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Trotz Trockenheit Wenig Feinstaub in Magdeburg

Bedeutet trockenes Wetter eine höhere Konzentration von gefährlichem Feinstaub in der Luft? In Magdeburg kaum.

Von Peter Ließmann 06.08.2018, 01:01

Magdeburg l Seit Wochen ist es in Magdeburg heiß und vor allem trocken. Niederschläge sind sehr selten, wenn es mal regnet, dann nur kurz. Führt die anhaltende Trockenheit auch dazu, dass sich mehr Feinstaub in der Magdeburger Luft befindet? Die Volksstimme fragte beim Luftüberwachungssystem Sachsen-Anhalt (Lüsa) nach. Das System ist eine Einrichtung des Landesamtes für Umweltschutz, die Immissionsüberwachung gehört zu dessen Aufgaben.

In Magdeburg gibt es drei automatische Lüsa-Messstationen, eine davon in der Otto-von-Guericke-Straße. Stündlich werden dort automatisch Luftproben „gezogen“. Neben verschiedenen anderen Schadstoffen wie Stickoxyden und Ozon wird auch der Feinstaubgehalt gemessen. Dabei sind die Korngrößen kleiner als 10 Mikrometer und kleiner als 2,5 Mikrometer von Interesse, denn beide Korngrößen sind so gering, dass dieser Staub die Lunge des Menschen, speziell die Bronchien, erreichen und Erkrankungen der Atemwege verursachen kann. Staub mit der Korngröße kleiner als 2,5 Mikrometer kann sogar über den Blutkreislauf an andere Organe des Menschen gelangen.

Das anhaltende trockene Wetter führe nicht automatisch zu einer erhöhten Feinstaubkonzentration in der Luft, erklärte Dr. Wolfgang Garche vom Magdeburger Lüsa-Büro. Der Staub, den man zurzeit sehen könne, stamme meistens von den landwirtschaftlichen Nutzflächen rund um die Stadt. Darin könne natürlich auch Feinstaub enthalten sein. Der gesundheitsschädliche Feinstaub in Städten bestehe zum größten Teil aus Abrieb-Gummi von Autoreifen und aus Abrieb von Bremsbelägen von Autos und Lkw. Und auch die Debatte um die Schadstoffe aus den Verbrennungsmotoren ist weiter Thema. Daher die Entscheidung, dass ältere Diesel ab 2019 nicht mehr nach Stuttgart fahren dürfen.

Folglich hänge die Feinstaubkonzentration in Städten vom Verkehrsaufkommen und den Wetterbedingungen ab. Zum Beispiel könne sich die Feinstaubkonzentration bei einer sogenannten „austauscharmen Wetterlage“, bei der nur ein geringer Luftaustausch stattfinde, erhöhen. „Das ist zum Beispiel sehr oft im Winter der Fall“, sagt Dr. Garche. Im Februar sei immer mit deutlich höheren Feinstaubwerten zu rechnen. Ein „Ausreißer“ nach oben ist immer die Silvesternacht. Durch Feuerwerk und Böller schnellt die Feinstaubkonzentration in dieser Nacht nach oben.

Zu den Magdeburger Werten. Der Grenzwert von Feinstaub liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Stadtluft bei der 10er-Korngröße und 25 Mikrogramm bei der 2,5er Korngröße. Dabei ist es zulässig, dass die Städte pro Jahr an 35 Tagen diese Werte erreichen oder überschreiten. Das legt das Immissionsschutzgesetz so fest.

● Überschreitungen (insgesamt): 2017 wurden an allen drei Magdeburger Messstationen die Grenzwerte zusammen an 37 Tagen überschritten. Zum Vergleich: 2011 waren es zusammen 135 Tage. In diesem Jahr wurden bis jetzt sechs Überschreitungstage festgestellt.

● Tägliche Konzentration: Die gemessenen Tagesmittelwerte lagen während der vergangenen zehn Tage in Magdeburg bei einer Korngröße von 10 Mikrometern bei rund 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Bei einer Korngröße von 2,5 Mikrometern lag die Konzentration durchschnittlich bei 11 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

● Einschätzung: Mit dieser Feinstaubkonzentration konnte Magdeburg im Juli trotz langer Trockenheit die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Höchstwerte (10 Mikrogramm bei 2,5er Korngröße/20 Mikrogramm bei 10er Korngröße) fast einhalten. Dabei legt die WHO deutlich niedrigere Höchstwerte fest als die Europäische Union. Aber: Die WHO empfiehlt, bei der Luftreinhaltung keine Überschreitungstage (Grenzwerte) mehr zuzulassen. Das hat Magdeburg noch nicht erreicht.

Für ganz Sachsen-Anhalt wurde übrigens durchaus ein Anstieg der Feinstaubwerte ermittelt. Allerdings ist nur von einer leichten Erhöhung die Rede.