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  7. Sand im Zensus-Getriebe: Falsche Mahnungen, helle Aufregung

30 000 Briefe mit Unterlagen konnten von der Post nicht zugestellt werden / Dafür kamen verkappte Mahnungen Sand im Zensus-Getriebe: Falsche Mahnungen, helle Aufregung

Von Karl-Heinz Kaiser 13.07.2011, 04:33

Die Post hat 30000 Briefe des Statistischen Landesamtes mit Vordrucken zur Wohnraum- und Gebäudezählung im ersten Anlauf nicht zustellen können. Stattdessen erhielt ein Teil der betroffenen Bürger Mahnbriefe. In Beyendorf-Sohlen herrscht deshalb helle Aufregung.

Magdeburg. Dieter Roske schwört Stein auf Bein, keinen Brief mit den Vordrucken erhalten zu haben. Statt dessen flatterte die erste Mahnung ins Haus. Und er weiß, die Sache ist Pflicht. "Doch was sollte ich denn machen", sagte er.

Viele andere im Ortsteil rätseln derzeit genauso wie er. Denn: Über die Service-Nummer in die Zensus-Zentrale hineinzukommen, sei derzeit fast ein Ding der Unmöglichkeit. Immer besetzt! Und das Allerschärfste für Dieter Roske: Selbst jene, die ihre Bögen abgeschickt haben, hätten gleichfalls eine Mahnung bekommen.

Ist Sand im Zensus-Getriebe? Immerhin ist es die erste große Wohnraum- und Gebäude- sowie Haushaltszählung seit den 1970er Jahren in diesem großen Maßstab. 17,5 Millionen Briefe mit Unterlagen zur Wohnraum- und Gebäudezählung wurden republikweit verschickt, in Sachsen-Anhalt waren es 700 000 Stück. Da bestünden durchaus Möglichkeiten, dass etwas anders als beabsichtigt laufe, hieß es.

Was im Ortsteil Beyendorf-Sohlen derzeit Daueraufreger ist, versucht Renate Tewes, Pressesprecherin im Statistischen Landesamt, in der Volksstimme-Nachfrage zu klären.

Zunächst: "Das waren keine Mahnungen, sondern erste freundliche Erinnerungsschreiben, die wir am 28. Juni abgesetzt hatten", sagte sie.

Die Wohnraum- und Gebäudezählung sowie die statistische Erfassung in den Haushalten soll Ende Juli abgeschlossen sein, deshalb die Erinnerung an Säumige.

Allerdings führte eine Panne zu Überschneidungen. Rund 30 000 an Haus-, Wohnungs- und Gebäudeeigentümer gerichtete Briefe nämlich habe die gelbe Post als unzustellbar wieder an das Landesamt zurückgesandt.

"Als die Information darüber bei uns eintraf", so die Pressesprecherin, "waren die Erinnerungsschreiben schon heraus. Dazu gehörten auch die Briefe an Dieter Roske und andere Bürger in Beyendorf-Sohlen", sagte Renate Tewes.

Sie bestätigt auch, dass solche verkappten Mahnungen auch bei Bürgern eintrafen, die ihre ausgefüllten Erfassungsbögen nachweislich abgeschickt haben.

Der Rücklauf sei zwar gescannt, aber noch nicht computermäßig "einsortiert" gewesen, hieß es.

Jetzt will das Landesamt die Panne ausbügeln. Renate Tewes: "In den neuen Schreiben (auch an Dieter Roske) haben wir sowohl die Nummer des (nicht angekommenen) Fragebogens als auch den Aktivierungscode vermerkt. Beides zusammen stellt die Schlüsselnummer dar, mit deren Hilfe der Fragebogen im Internet geöffnet und die Fragen beantwortet werden können." Und wer nicht über die entsprechende Technik verfügt?

Laut Renate Tewes sollte er sich dann über die Zensus-Hotline unter 0800 5892145 melden. Die 30 Mitarbeiter bieten einerseits den erneuten Versand des Fragebogens für die Gebäude- und Wohnungszählung. Andererseits helfen sie am Telefon bei der sofortigen Speicherung der Angaben im gesicherten Online-Verfahren (das Zensusportal im Internet ist zu finden unter der Adresse www.zensus2011.de).

Überhaupt ist offenbar nicht sicher, ob alle Adressaten der 30 000 nicht zugestellten Briefe und die Empfänger der unmotivierten Erinnerungsschreiben identisch sind. Das Statistische Landesamt bittet wohl vor allem deshalb: Generell sollten sich alle Bürger melden, die Wohneigentum besitzen und bis jetzt noch keinen Fragebogen erhalten haben. Das auch unabhängig davon, ob sie nun eine Erinnerung bekommen haben oder nicht, hieß es gestern auf Nachfrage.

Im Übrigen werde ab der 34. Kalenderwoche, also Ende August, noch ein zweites Erinnerungsschreiben an tatsächlich Säumige herausgegeben. Danach erst werden tatsächliche Mahnbriefe versandt - mit Bußgeldandrohung.

Die Pressesprecherin rät jedoch, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Die große "Inventur", die der Zensus darstellt, soll schließlich alle statistischen Daten auf den aktuellen Stand bringen. Das zum Vorteile für alle, wirbt sie.

Außerdem: Das Bezahlen eines Bußgeldes hebe die Verpflichtung nicht auf, die geforderten Angaben doch zu machen.