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Förderverein finanziert Wiederaufstellung des Grabsteins von Jutta Balk / Freudige Nachricht: Stadtrat einig über ein Ehrengrab für die Mutter des Puppentheaters

Von Stefan Harter 30.09.2011, 06:24

Stadtfeld-West. Martina Mangels vom Förderverein des Puppentheaters harkt gerade noch die letzten herabgefallenen Herbstblätter vom Weg, als das kleine Grüppchen für den Pressetermin die Grabstelle von Jutta Balk auf dem Westfriedhof erreicht. Anlass der Zusammenkunft ist die Wiederaufstellung des umgestürzten Grabsteins, die der Förderverein finanziert hat.

Feld W XIII Nr. 17 lautet die schnöde Bezeichnung für die letzte Ruhestätte der Eheleute Balk. Der Förderverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Andenken zu bewahren. Schließlich gilt Jutta Balk als Mitbegründerin des Magdeburger Puppentheaters. "Die Grabstätte war insgesamt in einem bemitleidenswerten Zustand", erinnert sich Wolf-Dieter Schwab, Vorsitzender des Vereins. 2002, zum 100. Geburtstag Jutta Balks, organisierten die Vereinsmitglieder eine erste Aktion zur Grabpflege.

Einstimmiges Votum

Im Frühjahr dieses Jahres fiel auch noch der Grabstein um. Der Förderverein hat daraufhin die Finanzierung der Wiederaufrichtung übernommen. "Auf Dauer können wir als Verein die Grabpflege jedoch nicht leisten", erklärt Wolf-Dieter Schwab. Bis Ende des Jahres laufe noch der Vertrag. Da trifft es sich gut, dass Magdeburgs Kulturbeigeordneter Rüdiger Koch und CDU-Stadtrat Wigbert Schwenke, die zur offiziellen Wiederaufrichtung gekommen sind, gute Nachrichten im Gepäck haben.

Doch zunächst spricht Rüdiger Koch dem Förderverein seinen Dank aus: "Schließlich hat Jutta Balk einen wesentlichen Beitrag zur Gründung unseres Puppentheaters geleistet. Dafür gebührt ihr der hier erwiesene Respekt."

Dies fanden offenbar auch die Stadträte, als sie am vergangenen Donnerstag im nicht öffentlichen Teil ihrer Sitzung einmütig für ein Ehrengrab für Jutta Balk gestimmt haben. "Es gab wohl noch keinen Antrag, bei dem eine solche Einigkeit herrschte", erklärte Wigbert Schwenke, dessen Fraktionskollege Andreas Schumann den Antrag gestellt hatte.

Anwohner hatten ihn auf den Zustand der Balkschen Grabstätte aufmerksam gemacht, woraufhin er bei der Stadtverwaltung nachfragte, ob der Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe (SFM) daran nichts ändern könne. Dessen Leiterin Simone Andruscheck verneinte dies zwar, gab aber gleichzeitig den entscheidenden Hinweis, dass der SFM sehr wohl die Ruhestätte pflegen würde, wenn es sich um ein Ehrengrab handele.

Jutta Balk ist somit nach der Stadtratsentscheidung die erste Magdeburgerin seit der Wende, der posthum ein Ehrengrab zugesprochen wird. Lebende Ehrenbürger erhalten es zwar automatisch, bei bereits verstorbenen Persönlichkeiten kann dies nur durch einen Ratsbeschluss geschehen. Durch den neuen Status übernimmt laut Paragraf 17 Punkt 4 der Ehrenbürgersatzung der SFM nun die Unterhaltung und Pflege der Grabstelle.

Ohne Balk kein Theater

"Ohne sie gäbe es heute wahrscheinlich gar kein Puppentheater", meint dessen Intendant Michael Kempchen, der sich ebenfalls beim Förderverein und dem Stadtrat bedankt. Er habe sie zwar nur ganz kurze Zeit gekannt, ist sich aber sicher, dass "sie es sich nie erträumt hätte, dass wir hier heute alle stehen, um sie so zu ehren." Michael Kempchen hat dann auch den perfekten Schlusssatz für die kleine Zeremonie für die Mutter des Magdeburger Puppentheaters auf seinen Lippen: "Jutta Balk sitzt wohl irgendwo da oben und schaut verwundert, aber auch stolz auf uns herab, dass ihr diese späte Ehre zuteil wird."