Schiffshebewerk Rettung, zweiter Akt

Quasi fünf vor zwölf hat der Stadtrat in Magdeburg die Finanzierung der Saison 2016 für das Schiffshebewerk Rothensee bewilligt.

Von Katja Tessnow 21.03.2016, 00:01

Magdeburg l Im Mai 2012, ein gutes Jahr vor der umjubelten Wiederinbetriebnahme des zuvor zur Einbetonierung vorgesehenen technischen Denkmals, hatte der Stadtrat beschlossen: Jährlich 50.000 Euro steuert die Stadt aus eigener Kasse für die Unterhaltung und den Betrieb bei. Daneben steuert das Verkehrsministerium 150.000 Euro aus dem Fördertopf technische Denkmale bei.

In der Jubelstimmung 2013 begaben sich auch die Gemeinde Barleben und das Jerichower Land als Mitfinanziers mit an Bord – und sind inzwischen wieder ausgestiegen. Insbesondere aus diesem Grund und wegen der „alle Erwartungen übertreffenden erforderlichen Sanierungs- und Wartungsmaßnahmen am Schiffshebewerk“ (O-Ton des auch fürs Hebewerk zuständigen Wirtschaftsbeigeordneten Rainer Nitsche, CDU) reicht der einst beschlossene Magdeburger Zuschuss für den Weiterbetrieb 2016 hinten und vorne nicht mehr aus.

Insgesamt werden die Saisonkosten mit 391.400 Euro kalkuliert. Unter dem Vermerk „verbleibende Ausgaben bei der Stadt“ schlagen im Hebewerkshaushalt 2016 satte 192.000 Euro zu Buche, was beinahe einer Verdreifachung des einst bewilligten Zuschusses entspricht.

Angesichts dessen fielen die Voten zur erbetenen Dreingabe sowohl im Finanzausschuss als auch im Stadtrat erstaunlich eindeutig aus: Beide Gremien gaben das Geld einstimmig frei, wohl in Einsicht in die Not. Nicht auszudenken, wenn dem 2013 unter dem Jubel Tausender wiedereröffneten Hebewerk drei Jahre später ein Abgesang drohte.

Und noch ein weiteres Problem löste der Stadtrat am vergangenen Donnerstag in vollkommener Einigkeit – das personelle. Bisher betrieben drei bei der Stadt angestellte Mitarbeiter (Leitender Ingenieur, Elektriker, Schlosser) das Hebewerk gemeinsam mit zwei per Arbeits- und Beschäftigungsförderung angestellten Gise-Leuten. Ihre geförderten Stellen laufen am 31. März bzw. am 15. April 2016 aus. Ohne sie aber heben die verbleibenden drei Stammkräfte die Hände – keine Chance zur Absicherung des Saisonbetriebes von April bis September jeweils dienstags bis sonntags von 7 bis 18 Uhr.

Jetzt tritt – so hat es der Stadtrat ebenfalls einstimmig beschlossen – die Stadt voll in die finanzielle Verantwortung und übernimmt die Kosten auch für die beiden Gise-Leute komplett. Die Personalkosten steigen damit von 137.500 auf gut 188.000 Euro jährlich an. Sie werden von der Stadt zusätzlich zum Betriebszuschuss von nun 192.000 Euro entrichtet, was den Gesamtzuschuss auf 380.000 Euro pro Jahr anhebt.

Im Angesicht dieser stattlichen Summe guckte Hebewerkschef Marcel Bremer beinahe ungläubig drein, als frei von jeglicher Debatte der einstimmige Ratsbeschluss erging – dann strahlte er erleichtert übers ganze Gesicht und gab große Freude zu Protokoll.

Der Betrieb 2016 ist gesichert. Für die Zukunft zeichnen sich Debatten ab. Der Stadtrat beauftragte den Oberbürgermeister, neue Verhandlungen zur Mitfinanzierung mit den Umlandgemeinden aufzunehmen. Der Hebewerkshaushalt 2017 wird neu diskutiert.