Einkaufen Tausende Besucher strömen zum Nachtflohmarkt in Magdeburg
Einmal im Monat steigt in den Messehallen in Magdeburg ein Nachtflohmarkt. Das Angebot hat sich zum Besuchermagnet entwickelt. Wie Händler den Ansturm erleben.

Magdeburg - Magdeburg ist im Trödelfieber. Dieser Eindruck hat sich am Wochenende wieder aufgedrängt. Viele Hunderte strömten zum Nachtflohmarkt in die Messehallen. Mehr als 200 Händler hatten sich auf 9000 Quadratmetern aufgestellt. Dicht an dicht drängten sich die Besucher durch das Trödel-Mekka.
„Es ist wie ein kleines Volksfest“, sagt Klaus Mühlberg. Der 82-jährige Magdeburger betreibt mit seiner Ehefrau Grete einen der kleinsten Stände auf dem Markt. Auf einem Tisch hat er seine liebevoll gestalteten Exponate aus Fimo-Modelliermasse aufgebaut. Der Rentner fertigt diese in Handarbeit bei sich zu Hause selbst an.

Er hat sich schon einen treuen Kundenstamm auf dem Nachtflohmarkt aufbauen können. „Ich bin von Anfang an mit meinen lustigen Figuren dabei“, sagt der Senior mit einem Schmunzeln. Einige der Kunden kommen extra wegen ihm, geben bei Bedarf eine Bestellung auf und holen sie dann bei der nächsten Ausgabe einen Monat später ab. Mit der Nachfrage sei er sehr zufrieden. Er wolle so lange weitermachen, wie es eben geht.

Michael Kollatsch ist aus Brandenburg an der Havel zum Nachtflohmarkt angefahren. Er verkauft vornehmlich Star-Wars-Modelle aus seiner Lego-Sammlung.
Das teuerste Objekt - ein seltener Bausatz für den Sandcrawler (Sandkriecher) - kostet 500 Euro. Und das sei immer noch preiswert, wie er meint. Allerdings wird wohl kaum ein Sammler, der daran Interesse haben könnte, mit derart viel Bargeld auf einem Flohmarkt unterwegs sein.
Bezahlung per Paypal als Option für Kunden
Kollatsch bietet deshalb einen besonderen Service an. An seinem Stand kann über Smartphone per Paypal - ein Online-Bezahldienst - eingekauft werden. Gleich zum Start des Nachtflohmarkts hätte ein Kunde darauf zurückgegriffen, sagt der Händler. Gleichwohl nicht für Lego, sondern für eine Nintendo-Spielekonsole.

„Wer hier klaut, stirbt!“ Das steht auf einem Schild am Stand von Olaf Krüger aus Burg. Dieses stamme aus der Sammlung einer Seniorin, die der Händler im Auftrag verkauft. 5 Euro soll das Schild kosten. Bis zur Hälfte des Marktes habe noch kein Besucher daran Interesse angemeldet.
Sehr wohl aber an vielen anderen Sammlerstücken in der Auslage. „Die Kunden haben ihr Portemonnaie nicht an der Kasse abgegeben“, sagt der Hobby-Trödler mit einem Schmunzeln. „Es sind keine See(h)leute, sondern Kaufleute“, legt er nach. Seine Bilanz fällt entsprechend positiv aus.
An einer anderen Ecke der Halle gibt es Schallplatten und CDs für einen Euro. Laufend stöbern Besucher in den Kisten. „Wir machen es über die Masse“, sagt der Verkäufer aus Seehausen. Er ist schon seit einigen Jahren dabei. Der Umsatz stimme. „Die Magdeburger sind ein treues Publikum. Sie kommen bei Wind und Wetter.“

Aus Lauenburg in der Nähe von Hamburg ist Horst Grewe mit seiner Mutter angereist. Für die beiden ist es ein Wochenendtrip. Der sich lohnt. Zum Angebot stehen vor allem Kleidungsstücke und Schmuck. Indes stehe nicht nur der Verkauf im Fokus, sondern genauso die Unterhaltung mit den Besuchern. „Wir sind hauptsächlich für den Spaß da.“
Eine Erweiterung ist aktuell nicht geplant
Die Nachtflohmärkte werden vom Projektzentrum Dresden veranstaltet. Es gibt mehrere Ableger im ostdeutschen Raum. So unter anderem in Rostock, Cottbus, Leipzig, Chemnitz und Riesa. „Magdeburg ist unser Zugpferd“, sagt Projektleiter Robert Mühle.
Die Resonanz am Sonnabend in den Messehallen bezeichnet er als „gigantisch“. Alleine bis 20 Uhr seien bereits 5000 Besucher gezählt worden. In der Regel kommen an einem Markttag – von 15 bis 23 Uhr - 3000 bis 4000 Besucher.

Gut 220 Händler hatten ihre Stände in drei Hallen aufgebaut. Dabei waren sogar noch Plätze freigeblieben. Zeitweise bildeten sich lange Schlangen vor dem Kassenhäuschen am Eingang Ost zur Messe.
„Die Flohmärkte boomen, alles wird teurer ringsum“, meint Mühle. Eine Erweiterung des Magdeburger Nachtflohmarktes sei indes nicht geplant. Dass der Markt nur einmal im Monat stattfindet und es im Sommer eine Pause gibt, mache mit den Reiz aus.