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Theatermusiker Magdeburger Orchester in Corona-Pause

Das Sinfonieorchester des Magdeburger Theaters ist in Corona-Zwangspause. Was die Musiker in dieser Zeit machen, berichtet Georg Dengel.

Von Stefan Harter 08.04.2020, 01:01

Magdeburg l „Vollkommen unbefriedigend“ sei die aktuelle Situation, erklärt Georg Dengel. Der 1. Soloklarinettist des Sinfonieorchesters am Theater, der Magdeburgischen Philharmonie, kann derzeit wie seine Musikerkollegen nur in den heimischen vier Wänden spielen, anstatt vor besetzten Rängen im Opernhaus. „Leider sind wir momentan gezwungen, im stillen Kämmerlein zu üben und für uns alleine zu musizieren“, erklärt er mit Bedauern.

Wegen der Corona-Pandemie ist das kulturelle Leben auch im ersten Haus am Platz zum Erliegen gekommen. Die dort angestellten Orchestermitglieder – derzeit 84 Männer und Frauen - sind in der Zwangspause. „Dabei brennen wir darauf, wieder vor Publikum zu spielen“, wie Georg Dengel versichert. Doch es gibt ein regelrechtes Kontaktverbot. Selbst ins Opernhaus rein dürfen sie derzeit nicht.

Dabei hatte die neue Generalmusikdirektorin und Chefdirigentin Anna Skryleva einiges vor in der nächsten Zeit. Zum Beethoven-Jahr sollten alle neun Sinfonien des Komponisten gegeben werden. „Damit wurden wir erstmal auf halbem Wege ausgebremst. Und auch die Premieren von ‚Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny‘ von Kurt Weill und ‚La Clemenza di Tito‘ von Mozart müssen leider verschoben werden“, sagt Georg Dengel.

Über die Sommerferien gibt es sonst auch immer eine Spielpause, in der jeder seinen eigenen Wegen nachgeht. Die Lage jetzt sei damit aber nicht zu vergleichen. Auswirkungen auf das gemeinsame Spiel soll die Pause aber nicht haben, meint der Musiker. „Ich denke, wir werden alle wieder froh sein, wenn wir zusammenspielen können“, sagt der Orchestervorstand.

„Ich glaube eher, dass es vielen bewusst wird, was es bedeutet, Berufsmusiker zu sein“, ergänzt er. Sie könnten Musik spielen, die ihnen (meistens) gefällt, und erhalten Lob und Anerkennung dafür.

Und weil sie als festangestellte Musiker in diesen Tagen durchaus privilegiert sind, haben die Philharmoniker ihre freischaffenden Kollegen nicht vergessen. Sie folgten dem bundesweiten Spendenaufruf der Deutschen Orchester-Stiftung für einen Nothilfefonds. Die Stiftung will damit den Freischaffenden helfen, die durch die Corona-bedingten Absagen aller Konzerte und Veranstaltungen in Existenznot geraten. Kurzfristig und unbürokratisch soll eine finanzielle Überbrückung ausgezahlt werden. Bis zum 7. April 2020 sind über eine Million Euro eingegangen.

Ein Teil davon kommt von den Magdeburger Theatermusikern. „Jeder von uns kennt eine Vielzahl freischaffender Künstler, denen jetzt ihre Lebensgrundlage komplett weggebrochen ist“, erklärt Georg Dengel. „Deshalb zeigen wir uns solidarisch mit unseren freischaffenden Freunden und Kollegen und beteiligen uns mit 2500 Euro aus der Orchesterkasse an dem Spendenaufruf der Stiftung. Das macht mich richtig stolz“, sagt der Orchestervorstand. Weitere Spenden wurden privat getätigt. „Die Stiftung hat schon mit der Auszahlung an betroffene Künstler begonnen“, freut sich Georg Dengel.

Um die Öffentlichkeit am Homeoffice der Musiker teilhaben zu lassen, hat das Theater damit begonnen, kleine Videos von Musikern, Sängern, Schauspielern und Tänzern aus den Ensembles auf Facebook und Instagram zu veröffentlichen. Auch Georg Dengel hat sich dort bereits verewigt. Mit Sombrero spielt er Paquito D‘Rivera. „Den wollte ich schon immer einmal spielen, jetzt konnte ich es im Homeoffice machen“, sagt er.