Archäologische Grabungen, Platzumgestaltung und Ärger um Verlängerung der Disney-Rechte Theater verzichtet 2012 auf den Domplatz - Hundertwasser-Musical will Lücke füllen
Nach der heißen Diskussion um die Inszenierungen des Theaters Magdeburg auf dem Domplatz scheint das Thema vom Tisch zu sein. Wie die Volksstimme erfuhr, wird es dennoch im Sommer 2012 keine Aufführung dieses Theaters unter freiem Himmel geben. Stattdessen will ein anderes Ensemble auf den begehrten Platz.
Magdeburg l Geplant ist die Premiere des Musicals "Friedensreich - Das Hundertwassermusical" im nächsten Sommer auf dem Domplatz. Unter freiem Himmel aufgeführt. Das Prägnante an dieser Nachricht: Es wird keine Inszenierung vom Theater Magdeburg sein wie in den Vorjahren. Dieses Musical ist ein Vorhaben vom Theater Grüne Zitadelle.
Wie geht das? Gibt es ein Arrangement mit dem städtischen Theater? Zieht das vielleicht doch auf die Seebühne, wie in einem Stadtratsantrag vorgeschlagen?
Weder noch. Fakt ist allerdings, dass das Theater Magdeburg im nächsten Sommer nicht auf dem Domplatz inszenieren wird. Das bestätigte Pressesprecherin Kathrin Singer gestern auf Volksstimme-Nachfrage. Intendantin Karen Stone war für ein Gespräch nicht zu erreichen, in einer schriftlichen Stellungnahme ließ sie jedoch mitteilen: Aufgrund der geplanten archäologischen Vorgrabungen im Zusammenhang mit zukünftigen baulichen Umgestaltungen auf dem Domplatz sei das Theater gebeten worden, "die Planungen für das Domplatz-Open-Air anzupassen". Um die Arbeiten nicht zu behindern werde das geplante Open-Air im selben Zeitraum im Opernhaus zu erleben sein.
Hans-Joachim Olbricht vom Stadtplanungsamt bestätigte, dass es im nächsten Jahr archäologische Untersuchungen auf dem Platz geben wird und Vorbereitungen u.a. für die geplanten Wasser-Licht-Skulpturen. Eine dreimonatige Pause für das Theaterspiel habe man jedoch einkalkuliert. Ohne diese könne man allerdings durcharbeiten.
Das ist zeit-, kosten- und aufwandsparend, erklärte zusammenfassend Kulturbeigeordneter Rüdiger Koch gestern auf Nachfrage. Er fügte jedoch hinzu, dass dies nicht alleinig ausschlaggebend gewesen sei. Vielmehr seien die Disney-Rechte nicht verlängert worden für die Aufführung "Die Schöne und das Biest", die in diesem Sommer erfolgreich vom Theater auf den Domplatz gebracht worden war. Deshalb habe man sich für ein Stück entschieden, das auch an anderer Stelle aufgeführt werden kann. Hierbei handelt es sich um "Carmina Burana", Premiere am 22. Juni 2012.
Ein "Umzug" auf die Seebühne war vorab sowohl von Intendantin Stone als auch von Stadtvertretern abgelehnt worden. So entschied der Kulturausschuss in dieser Woche mit fünf Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen gegen diese Variante. "Es sind technische, marketing-strategische Erfahrungen und letztlich auch finanzielle Aspekte, die den Domplatz favorisieren", begründete Rüdiger Koch. Schließlich seien zum diesjährigen Musical rund 18 500 Besucher gekommen. Aufführungen wie "Eine Nacht in Venedig" (2005) oder "Die Blume von Hawaii" (2007) auf der Seebühne hatten um die 5500 Besucher, betonte Koch. In diesem Zusammenhang sei jedoch daran erinnert, dass es sehr wohl auch größere Erfolge an dieser idyllischen Bühne gab: "Aida" (2002) hatten 20 000 Zuschauer erlebt.
Der Domplatz war seit dem Jahr 2000 sieben Mal, seit 2008 jährlich Spielort für eine Sommerinszenierung des Theaters unter freiem Himmel. Von "Ottomanie" bis "Titanic" etablierte sich das Theaterspiel auf diesem historischen Platz und lockt das Publikum von weither in die Stadt. "Das geht nur auf so einem kulturell anspruchsvollen Platz", betont Kulturbeigeordneter Koch. Und hofft auf Fortsetzung 2013 mit einem weiteren Musicalerfolg. Verträge gibt es noch keine, doch Verhandlungen laufen: "Les Miserables" soll es werden, möglichst für zwei Sommer-Spielzeiten.
Völlig unbeeindruckt von all dem plant das Theater Grüne Zitadelle unter dem Arbeitstitel "Friedensreich - Das Hundertwassermusical" ein Open-Air-Projekt für den Domplatz. Die Inszenierung übernehmen wird der künstlerische Leiter Wolfgang-David Sebastian, der u. a. bereits mit "Arsen und Spitzenhäubchen" zu erleben war. Für den Sommer 2012 sind elf Aufführungen angedacht.