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Zusammenhalt So kann das Magdeburger Recht heute noch Brücken in ganz Europa bauen

Der Verein Offene Türen will dem bedeutsamen Magdeburger Recht zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Nach etlichen Magdeburger Grundschulen könnten nun auch europäische Städte mit ins Boot geholt werden. Wie das funktionieren könnte.

Von Jana Heute 18.12.2023, 05:30
2023 erlebten 300 Magdeburger Grundschüler am Beispiel des über 800 Jahre in 1000 Städten anerkannten Magdeburger Rechts, wie ein friedliches Miteinander  gestaltet und Konflikte deeskaliert werden können. Der Verein „Offene Türen“ organisiert das Projekt seit mehreren Jahren.
2023 erlebten 300 Magdeburger Grundschüler am Beispiel des über 800 Jahre in 1000 Städten anerkannten Magdeburger Rechts, wie ein friedliches Miteinander gestaltet und Konflikte deeskaliert werden können. Der Verein „Offene Türen“ organisiert das Projekt seit mehreren Jahren. Foto: Uli Lücke

Magdeburg. - In Zeiten von Krieg und Krisen auch in Europa auf Verbindendes schauen, auf gemeinsame Werte – das Erfolgsmodell Magdeburger Recht bietet dafür beste Gelegenheit, findet Eva Wybrands vom Verein Offene Türen Magdeburg. Und es eröffnet neue Chancen der Zusammenarbeit.

In rund 1000 Städten Mittel- und Osteuropas wurde das Magdeburger Recht im Mittelalter angewandt. Die immense Bedeutung dieses einst innovativen Stadtrechts strahle bis heute aus. Ein Pfund, mit dem man arbeiten könne, sagt Eva Wybrands. „Ich erlebe das bei Besuchen in Städten des Magdeburger Rechts immer wieder. Dass man mit Interesse auf die Stadt an der Elbe blickt“, erklärt Eva Wybrands. Daraus sollten die Magdeburger aus Sicht des Vereins mehr machen.

Jetzt sei genau der richtige Zeitpunkt dafür, betonen die Mitstreiter. Aus zwei Gründen: Zum einen hat der Magdeburger Stadtrat gerade erst beschlossen, dass der 4. November künftig ein Gedenktag für das Magdeburger Recht werden soll. Am 4. November 1188 wurde das Magdeburger Recht bestätigt und fand fortan in immer mehr europäischen Städten Nachahmer. Zum anderen biete die geplante Neugestaltung des Alten Markts die besondere Gelegenheit, das Thema einzuarbeiten: also direkt vor den Türen des Rathauses, wo heute die Kommunalpolitik gemacht wird, den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart zu schlagen. Dafür liefert der Verein gleich auch eine passende Umsetzungsidee. Sie ist nicht ganz neu, wurde auch schon mit Experten besprochen. Bisher jedoch hatte sie im Stadtrat noch keine Mehrheit gefunden.

Interaktive Säulen

Mit dem Bekenntnis zum neuen Gedenktag für das Magdeburger Recht könnte sich das nun ändern. Zumal der Stadtrat sich Ideen wünscht, um die Bedeutung des Magdeburger Rechts für die europäische Geschichte stärker ins Bewusstsein zu rücken, etwa durch Veranstaltungen. Das Kinderprojekt wird bereits wesentlich vom Stadtrat unterstützt.

Dem Verein schwebt indes eine dauerhafte Installation mit dem Ausgangspunkt am Alten Markt vor: in Form von modernen Stelen beziehungsweise Säulen, die mit elektronischen Anzeigentafeln und QR-Codes versehen sind. Städte des Magdeburger Rechts wie Breslau, Danzig, Radom, Kiew, Budapest, Vilnius, Prag, Königsberg oder Pilsen könnten sich hier interaktiv präsentieren. Das biete Raum für Wissenswertes darüber, wie das Magdeburger Recht die jeweiligen Stadtgesellschaften prägte. Darüber hinaus sei viel mehr an Informationen möglich – was die Städte heute besonders macht, welche Sehenswürdigkeiten sie haben. „Das wäre eine einmalige Ansammlung von Informationen über diese Städte“, so Wybrands. Wer weiß hier schon, dass zum Beispiel Kiew ein Denkmal für das Magdeburger Recht besitzt und es in Torun sogar einen Lehrstuhl auch für das Magdeburger Recht gibt?

Wybrands und ihre Vereinsmitstreiter könnten sich gut vorstellen, dass von etlichen dieser Städte Interesse an solch einer besonderen Präsentation besteht und sich daraus später womöglich neue Kooperationen ergeben – bis hin zu wirtschaftlichen oder touristischen Aspekten. Mit Breslau und Goldberg habe es schon gegenseitige Besuche gegeben.

Ergänzung zum Denkmal

Das Interesse auf beiden Seiten sei da, so Wybrands. Mit ihren Vereinsmitstreitern hat sie das Magdeburger Recht schon vor Jahren an zahlreiche Grundschulen getragen. Das historische Stadtrecht ist dort Teil des Unterrichts.

Höhepunkt bildet alljährlich zum Internationalen Kindertag der Umzug der Schüler in alten Kostümen zum Magdeburger Rathaus, wo sie Stadtpolitiker treffen. Hier schließt sich der Kreis vom Geschichtsstoff zur Gegenwart: Er könnte – geht es nach dem Verein – bald bereichert werden durch solche interaktiven Säulen. Sie wären außerdem eine ideale Ergänzung zu dem geplanten Denkmal für das Magdeburger Recht, das am Strombrückenzug entstehen soll und für das sich der „Verein Denkmal – Magdeburger Recht“ engagiert.

Was die Säulen betrifft, so suchen Wybrands und ihre Vereinsmitstreiter nun erst einmal Partner, die sich für die Idee ebenfalls begeistern können. Interessierte können per E-Mail an magdeburgerrecht@gmail.com Kontakt zum Verein Offene Türen aufnehmen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Homepage des Vereins.

„Vom Stadtrat über Projektplaner bis zum Architekten. Jeder, der uns unterstützt, ist willkommen“, lädt Eva Wybrands zum Mitmachen ein.