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Schausteller Magdeburger bauen in Italien Riesenrad auf

Die Magdeburger Schaustellerfamilie Boos will mit einem Riesenrad in Pompeji eines der größten Karussells Europas aufbauen.

Von Rainer Schweingel 17.10.2018, 01:01

Magdeburg l Stuttgart, Warschau, Paris, Budapest – die Magdeburger Schaustellerfamilie Gunter Boos mit seinen Söhnen Hendrik und Stefan ist in Europa mit ihren Fahrgeschäften schon weit gereist. Das Projekt 2019 ist für die erfahrenen Marktbeschicker aber dann doch eine neue Dimension. „Die Verträge sind unterschrieben. Wir werden ab Mai 2019 unser neues Riesenrad in Pompeji in Sichtweite zu den Ausgrabungen eröffnen und hoffen natürlich, dass es großen Zuspruch gibt“, so Gunter Boos.

Die Vier-Millionen-Euro-Investition liegt in den Händen seiner Söhne Hendrik und Stefan Boos und ihrer Gesellschaft und kam über einen italienischen Riesenradhersteller zustande, mit dem letztlich das gesamte Projekt gestemmt wird. Der Hersteller kümmert sich um den Bau, die Gesellschaft Gebrüder Boos OHG mit Hendrik und Stefan um den Betrieb. Hendrik Boos: „Wir hatten ohnehin vor, uns ein neues Riesenrad zuzulegen, um auf dem Markt besser agieren zu können. Deswegen musste ein größeres Rad her als die 32 Meter, die wir jetzt noch mit dem alten Rad haben.“

So wird nun das alte Riesenrad, das sich bis 14. Oktober 2018 noch auf der Messe in Magdeburg drehte, nach Frankreich verkauft. Das neue ist mit 55 Metern mehr als 20 Meter höher und damit eine noch größere Attraktion. In Pompeji werden die Fahrgäste dann aus mindestens 55 Metern Höhe auf die Umgebung mit den Ausgrabungen schauen können.

Das neue Rad wird über 42 geschlossene Kabinen für je sechs bis acht Personen verfügen. „Damit lösen wir auch das Höhenangstproblem, das so mancher hat“, so Vater Gunter Boos. Etwa zehn Minuten dauert eine Fahrt. Rund 1200 Passagiere schafft das Rad pro Stunde theoretisch. Der Preis für die Tour steht noch nicht fest, soll sich aber möglichst unter zehn Euro bewegen. Für die Einheimischen sind sogar Sonderpreise mit Rabatt geplant.

Gunter Boos jedenfalls erhofft sich den Effekt, den zum Beispiel auch das London Eye in der britischen Hauptstadt erfährt: Touristen werden neugierig und wollen die spannende Umgebung auch aus anderer Perspektive betrachten.

„Wir sehen uns dort als Attraktion an einer Attraktion und nicht als Volksfest“, so Boos senior weiter. Das Riesenrad wird allein an der Stelle stehen und nicht von anderen Fahrgeschäften umgeben. Potenzielle Kunden sind die rund vier Millionen Touristen, die jedes Jahr die historische Stätte besuchen.

„Der Kontakt nach Pompeji kam über unseren Riesenradhersteller zustande, der wiederum Kontakt mit den italienischen Behörden vor Ort hatte und dort alle Formalitäten klären konnte. Wir kamen infrage, weil wir als langjähriger und zuverlässiger Partner in der Branche bekannt sind“, so Gunter Boos.

Die nächsten Wochen wird sich die Magdeburger Schaustellerfamilie noch mit vielen Vorbereitungen auf Italien beschäftigen, gleichzeitig aber auch auf Festen in ganz Deutschland, unter anderen in Münster, Freiburg, Neuruppin und Rostock unterwegs sein, ehe sie ab November auch den Magdeburger Weihnachtsmarkt wieder mit Fahrgeschäften beschicken wird.

Die Pläne für Pompeji indes müssen weiter vorangetrieben werden, denn anders als die bisherigen Fahrgeschäfte wird das neue Riesenrad nicht schnell den Standort wechseln können. Hendrik Boos: „Das geht auch nicht. Für den Transport sind rund 20 Lkw notwendig, die wir ja nicht immer parat haben.“ Außerdem dauert der Aufbau schätzungsweise eine Woche gegenüber knapp zwei Tagen beim bisherigen kleineren Riesenrad.

So sind zunächst fünf Monate Betriebszeit vor Ort in Italien geplant, bei denen aber nicht immer jemand aus der Familie persönlich vor Ort sein wird. „Unser Können ist vor allem beim Auf- und Abbau gefragt. Danach können qualifizierte Mitarbeiter vor Ort den Betrieb übernehmen. Wir haben ja noch andere Fahrgeschäfte“, so Hendrik Boos, der mit seinem Bruder Stefan schon seit 20 Jahren die eigene Schaustellerfirma betreibt und in der Branche in fünfter Generation unterwegs ist.

Was nach den ersten fünf Monaten passiert, hängt vom Zuspruch der Touristen ab. Läuft es gut, bleibt das Rad vielleicht ganz in Italien und wird zwischendurch nicht an einem anderen Ort eingesetzt.

Geplant ist, dass die Magdeburger auch 2020 in Italien am Rad drehen wollen, wenn die Bedingungen dafür stimmen. Der Vertrag lässt das jedenfalls zu.