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Ludwig Bedau aus Magdeburg vertritt morgen engagierte FÖJler in Berlin / Einladung zum großen Bürgerfest Post vom Bundespräsidenten: 19-Jähriger wechselt für einen Tag vom Museum ins Schloss Bellevue

Von Anja Schuberth 07.09.2012, 03:15

Ludwig Bedau darf morgen Bundespräsident Joachim Gauck treffen. Der 19-jährige Magdeburger engagiert sich in einem "Freiwilligen ökologischen Jahr" im Naturkundemuseum Magdeburg und wird morgen im Schloss Bellevue nicht nur ca. 2000 FÖJ-Teilnehmer, sondern auch das Bundesland Sachsen-Anhalt vertreten.

Magdeburg l Während einer schulischen Informationswoche wurde Ludwig Bedau auf das FÖJ aufmerksam. "Bei einem Vortrag über Freiwilligendienste wurde unter anderem auch das Freiwillige ökologische Jahr erwähnt. Das sprach mich sofort an!", erzählt er, "denn ich interessiere mich sehr für Natur- und Umweltthemen." Ursprünglich wäre das FÖJ als Wehrdienstersatz für den damaligen Schüler gedacht gewesen. Doch kurz vor den Abiturprüfungen wurde die Wehrpflicht abgeschafft. Trotzdem entschied sich der engagierte junge Mann, seinen Platz im Naturkundemuseum in Magdeburg anzutreten.

"Ich wollte vor dem Studium einfach noch etwas Praktisches machen und bin sehr froh, dass ich mich für das FÖJ entschieden habe. Ich habe in diesem Jahr sehr viel gelernt, es hat mir Zeit verschafft", erklärt Ludwig. Mittlerweile wisse er auch ganz genau, was er studieren möchte. "Ich werde Ingenieur-Informatik studieren. Das ist zwar was ganz anderes, aber es geht beim FÖJ ja auch darum, sich über seine Zukunft klar zu werden."

Fünf Tage die Woche verbringt Ludwig Bedau im Museum. "Wir haben hier Gleitarbeitszeiten. Das heißt, ich muss meine acht Stunden voll kriegen, kann aber eigentlich arbeiten, wann ich will", erklärt der FÖJ-Teilnehmer. Ludwig erzählt auch, er sei ein echter Frühaufsteher und morgens immer schon um 5.30 Uhr auf den Beinen, um mit seiner Familie zu frühstücken.

Das Tolle an seiner Arbeit im Museum sei die Vielseitigkeit. "Mein Tagesablauf ist immer total unterschiedlich. Es gibt immer wieder neue Aufgaben zu erledigen und andere Dinge zu tun." Sein Schwerpunkt sei jedoch die Arbeit mit Kindern. "Ich begleite Führungen für Klassenfahrten, betreue die Gruppen und halte auch selbst Vorträge vor kleineren Kindergruppen. Außerdem gibt es hier auch Bildungsveranstaltungen und Ferienprogramme für Kinder, die ich ebenfalls betreue", sagt der 19-Jährige. Neben diesen Tätigkeiten hat Ludwig aber auch die Chance, in jeden Bereich mal hineinzuschnuppern. Beispielsweise habe er auch schon unterm Mikroskop Ameisen präpariert.

Das Besondere am FÖJ sei vor allem auch das Sprecherwesen, erklärt Ludwig Bedau. "Die einzelnen Seminargruppen wählen eigene Vertreter bzw. Sprecher bis hoch in die Bundesebene. So etwas gibt es beim normalen FSJ zum Beispiel gar nicht. Ich wurde nach dem ersten Seminar zum Sprecher gewählt und hatte somit die Möglichkeit, viele Dinge anzuregen. Das ist wirklich großartig!" Ludwig würde jedem Jugendlichen ein FÖJ empfehlen. Jedoch betont er, dass das Interesse an der Thematik und eine ökologische Grundeinstellung auf jeden Fall vorhanden sein sollte.

Aufgrund seines großen Engagements beschloss die "Stiftung für Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt", Ludwig Bedau als Vertreter des FÖJ für das Bürgerfest des Bundespräsidenten in Berlin vorzuschlagen. In den letzten Jahren waren zu diesem Fest hauptsächlich Politprominenz, Wirtschaftsvertreter und Journalisten geladen.

Bundespräsident Joachim Gauck möchte dieses Jahr aber eine Veranstaltung mit dem eindeutigen Charakter eines Bürgerfestes geben. Für den Abend des 8. September wurden deshalb verdiente Menschen aus allen Bundesländern namentlich eingeladen. Am nächsten Tag steht das Schloss Bellevue dann allen interessierten Bürgern offen. Einer dieser ca. 4000 Gäste ist Ludwig Bedau. Zusammen mit einer FÖJlerin aus Rheinland-Pfalz wird er am Samstagabend 2000 FÖJ-Teilnehmer und vor allem auch unser Bundesland Sachsen-Anhalt in Berlin vertreten.

"Als ich eines Tages einen Brief bekam, auf dem der Bundesadler eingeprägt war, dachte ich schon: Oh Gott, was ist denn jetzt los?", erzählt Ludwig lachend. "Als ich dann erkannte, dass es die offizielle Einladung zu diesem Bürgerfest war, war ich geschockt. Denn damit hatte ich gar nicht gerechnet."

Der Schreck ist zwar verdaut, doch ein bisschen aufgeregt sei er immer noch, gibt der engagierte FÖJler zu. Er erzählt weiter, dass er sich auch Unterstützung vom Träger, dem "Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst Landesverband Sachsen-Anhalt" mitnehmen werde. "Dieser Verband richtet ja gemeinsam mit der Stiftung das FÖJ aus und ich finde es deshalb richtig, wenn meine Begleitperson jemand vom Träger ist", erklärt Ludwig.

Weiter sagt er: "Ich erwarte mir von diesem Tag einfach gute Gespräche mit anderen freiwillig engagierten Menschen. Außerdem ist es natürlich eine große Ehre, Herrn Gauck mal live zu sehen. Ich halte ihn für einen außerordentlich guten Bundespräsidenten."