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Stadtentwicklung Streit um Gieselerhalle Magdeburg und Poco

Der Stadtrat Magdeburg soll zum Bebauungsplan rund um die Hermann-Gieseler-Halle entscheiden. Es gibt Widerstand gegen das Projekt.

Von Martin Rieß 28.06.2020, 18:07

Magdeburg l Die Zukunft der Hermann-Gieseler-Halle Magdeburger steht in den Sternen. Die Steinhoff Familienholding möchte in Nachbarschaft einen neuen Poco-Markt für den bisherigen in der Wasserkunststraße bauen und dafür die Hermann-Gieseler-Halle sanieren. Die Stadtverwaltung hat dem Magdeburger Stadtrat jetzt eine Satzung für das entsprechende Bebauungsverfahren vorgelegt. Der Bauausschuss hat am 25. Juni 2020 sein Votum abgegeben – und den Vorschlag knapp abgelehnt.

Auf der einen Seite die Befürworter des Vorhabens: Reinhard Stern (CDU) wohnt selbst in Stadtfeld und sagte: „In unserem Stadtteil gibt es viele Menschen, die sich freuen, wenn eine neue Sporthalle saniert wird, die Hermann-Gieseler-Halle saniert und wir einen Möbelmarkt bekommen.“ Fraktions­kollege Frank Schuster sieht das ähnlich: „Wenn dieser Vorschlag nicht umgesetzt wird – was kommt denn dann?“

Befürwortet wird das Vorhaben laut Christian Mertens auch von der AfD: „Nach dieser langen Zeit muss auf dem Gelände etwas getan werden.“

Und auch Roland Zander von der Gartenpartei kann sich mit dem Vorschlag anfreunden: Ein Poco sei an dieser Stelle neben dem vielbefahrenen Westring durchaus denkbar – zumal es keinen Zweifel gebe, dass der Investor es nicht ernst meine, die Hermann-Gieseler-Halle sanieren zu wollen.

Falko Grube (SPD) stellte das Interesse der Stadt und die Chance zur Rettung der Hermann-Gieseler-Halle in den Vordergrund. Überzeugen konnte ihn der vorliegende Vorschlag dennoch nicht gänzlich. Stimmenthaltung.

Klare Kante derweil von der Seite der Kritiker. Grünenfraktionschefin Madeleine Linke lehnt den Vorschlag aus städtebaulicher Sicht ab. Zudem sei das Nutzungskonzept „zu dünn“. Sprich: Die Aussagen, was in der sanierten Gieseler-Halle geschehen soll – Handel, Gastronomie, Sport oder Freizeit – sind ihr zu vage. Auch die Verkehrsanbindung über die Liebknechtstraße hält sie nicht für sinnvoll.

Future-Stadtrat Mirko Stage hat offensichtliche Bauschmerzen mit dem Thema: Zuletzt hatte er zwar noch bekräftigt, Sicherheit für Investoren zu gewährleisten. Sprich: Nicht einfach so die Weichenstellungen eines früheren Stadtrats zu torpedieren. „Jetzt kann ich dem aber nicht mehr zustimmen“, sagte er. Er rügte ausdrücklich eine Intransparenz des Verfahrens, bei dem nicht einmal allen Stadträten die Unterlagen zum Thema vorliegen. „Und mir fehlt die Handhabe, Einfluss zu nehmen.“

Auch René Hempel (Die Linke) bleibt bei seiner Ablehnung. Er sieht in der Ausweitung des Handels eine Gefahr für Stadtfeld und die dort ansässigen Händler. Burk­hard Moll (Tierschutzpartei) nannte einen ästhetischen Grund für seine Ablehnung: „Dieser gelbe Klotz passt einfach nicht zur Hermann-Gieseler-Halle.“

Rolf Onnen, der das Projekt für den Investor begleitet, hatte bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, wie sehr das Verfahren in die Länge gezogen werde. Und dass sich für die angesprochenen Probleme Lösungen finden ließen.

Mit Blick auf eine fehlende Perspektive zur Nachnutzung sagte er, dass es schon jetzt Interessenten aus unterschiedlichen Bereichen gebe. Nur könne er keine Verträge abschließen, da noch völlig unklar sei, wann die Stadt die Halle für den Sportbetrieb nicht mehr braucht: „Ich kann niemanden über Jahre hinhalten“, so Onnen.

Unabhängig von der Empfehlung des Bauausschusses hat nun der Stadtrat das letzte Wort. Er tagt am 9. Juli 2020.