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Reisewarnung Wenn der Urlaub Ärger macht

Ungebrochen hoch sind bei der Magdeburger Verbraucherzentrale die Nachfragen rund um gebuchte Reisen und Rücktrittsmöglichkeiten.

Von Ivar Lüthe 13.10.2020, 01:01

Magdeburg l „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, wusste schon der Dichter Matthias Claudius. Mittlerweile können so manche Magdeburger schon viel erzählen, bevor sie überhaupt eine Reise antreten. Denn Corona wirbelt etliche Urlaubs- und Reisepläne gehörig durcheinander. Und immer wieder berichten Magdeburger davon, dass sie Probleme mit ihrem Reiseanbieter haben, wenn es darum geht, von der gebuchten Reise wegen einer Reisewarnung des Auswärtigen Amtes zurückzutreten.

In der Verbraucherzentrale in Magdeburg haben die Beraterinnen und Berater alle Hände voll zu tun. „Wir bekommen massenweise Anfragen zum Thema Reisen und auch Reiserücktritt“, sagt Verbraucherberaterin Katja Schwaar. Die Nachfrage nach einer unabhängigen Beratung sei ungebrochen hoch, die geschilderten Probleme dabei sehr unterschiedlich. Jeder Fall müsse einzeln rechtlich betrachtet werden.

Bei Pauschalreisen beispielsweise gebe es durchaus die Möglichkeit, kostenfrei zu stornieren, wenn für das entsprechende Land eine Reisewarnung ausgesprochen wurde, meinen Verbraucherschützer. Doch letztendlich ausschlaggebend ist nicht die Reisewarnung des Auswärtigen Amts, sondern die juristische Frage, ob unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände vorliegen. „Eine Reisewarnung ist ein starkes Indiz dafür. Dennoch muss jeder Fall einzeln geprüft werden“, sagt Katja Schwaar. Darum rät sie, sich einen Termin bei der Verbraucherzentrale zu holen und sämtliche Reiseunterlagen mitzubringen. Auch an der Corona-Hotline der Verbraucherzentrale (0345/298 03 63) gibt es Tipps.

Gleichzeitig häufen sich laut Verbraucherzentrale die Beschwerden, dass Reiseunternehmen – auch vor dem Hintergrund der Vielzahl der Anfragen – erst gar nicht reagieren, Stornierungs- oder andere Rechte der Verbraucher kategorisch ablehnen und nur Gutscheine oder Umbuchungsmöglichkeiten anbieten, heißt es.

Dass eine Reisewarnung nicht gleich bedeutet, von einer zuvor gebuchten Reise kostenfrei zurücktreten zu können, musste Ingo Jacobs aus Magdeburg gerade erst erleben. Er und seine Frau hatten eine Reise nach Fuerteventura für Ende September gebucht. Am 2. September kam die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für sämtliche Kanarischen Inseln. Und damit begann ein langes Hin und Her mit ihrem Reiseanbieter. „Wir hatten gerade erst den Restpreis der Reise gezahlt“, sagt der Magdeburger.

Während eine Freundin des Paares, die bei einem anderen Anbieter die gleiche Reise gebucht hatte, aufgrund der Reisewarnung zurücktreten konnte und ihr Geld zurück bekam, hielt ihr Anbieter sie hin. Auf Anfragen, ob die Reise abgesagt wird oder es Möglichkeiten des Rücktritts gibt, wurde erst gar nicht reagiert, oder es kamen „nichtssagende Standardantworten“, berichtet Ingo Jacobs. Dabei rückte der Abreisetag immer näher. Schließlich erklärte der Reiseanbieter, dass das Ehepaar stornieren könnte. Kosten: 1600 Euro – fast der komplette Reisepreis.

Familie Jacobs wies ihren Anbieter auf die Reisewarnung und die aus ihrer Sicht unvermeidbaren, außergewöhnlichen Umstände hin. Doch nichts tat sich. Der Anbieter beharrte auf Stornokosten oder Reise. Dem Ehepaar blieb also nur: reisen oder Stornokosten hinnehmen und klagen. „Schließlich sind wir geflogen. Aber mit einem unguten Gefühl“, sagt Ingo Jacobs.

In Spanien wurden die Ankommenden am Flughafen direkt in einen separaten Raum geleitet. „Desinfektionsmatten, Fiebermessen, strenge Maskenpflicht“, berichtet Ingo Jacobs vom Empfang am Flughafen und später im Hotel. So richtig genießen konnten sie den Urlaub nicht, denn die Gedanken, was passiert, wenn sie zurückkommen, drehten sich in ihren Köpfen. „Wir haben ständig die Nachrichten verfolgt, wie die Risikobewertung ausfällt, ob und wie lange wir in Quarantäne müssen“, sagt Ingo Jacobs. Sicherheitshalber buchten sie auf eigene Kosten einen früheren Rückflug.

Zurück am Flughafen Berlin-Schönefeld erwartete die beiden dann das Gegenteil von dem, was sie in Spanien erlebt hatten. „Die Ausreisekarten, die wir schon in Spanien ausfüllen mussten und die als ganz wichtig eingestuft wurden, wollte niemand sehen, die Ankommenden wurden auch nicht separat geleitet. Auf das Corona-Testzentrum, das am anderen Ende des Flughafenterminals eingerichtet war, wies nur ein kleines Schild hin“, erzählt Ingo Jacobs.

Auch darauf, dass sie sich nach dem Corona-Test in häusliche Quarantäne begeben müssten, bis das Ergebnis vorliegt, seien sie vor Ort nicht hingewiesen worden. „Es hieß nur, dass es etwa zwei Tage dauert, bis das Ergebnis da ist. Ich hätte erwartet, dass es eine verpflichtende Erklärung gibt, dass man sich in Quarantäne begeben muss. Schließlich sind wir aus einem Risikogebiet zurückgekommen und hätten viel Unheil anrichten können“, sagt er. Letztlich ging alles gut aus, ihr Testergebnis war negativ – genauso allerdings wie ihre Erlebnisse rund um die eigentlich schönste Zeit im Jahr.