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Personallage Zu wenig Taxifahrer in Magdeburg

Für Taxiunternehmer in Magdeburg wird es offenbar immer schwieriger, neue Fahrer zu finden.

Von Jana Heute 22.01.2018, 00:01

Magdeburg l Vor zehn Jahren gab es noch eine Obergrenze für die Genehmigung neuer Mietautos im Stadtgebiet von Magdeburg, doch die ist längst hinfällig. Im Gegenteil: „Alle suchen Fahrer“, sagt Thomas Henschel, Vorsitzender des Stadtverbandes der Magdeburger Taxiunternehmen.

Sein Kollege Frank Tempel, Vorstand der Magdeburger Taxi- und Mietwagengenossenschaft, nennt auch eine Zahl: „Wir könnten auf der Stelle 20 bis 30 Fahrer gebrauchen, um alle Fahrzeiten abzusichern.“ Er selbst würde auch „sofort jemanden nehmen“, sagt Tempel, der als Taxiunternehmer drei Mietautos unterhält und selbst mit am Steuer sitzt.

Aufgrund der sich zuspitzenden Personalnot müssen Kunden inzwischen regelmäßig auch mal länger auf ihr Taxi warten. Nicht nur in Stoßzeiten an den Wochenenden abends, sondern auch in der Woche. Das sei zum Beispiel montags bis mittwochs und speziell an den Nachmittagen zwischen 15 und 19 Uhr der Fall, wenn bei den Fahrern Schichtwechsel ist und nur wenige Autos draußen seien. Das Arbeitszeitgesetz schreibt vor, dass die Fahrer nach acht Stunden aussteigen müssen. „Bei der Gestaltung der Arbeitszeiten sind wir nicht besonders flexibel“, erklärt Tempel.

Aus lauter Not hat die Genossenschaft, unter deren Dach aktuell 129 Taxis rollen, sogar schon einen Pflichtdienst für die frühen Morgenstunden von 4 bis 7 Uhr eingeführt. Zu dieser Zeit wollte zuvor fast keiner mehr losfahren bzw. in Bereitschaft stehen.

Und auch nachts wollen offenbar immer weniger Fahrer ans Steuer. „Gerade für die Nächte am Wochenende findet man nur noch sehr schwer Fahrer. Da hat man es oft mit pöbelnden, alkoholisierten Kunden zu tun. Ganz schlimm ist es am Hassel. Da will nach Mitternacht gar keiner mehr hin“, beschreibt Henschel die Situation. Zugespitzt habe sich die Lage durch den Spätshop. Die Betrunkenen stünden direkt an den Taxiplätzen, würden oft Flaschen zerschlagen und herumpöbeln.

Frank Tempel pflichtet seinem Kollegen bei. „Ich habe gesehen, wie einer eine Bierflasche direkt auf das Dach vom Taxi vor mir gestellt hat. Darauf hat keiner von uns Lust“, meint Tempel. Er hofft, dass sich die Lage auf dem Hassel mit der von der Stadt Magdeburg angekündigten Ordnungsoffensive gemeinsam mit der Polizei bessert.

Doch selbst wenn: An der Personallage im Taxigewerbe wird das nicht viel ändern. Die Probleme sind vielschichtig. Viele Fahrer gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand, neue Leute kommen kaum nach. Es gilt zwar Mindestlohn, dennoch scheint der Job in Schichten nicht sonderlich attraktiv. „Früher hatten wir oft Studenten, die zeitweise mitgemacht haben. Doch die Hürden sind heute zu hoch“, sagt Tempel.

Die Kosten für den Taxischein mit Lehrgang, Gebühren und ärztlichen Untersuchungen summierten sich für den Erstanmelder schnell mal auf 500 Euro. „Das macht kein Student“, so Tempel. Die Stadt Magdeburg verweist in Sachen Personalakquise auf das Arbeitsamt, doch das finanziere keine Taxischeine mehr, so der Vorstand der Genossenschaft.

145 Taxis sind zurzeit in Magdeburg gemeldet. Die Stadt erklärt: Wer einen Antrag stellt und alle Voraussetzungen erfüllt, bekommt den Taxischein.