Wohnen an der Elbe Schausteller planen Lärmschutzwall
Die Schausteller in Magdeburg haben Zukunftssorgen. Der Messeplatz muss wegen des neuen Wohnviertels vielleicht weichen.
Magdeburg l „Wir haben inzwischen halbwegs eingesehen, dass es schwierig zu verhindern sein wird“, sagt Karl Welte, 1. Vorsitzender des Vereins Selbstständiger Gewerbetreibender Markt- und Messereisender. Er meint das neue Wohnviertel, das die Magdeburger Wohnungsgenossenschaft MWG und die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Wobau in unmittelbarer Nachbarschaft zum Messeplatz planen.
Die Schausteller befürchten Konflikte in Sachen Lärmschutz, in der Folge ihre Verdrängung und waren zunächst Sturm gegen das Projekt gelaufen.
In trockenen Tüchern ist die Baugenehmigung noch nicht, aber im Stadtrat Magdeburg zeichnete sich Ende Februar 2018 Rückenwind für das Vorhaben ab.
Die Sorgen der Schausteller haben sich alles andere als gelegt, aber Welte schaltet von Bekämpfung auf Zusammenarbeit um. „Es soll nicht der Eindruck entstehen, wir seien der Stadt oder den Bauherren gegenüber feindlich gesonnen. Ohnehin sind wir das schwächste Glied in der Kette und werden den Kürzeren ziehen, wenn wir uns nicht vernünftig einigen.“
Zwar taufte die Stadt Magdeburg schon 2005 den angestammten Messeplatz nach dem Mann, der 1885 den Magdeburger Schaustellerverein gründete: Max-Willi-Platz. Sicheres Bleiberecht genießen die Schausteller in der prominenten, innenstadt- und elbnahen Lage aber jeweils nur für ein Jahr. Einen Antrag der Gartenpartei, den Schaustellern vertraglich über längere Frist den Platz zur Nutzung zu übergeben, lehnte eine Ratsmehrheit ab. „Das hat uns schon verletzt“, sagt Welte.
Jetzt wollen die Schausteller das Gespräch mit den potenziellen Bauherren und dem Ordnungsamt suchen. „Wir hoffen, Wobau und MWG werden in die Pflicht genommen, für einen ordentlichen Lärmschutz zu sorgen, aber wir wollen auch unseren Teil beitragen und einen Lärmschutzwall am Rande unseres Platzes in Richtung Wohnbebauung errichten“, so Welte.
Was das Messegeräusch zu nächtlicher Zeit anbelangt, fiele es jährlich an nur 16 Tagen an. Die Frühjahrs- und Herbstmesse öffnet jeweils an vier Wochen freitags und sonnabends bis 23 Uhr, sonst nur bis 21 Uhr. „Wenn das Ordnungsamt uns für diese 16 Tage im Jahr eine Sondergenehmigung zum Veranstaltungsbetrieb bis eine Stunde nach 22 Uhr erteilen würde, dann wäre das schon eine Möglichkeit.“
Alle vermeintlichen Alternativen zum heutigen Messeplatz lehnt Welte kategorisch ab. „Am Platz zwischen Hyparschale und Stadthalle kämen wir in Sachen Lärmschutz wegen des Funkhauses und der Wohnhäuser am gegenüberliegenden Elbufer vom Regen in die Traufe.“
Ein auch schon erwogener Umzug in den Elbauenpark sei wirtschaftlich zum Scheitern verurteilt. „Da hat 2009 schon einmal jemand Karusselltage etablieren wollen und es sofort wieder gelassen.“
Für den Fall, dass die Messe doch in einigen Jahren weichen müsste, prophezeit Welte den Niedergang des ältesten Volksfestes Deutschlands, als das die Magdeburger Messe gilt. „Dann bleiben davon früher oder später noch ein Kinderkarussell und zwei Schießbuden übrig.“ Welte hofft, dass er das nicht erleben muss.