stehen in je einer Aufführung zwei Varianten von „Penelope. Kommen und Gehen, Irren und Ankommen“. Nie gehört? Kein Wunder. Es handelt sich um eine Collage, die für die Festtage produziert wurde – als Erwachsenenversion und als Familienoper.

In Magdeburg ist die Rolle der Frau ein Thema

Regisseurin Maria Kwaschik sagt: „In ,Odysseus‘ hat Penelope zwar eine wichtige Rolle, steht aber doch am Rande. Wir haben uns bei den Zeitgenossen Telemanns umgeschaut und aus den Stücken eine Geschichte entwickelt, die Penelope ins Zentrum rückt.“ Für die Musik und für die Soli auf der Bühne sind Profis zuständig – eine tragende Rolle kommt dabei auch einem Projektchor aus Männern verschiedener Magdeburger Chöre zu.

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Die Mitglieder dieses Projektchors mussten sich gleich mehreren Herausforderungen stellen, die sonst nicht unbedingt zum Choralltag gehören. In der Erwachsenenversion sind sie es, die Penelope mit frauenverachtenden Klischees konfrontieren, die Zeilen auf die Bühne bringen, für die sie im Privaten niemals stehen würden. Marlene Holzwarth leitet den Projektchor und sagt: „Das ist ein ungewohntes Feld für einen Laienchor, und ich habe alle Hochachtung davor, wie die Mitglieder des Chores diese Aufgabe meistern.“ Zumal es sich eben um einen Projektchor handelt, der also eigens für die Inszenierung zusammengestellt wurde. Marlene Holzwarth sagt: „Ich freue mich, dass wir diesen Weg gegangen sind. Denn so haben wir einen Chor mit Mitgliedern der verschiedensten Altersklassen.“ Das passe zu der Idee, mit dem Chor eine vielschichtige Gemeinschaft darzustellen.

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Von den zu meisternden Aufgaben gibt es noch andere. So muss gegen die trockene Luft im Veranstaltungsraum angesungen werden, und der Chor muss auch schauspielerisch auf der Bühne agieren.

Mitglied im Projektchor ist auch Martin Schulze. In seiner Schulzeit in Dresden hatte er schon einmal in einem Chor gesungen, in Magdeburg hatte er im Magdeburger Vokalensemble Intakt eine musikalische Heimat gefunden. „Das Singen im Chor ist ein hervorragender Ausgleich im Alltag“, sagt er. Für ihn ist der darstellerische Aspekt beim Singen tatsächlich ein Novum: „Es ist eine interessante Erfahrung.“ Auch, da die Zusammenarbeit mit Mitgliedern anderer Chöre einen ungewohnten Austausch darstellt. Zudem waren die vergangenen Wochen mit Proben jeden Sonnabend und zuletzt täglich ein intensives Erlebnis.

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Dass die Produktion im Magdeburger Moritzhof stattfinden kann, ist aus Sicht von Maria Kwaschik durchaus bemerkenswert: Neben den Inszenierungen rund um Telemann an den großen Häusern wird hier eine komplette Produktion mit freien Akteuren an einem anderen Ort ermöglicht. Sie sagt: „Ich sehe dies auch als Möglichkeit, die Oper für das eher dem Moritzhof als dem Opernhaus zugewandten Publikum erlebbar zu machen.“

Die Aufführungen, die Inhalte und die Mitwirkenden

Die Aufführungen: „Penelope. Kommen und Gehen, Irren und Ankommen – ein inszeniertes Pasticcio“ steht als Erwachsenenvorstellung mit einer Dauer von rund 110 Minuten mit Pause am Sonnabend um 11 Uhr und mit angepassten Inhalten und mit einer Dauer von rund einer Stunde am Sonntag um 11 Uhr als Familienoper auf dem Spielplan des Moritzhofs am Moritzplatz 1.

Die Inhalte: Im Mittelpunkt beider Aufführungen steht die Penelope aus der antiken Mythologie. Die Autorinnen der Magdeburger Inszenierung verbinden Geschichten über das Schicksal der spartanischen Prinzessin mit aktuellen Fragestellungen und „bringen das Publikum so in den Genuss eines völlig neuen Kunstwerks“, wie es in einer Ankündigung heißt. Es erklingen Auszüge aus der Oper „Ulysses“ von Reinhard Keiser und aus der Oper „Ulysse et Pénélope“ von Jean-Féry Rebel sowie Instrumentalmusik von Georg Philipp Telemann. Für die Familienoper am Sonntag ist der Fokus verschoben: Hier geht es um die Fragen, wie es ist, wenn man sehr lange auf einen geliebten Menschen warten muss, ob man irgendwann aufhört, ihn zu vermissen und ob man ihn überhaupt noch erkennt, wenn er dann doch wieder auftaucht.

Die Mitwirkenden: Die Leitung hat Mirjam-Luise Münzel inne. Regie führt Maria Kwaschik, die musikalische Co-Leitung verantwortet Mira Lange. Den Projektchor leitet Marlene Holzwarth. Sophia Körber agiert in der Rolle der Penelope, Johannes Wieners als Circe und Vincent Hoppe als Urilas und Ulysses auf der Bühne. Es spielt das Ensemble Wunderkammer.ri