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Stadtrat Magdeburger suchen Ottos Knochen

Magdeburg soll mehr für die Erinnerung an Otto von Guericke tun. Der Stadtrat befürwortet daher weitere wissenschaftliche Untersuchungen.

Von Martin Rieß 30.09.2018, 01:01

Magdeburg l Wie kann Otto von Guericke in Magdeburg besser gewürdigt werden? Die Fraktion CDU/FDP/BfM hat in der Septembersitzung 2018 des Magdeburger Stadtrats für einen entsprechenden Antrag eine Mehrheit bekommen.

Zum einen soll in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt die Suche nach Spuren Otto von Guerickes verstärkt werden. Was dabei herauskommt, soll Interessierten zeitgemäß vermittelt werden.

Um die Suche nach Spuren Otto von Guerickes zu unterstützen, soll unter anderem die Finanzierbarkeit von DNA-Untersuchungen von Knochenfunden geprüft werden, die als Kandidaten für die Gebeine des Naturwissenschaftlers und Bürgermeisters Magdeburgs im 17. Jahrhundert infrage kommen.

Im Erfolgsfall der DNA-Untersuchungen sollten die Gebeine Otto von Guerickes in würdiger Form erneut bestattet und in geeigneter Form den Bürgern in der Johanniskirche zugänglich gemacht werden, heißt es in dem Beschluss.

Beschlossene Sache in Sachen Otto von Guericke ist auch ein Antrag der Fraktion Die Linke/Future. Demnach soll die Stadt Magdeburg prüfen, wie sie bei der weiteren Erforschung des Verbleibs der Gebeine Otto von Guerickes durch die Otto-von-Guericke-Gesellschaft und im Zusammenhang bestehender Kooperationsvereinbarungen mit der Otto-von-Guericke-Universität helfen kann. Es sei zudem eine Aufgabe des Landes Sachsen-Anhalt, die Gebeine zu untersuchen, die an der Johanniskirche geborgen wurden und die jetzt im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle lagern.

Durchgefallen war die SPD mit dem Wunsch, im Antragstext festschreiben zu lassen, dass eine gründliche wissenschaftliche Aufarbeitung voraus stattfinden müsse, die bisher nicht erfolgt sei. Und auch der Wunsch, sich nicht jetzt bereits auf eine Präsentation festzulegen, fand keine Mehrheit.

Bevor der Stadtrat über die drei Anträge abstimmte, hatte es eine umfangreiche Debatte gegeben. CDU-Stadtrat Thomas Brestrich hatte bei der Einbringung des Antrags gefordert, dass es für Otto von Guericke eine würdige Ehrung geben müsse. Nachdem der Leiter des Landesamts bereits gesagt hatte, dass er eine Untersuchung der Hunderten Knochen für wünschenswert halte, müsse es doch möglich sein, einen Weg zu finden, so das Mitglied der Fraktion CDU/FDP/BfM.

Linke-Stadtrat Oliver Müller hatte als Vorsitzender des Kulturausschusses für die Suche gesprochen und darauf verwiesen, dass das Einwerben von Drittmitteln hilfreich sein könnte. Denn klar ist auf jeden Fall: Die Analyse der Erb­informationen einer Vielzahl von Skelettresten ist kein preiswertes Vergnügen. Da die Gedenkstätte in der Johanniskirche nicht barrierefrei ist, sollte man schauen, wie kann man diese touristisch aufarbeiten könne.

Eine würdige Ruhestätte in der Alemann-Guericke-Gruft dürfte dennoch kein einfaches Unterfangen sein, wie SPD-Ratsherr Jens Rösler deutlich machte. Wegen der Betonträger, die diese abdecken, sei hier eine besucherfreundliche Lösung nur schwer zu finden. Daher solle man sich noch nicht auf einen bestimmten Ort festlegen.

Zu den Verfechtern eines schrittweisen Vorgehens gehört auch SPD-Stadtrat Christian Hausmann. Er sagte: „Im Mittelalter war es einfacher, Knochen zur Reliquie zu erklären.“ Ohne eine weitere wissenschaftliche Analyse könne es trotz DNA-Analyse keine wirkliche Klarheit geben. Mit Blick auf die Diskussion um das Thema werde deutlich, dass selbst in der Otto-von-Guericke-Gesellschaft offenbar unterschiedliche Ansichten über den Verbleib der Gebeine Otto von Guerickes bestünden, so der SPD-Stadtrat.

Die Erläuterungen zur baulichen Lage hatten Carola Schumann (FDP) dazu veranlasst, aus dem Ursprungsantrag die Festlegung auf die Gruft herauszunehmen. Und in Sachen Finanzierung regte die Ratsfrau eine Spendensammlung an – so wie sie auch bei anderen Projekten des Denkmalschutzes in Magdeburg bereits Erfolg gehabt hatte.