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Stadtentwicklung Kampf um Magdeburger Studenten-City-Läden

Die Magdeburger Verwaltung plant, Zuschüsse für die Läden von Uni und Hochschule in der City zu streichen. Dagegen gibt es Widerstand.

Von Martin Rieß 30.11.2020, 00:01

Magdeburg l In der Magdeburger Innenstadt betreiben die Uni mit dem Intakt in der Goldschmiedebrücke 17 und die Hochschule Magdeburg-Stendal mit dem Schauwerk in der Ernst-Reuter-Allee 24 zwei Ladenlokale. Zu kaufen gibt es dort nichts. Vielmehr sollen die beiden Orte beispielsweise zum Austausch, für Kultur oder gemeinsames Arbeiten dienen. Von Freiräumen ist die Rede.

Doch damit könnte bis spätestens März 2021 Schluss sein. Denn das Wirtschaftsdezernat möchte den Zuschuss zu den Betriebskosten einstellen. Von „Prinzenprojekten“ ist die Rede, die nicht wirklich in den Aufgabenbereich des Dezernats passten.

Beim Begriff „Prinzenprojekt“ hält sich die Heiterkeit bei Dominik Schumacher im Institut für Industriedesign an der Hochschule Magdeburg-Stendal in sehr engen Grenzen: „Dann sind wir schon sehr arme Prinzen“, sagt er. Es geht um unter 25.000 Euro pro Jahr für beide Vorhaben zusammen für die Betriebskosten. Noch nicht zur Disposition standen bislang die Räume, die von der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.

Das Schauwerk ist dank Zuschüssen der Hochschule noch etwas besser ausgestattet als das Intakt, in dem Hendrik Weiner als Lehrbeauftragter des Studiengangs Cultural Engineering tätig ist. Er sagt: „Die beiden Einrichtungen bieten der Stadt einen Raum, in dem neue Ideen ausprobiert werden können, in dem die Menschen miteinander ins Gespräch kommen können und in dem man auch arbeiten kann.

Zu denen, die im Schauwerk mitarbeiten, gehören unter anderem Svantje van de Ven, Lina Rieck, Kristin Hasak und Willy Reinhard. Für die Uni sind neben anderen im Intakt Undine Zeisberg und Theresa Münzenberger im Einsatz. Im Gespräch mit der Volksstimme sind sich alle einig: Beide Einrichtungen bieten einen besonderen Arbeitsort. Abseits von Seminarräumen, Bibliothek und dem heimischen Schreibtisch gibt es hier die Möglichkeit, sich unkompliziert mit anderen auszutauschen.

Aber auch die Stadt profitiert. Im Schauwerk beispielsweise gab es Projekte mit Jugendlichen in den Ausstellungen mit Arbeiten der Industriedesigner. Und es wurden Design-Workshops für Unternehmer angeboten.

Auch das Intakt wird nicht allein von Studenten genutzt. Es gab Treffen von und mit Bürgergruppen. Unter anderem gab es hier sonntags thematische Filmnachmittage, die mehr Besucher anzogen, als von den Initiatoren erhofft. Brettspielabende lockten Menschen in die Innenstadt, die ansonsten womöglich nicht in den Stadtteil gekommen wären. Und auch das ist erlaubt: Projekte, die nicht zum Erfolg führen. Ein Beispiel ist eines, mit dem die Geschichte Magdeburgs gezeigt werden sollte, das aber über eine erste Epoche nicht hinausgekommen war.

Seminarleiter Hendrik Weiner sieht in dem Angebot eine Chance für die Stadt. Mit den Projekten könnten Ideen entwickelt werden, die aufgenommen und weiterentwickelt werden können. Es könnten Impulse geboten werden, die sonst für viel Geld von Agenturen entwickelt werden. Die Rede ist von der „forschenden Lehre“. Dominik Schumacher sagt: „Wenn es der Stadt wirklich ernst ist, mit der Hochschule und der Uni zusammenzuarbeiten, bietet sich hier eine gute Gelegenheit.“

Das sehen diejenigen, die sich in den Seminaren und als Hilfswissenschaftler ins Intakt und ins Schauwerk einbringen, ähnlich. Sie haben sich an Stadtratsfraktionen gewandt und bitten um Unterstützung, haben in den vergangenen Tagen auch in Ausschüssen auf das drohende Aus für die beiden Einrichtungen aufmerksam gemacht. Im Spannungsfeld zwischen Stadtentwicklung, Kultur und Attraktivitätssteigerung der Innenstadt für Besucher gab es hier zumindest schon einmal das Signal, dass man nach anderen Finanzierungsquellen suchen wolle.

Dass dies bald gelingt, ist eine Hoffnung für die Akteure aus den beiden Ladenlokalen. Erst dann gebe es Planungssicherheit, und man könnte Energie in die Vorhaben und nicht in einen möglichen Aus- oder Umzug investieren.