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Stolpersteine in Magdeburg Schicksale von einstigen Mitbürgern sollen nicht in Vergessenheit geraten

Stolpersteine erinnern an die tragischen Schicksale von ehemaligen Anwohnern in Magdeburg-Sudenburg. An ihre Lebensgeschichte wird auch mit Gedenkblättern erinnert, die in Ordnern abliegen. Doch hier ist eine Aktualisierung notwendig.

Von Konstantin Kraft 29.03.2023, 02:00
Im Schneidersgarten liegen Stolpersteine für Margarete und Alfred Michael Herrmann sowie für Marie Valesca Asch.
Im Schneidersgarten liegen Stolpersteine für Margarete und Alfred Michael Herrmann sowie für Marie Valesca Asch. Foto: Konstantin Kraft

Magdeburg - Hanna Levy hat einst in der Halberstädter Straße 25 gelebt. Sie ist die Tochter von Salomon und Sara Levy. Letztere hatten ein Wäschegeschäft in der Halberstädter Straße 63.

Hanna wächst mit drei Brüdern und einer Schwester auf. Die jüdische Familie Levy leidet unter der menschenverachtenden Politik der Nationalsozialisten.

Mehr als 30 Stolpersteine für ehemalige Sudenburger

Ende 1938 wird das Wäschegeschäft, in dem Hanna ihren Eltern aushalf, „arisiert“. Salomon, Sara und Hanna müssen ihre Wohnung in der Halberstädter Straße verlassen und werden in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Schöninger Straße 27a umquartiert. Dort sterben Salomon (August 1941) und Sara (März 1942).

In der Halberstädter Straße 63 erinnert ein Stolperstein an das Schicksal von Hanna Levy.
In der Halberstädter Straße 63 erinnert ein Stolperstein an das Schicksal von Hanna Levy.
Foto: Konstantin Kraft

Hanna kann noch die Bestattung ihrer Eltern auf dem Israelitischen Friedhof in Magdeburg organisieren, ehe sie im Februar 1943 über Berlin nach Auschwitz deportiert wird. Hier verliert sich ihre Spur. Vor dem Eingang zur Halberstädter Straße 63 erinnert heute ein Stolperstein an das Schicksal von Hanna Levy.

In Sudenburg gibt es eine ganze Reihe weiterer solche Erinnerungsmale in den Gehwegen. Thomas Garde ist Stadtteilchronist. Er weiß von derzeit 34 Stolpersteinen, die an die Lebensgeschichte von ehemaligen Sudenburgern erinnern. Darin eingerechnet sind vier Steine für Georg, Isidor, Siegmund und Pauline Lippmann. Diese sind angefertigt, die Verlegung steht indes noch aus.

Mappen sollen öffentlich ausgelegt werden

Als eine Art Erinnerungsbuch sind vor einigen Jahren fünf Ordner aufgelegt worden, die Gedenkblätter zu den Persönlichkeiten hinter den Stolpersteinen versammeln. Das Problem: Diese Ordner sind lange nicht aktualisiert worden, weswegen sich darin derzeit nur acht Eintragungen befinden. Das soll sich ändern.

Thomas Garde hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Stolperstein-Ordner zu vervollständigen. Bei der jüngsten Sitzung der AG Gemeinwesenarbeit (GWA) Sudenburg stellte er dieses Projekt vor. Garde regte überdies an, eine neue Karte mit den Sudenburger Standorten aufzulegen.

Er stieß damit auf breite Zustimmung. „Diese Ordner werden mit uns leben“, sagte GWA-Sprecher Bernd Willerding. Es sei wichtig, die Blätter zu ergänzen, um die Biografien und Ereignisse im Bewusstsein zu behalten. So wurden dann auch 100 Euro aus dem GWA-Initiativfonds für das Vorhaben bereitgestellt.

In digitaler Form liegen die besagten Gedenkblätter bereits vor. Sie sind auf der Internetseite der Stadt Magdeburg unter „Stolpersteine“ abrufbar. Die analogen Ordner sollen künftig an festen Standorten im Stadtteil einsehbar sein. So etwa in der Ambrosiuskirche oder in der Feuerwache.

Außerdem ist angedacht, die Sammlung der Gedenkblätter bei Veranstaltungen auszulegen. So etwa bei Stadtteilfesten oder bei den alljährlichen Januar-Protesten gegen einen Nazi-Aufmarsch in Magdeburg.