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  7. Tipp für Familien: Schrill: Mr. Gum und der fliegende Tanzbär im Theater Magdeburg

Tipp für Familien Mr Gums Tierquälerei auf der Bühne im Theater Magdeburg

Zum dritten Mal wird im Magdeburger Schauspielhaus eine Geschichte um den Bösewicht und Polly als seine Widersacherin gezeigt. Warum sich ein Besuch lohnt.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 25.05.2025, 00:39
Szene aus "Mr Gum und der fliegende Tanzbär" im Theater Magdeburg. Foto: Dorothea Tuch/TM
Szene aus "Mr Gum und der fliegende Tanzbär" im Theater Magdeburg. Foto: Dorothea Tuch/TM Foto: Dorothea Tuch/TM

Magdeburg - Andy Stantons herrlich absurde Geschichte „Mr Gum und der fliegende Tanzbär“ wurde erstmals in deutscher Sprache auf die Bühne gebracht – in einer Inszenierung, die ebenso wild, verspielt und mutig daherkommt wie das Buch selbst. Die kongeniale Übersetzung von Harry Rowohlt erhält den Sprachwitz des Originals und bietet Kindern ab acht Jahren eine Geschichte voller Humor, Fantasie – und überraschender Tiefe.

Worum es bei Mr Gum und dem fliegenden Tanzbär im Theater Magdeburg geht

Im Zentrum steht ein riesiger, hübscher Bär, der vom fiesen Mr Gum und dessen Kumpan Willi Wilhelm III. zum Tanzen gezwungen wird – für Geld und Ruhm. Doch Polly, die mutige Neunjährige mit großem Herz, stellt sich gegen die Ungerechtigkeit. Sie begibt sich auf ein aberwitziges Abenteuer, um den Bären – liebevoll „Vorhängeschloss“ genannt – zu retten.

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Was wie ein klassisches Märchen beginnt, entpuppt sich rasch als ein kreatives Spiel mit Erzählformen. Die Inszenierung flirtet mutwillig mit dem Chaos: Technikpannen, eine kranke Hauptfigur, kaputte Requisiten – alles wird integriert und verwandelt sich in neue, überraschende Szenen. Das erinnert stark an die Ideen des Improvisationstheaters von Keith Johnstone: ehrlich, mutig, manchmal schräg – und stets offen für das Unvorhersehbare.

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Das Ensemble brilliert mit Energie und Wandlungsfähigkeit. Luise Hart verleiht Polly genau die Mischung aus Entschlossenheit und Charme, die die Rolle verlangt. Laura Fouquet überzeugt als ruhender Pol im rasanten Geschehen, während Lorenz Krieger als durchgedrehter Kapitän Brasil das Publikum zum Lachen bringt. Oktay Önder beeindruckt in der Rolle des Bären – besonders während der turbulenten Schiffspassage. Und Katherina Sattler, die kurzfristig für zwei Rollen einsprang, wurde zurecht vom Premierenpublikum gefeiert.

Was am Anfang nicht funktioniert

Kritisch anzumerken ist lediglich der sehr lange Einstieg vor dem roten Vorhang: Die Metaebene, in der das Improvisationstheater thematisiert und ironisiert wird, braucht einen Moment, um in Schwung zu kommen. Gerade das junge Publikum könnte sich hier anfangs fragen, wann die eigentliche Geschichte beginnt. Doch wer dranbleibt, wird belohnt – mit einem fantasievollen Theaterspaß, der sich stetig steigert.

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Denn hinter all dem Quatsch steht eine ernsthafte Frage: Wie gehen wir mit anderen Lebewesen um? Die Geschichte stellt kindgerecht – aber nicht verharmlosend – zur Diskussion, ob es gerecht ist, Tiere aus ihrer Umgebung zu reißen, um sie zur Unterhaltung tanzen zu lassen.

Fazit, Tickets und Termine

Fazit: „Mr. Gum und der fliegende Tanzbär“ ist ein herrlich chaotisches Theatererlebnis voller Spiellust, Kreativität und kluger Fragen. Eine Einladung an Kinder und Erwachsene, mutig, albern – und mit ganzem Herzen Theater zu erleben.

Vorstellungen sind in dieser Spielzeit nur noch am 28.5. um 19.30 Uhr (ausverkauft) und am 29.5. um 11 Uhr geplant. Die Hoffnung für alle, die jetzt noch keine Gelegenheit finden, das Stück zu besuchen: Für die kommende Spielzeit ist eine Wiederaufnahme geplant.