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Sanierungspläne Die Zehn-Millionen-Euro-Mauer

Die Festungsmauer an der Maybachstraße in Magdeburg ist akut einsturzgefährdet und soll saniert werden: für zehn Millionen Euro.

Von Stefan Harter 06.10.2016, 01:01

Magdeburg l Die krenelierte Eskarpenmauer, wie das Teilstück im Festungsjargon heißt, reicht von der Maybachstraße bis zum Busbahnhof. Um circa 670 Meter geht es in der Drucksache, über die der Stadtrat Magdeburg demnächst entscheiden soll. Für die Sanierung eines einzelnen Mauermeters veranschlagt die Stadt 11.000 bis 15.000 Euro, insgesamt also bis zu über 10 Millionen Euro. Gut zwei Drittel sollen Fördermittel vom Land sein, den Rest müsste die Stadt selbst stemmen.

Als Grund für die hohen Kosten wird u. a. die schlechte Erreichbarkeit der Mauer angeführt. Fahrzeuge könnten beispielsweise nicht eingesetzt werden, Arbeiten auf der Westseite der Mauer müssten wegen des Wassergrabens in Wathose durchgeführt werden. Besondere Sicherungen für die Arbeiter seien notwendig.

Bereits seit vielen Jahren drängen Festungsexperten auf eine Sanierung der Mauer. Der Mauerzustand ist in Teilen so schlecht, dass sie akut einsturzgefährdet ist, Ursachen sind jahrelange Durchfeuchtung und Frost. Die Stadt als Eigentümerin ist in der Pflicht für die Sicherheit zu sorgen. Speziell im Bereich 70 Meter von der Maybachstraße aus besteht dringender Handlungsbedarf. Hier sollen zeitnah eine Million Euro investiert werden.

Der Baustart wird noch für dieses Jahr vor Beginn der Frostperiode avisiert. Die weitere Mauer soll in Abschnitten bis zum Jahr 2024 saniert werden, abhängig von der jeweiligen Fördermittelzusage.

Ursprünglich sollte nur eine Notsicherung durchgeführt werden, die mit 4000 bis 5000 Euro je Mauermeter zu Buche schlagen würde. Nachteil: Für den unteren Bereich würde es eine Bestandsgarantie von nur 40 Jahren geben, darüber sogar nur für die nächsten 15 Jahre. Die Vollsanierung würde aber einen lebenslangen Erhalt der Mauer bedeuten.

Dabei wird die Maßnahme auch verwaltungsintern unterschiedlich bewertet. Während das Kommunale Gebäudemanagement die günstigere Variante vorschlägt, empfiehlt der Liegenschaftsservice die Millionenvariante und verweist auf die „Wirtschaftlichkeit auf lange Zeit“. Die Denkmalschutzbehörde hat die Komplettsanierung genehmigt.

Als Begründung für die Investition beruft sich die Verwaltung auf das Denkmalverzeichnis. Die Westfront, der Bereich mit der Mauer, sei „von den im Magdeburger Festungsgürtel erhalten gebliebenen Werken der preußischen Festung des 19. Jahrhunderts das Eindrucksvollste hinsichtlich Größe und Erhaltungszustand. Es ist ein stadt- und militärbaugeschichtlich sehr bedeutsames Zeugnis“, heißt es dort.

Rüdiger Stefanek, Mitglied der Fachgruppe Festungsanlagen und Vorsitzender des Sanierungsvereins Ravelin II, erklärt auf Volksstimme-Anfrage: „Wir freuen uns über den Entschluss der Stadt Magdeburg, die Eskarpenmauer, die offenkundig in keinem guten Zustand ist, zu erhalten und zu sanieren.“