Direktvermarkter Regionale Produkte trotzen der Pandemie
Regionale Produkte liegen voll im Trend. Eine Osteraktion bietet die Schafmilchkäserei JAARE wieder an. Ein Hoffest findet in diesem Jahr nicht statt.
Lindau (pwi)
„Wir halten an unserem April-Termin fest“, sagt Anett de Vries. Die Rede ist vom großen Hoffest der Schafmilchkäserei JAARE in Lindau. Doch gemeint ist nicht der April in diesem Jahr, sondern der 10. April 2022. Auch in diesem Jahr findet also kein Hoffest statt. „Wir haben überlegt, es zu verschieben“, erzählt Anett de Vries. In den Juli vielleicht, aber auch dafür sind die Prognosen eher schlecht, oder gar in den August. Doch der Aufwand wäre enorm. Jeder Termin müsste vorbereitet werden und am Ende müsste man die Leute vertrösten. Dann setzt man lieber gleich auf 2022. Das wäre dann nach zwei Jahren Abstinenz das 12. Hoffest.
Derweil läuft der Betrieb in Lindau kontinuierlich. Die Schafe kennen kein Corona. Mehr als 200 Lämmer wurden im Februar geboren. Anfang April rechnen Anett und Arnold de Vries mit den nächsten Lämmern, das wäre perfekt zum Hoffest gewesen. Die Nachfrage sowohl bei den Tieren ist da, als auch beim Käse, der in der hofeigenen Käserei produziert wird. Täglich kommen von den Schafen rund 100 Liter Milch. Dreimal pro Woche wird diese dann verarbeitet und komplett in Käse umgesetzt.
Nachfrage nach regionalen Produkten steigt
Wussten sie, dass zur Herstellung von einem Kilogramm Schafmilchkäse fünf Liter Milch nötig sind? Für ein Kilogramm Käse aus Kuhmilch braucht man sogar 10 Liter Milch. Nährstoff-, fett- und eiweißreicher ist also die Schafsmilch. Auch die strukturelle Zusammensetzung der Schafsmilch unterscheidet sich von Kuhmilch. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit Lactoseintolleranz bei Schafsmilch keine Probleme haben, weiß Anett de Vries. Bestes Beispiel ist ihr eigener Mann.
Käse aus Schafsmilch hat in den letzten Jahren immer mehr Freunde gefunden. Dabei kommt es den Leuten vor allem darauf an, dass er aus der Region kommt. Die Nachfrage nach regionalen Produkten ist in der Pandemiezeit enorm gestiegen. Das kann Anett de Vries bestätigen, und sie weiß es auch von anderen Direktvermarktern. "Es ist toll, dass die Verbraucher mehr auf Regionalität gucken“, sagt sie, „der Traum jedes Direktvermarkters, dass das mehr angenommen wird.“ In dem Sinne hat Corona auch einen positiven Effekt mit sich gebracht, wenn man sich auch in Lindau nichts sehnlicher als die Rückkehr zur Normalität wünscht.
Ihren Hofladen musste Anett de Vries nie schließen. Viele Kunden seien am Anfang verunsichert gewesen, erinnert sie sich. Viele hätten erst einmal angerufen und nachgefragt. Auf seinen Käse oder die Fleisch- und Wurstprodukte musste jedoch niemand verzichten. Für die Leute, die nicht weg konnten, und um die Sachen, die für das Hoffest 2020 schon produziert waren an den Mann zu bringen, initiierte Anett de Vries im vergangenen Jahr eine Osteraktion. Individuell konnten sich die Kunden Käsepakete mit Osterwünschen zusammen stellen und zuschicken lassen. Das wurde recht gut angenommen, so dass es in diesem Jahr eine neue Auflage gibt. Bis zum 28. März sollten die Paketwünsche eingegangen sein.
Osterkäsepakete kommen gut an
Während im vergangenen Jahr alles noch per Email oder Telefon bestellt werden musste, wurde kurz nach Ostern der JAARE-Onlineshop eingerichtet. So lief die Paketaktion weiter über das ganze Jahr. Die Weihnachtsaktion habe dann gigantisch eingeschlagen, berichtet Anett de Vries. Nun setzt sie wieder auf die Osterpakete. Das sei einfach ein Angebot an die Kunden. Ansonsten finden die Produkte auch so ihre Abnehmer.
In das Osterkäsepaket könnte man sich auch die neueste Kreation der Schafmilchkäserei packen lassen – den JAARE-Mosterd-Kaas. Das ist ein Schnittkäse mit Senfkörnern. Die Idee war der Lindauerin bei einem Schwarzwaldurlaub gekommen. Und schließlich hat es ja auch einmal eine Mostrichfabrik in Zerbst gegeben. Mit diesem neuen Käse mit dem holländischen Namen bewirbt sich die Schafmilchkäserei in diesem Jahr wieder um einen kulinarischen Stern.
Kleines Schaf mit Bärlauch gewinnt
Der Wettbewerb „Kulinarisches Sachsen-Anhalt“ geht in diesem Jahr in die fünfte Runde. Die Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (AMG) und das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie suchen wieder die geschmacklichen Highlights des Landes. Als Preis für das beste Produkt einer Kategorie winkt nicht nur Anerkennung in Fach- und Kundenkreisen – es gibt auch einen „Kulinarischen Stern“.
Dreimal in Folge wurde die Schafmilchkäserei mit einem kulinarischen Stern ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr war es das „Kleine Schaf“ mit Bärlauch, das gewonnen hat. Eigentlich wollte Anett de Vries in diesem Jahr gar nicht mitmachen, entschied sich dann aber doch für eine Teilnahme, damit bei dem Wettbewerb auch die Vielfalt der Produkte hervorgehoben werden kann. Die Bewerbungsfrist war Ende Februar abgelaufen. Im April wird die Jury zusammen kommen. Bis Juni müssen sich die Teilnehmer allerdings bis zur Bekanntgabe der Preisträger gedulden.