Wirtschaft Verhaltener Pessimismus in Magdeburger Handwerk
Die Stimmung im Handwerk hat sich im Raum Magdeburg eingetrübt. Doch die Ergebnisse unterscheiden sich von Region zu Region zum Teil deutlich.

Magdeburg - Die Sorgen des Handwerks sind überall ähnlich, wie die Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer Magdeburg unter ihren Mitgliedsunternehmen zwischen Altmark und Harz zur Konjunktur ergeben hat: Steigende Kosten und der Mangel an Fachkräften drücken die Stimmung. Doch ein Blick in die einzelnen Landkreise im Norden und der Mitte Sachsen-Anhalts, für die die in Magdeburg beheimatete Kammer zuständig ist, zeigt regionale Unterschiede.

Bei der Betrachtung der einzelnen Landkreise zeigen sich im ersten Quartal trotz ähnlicher Trends im Vergleich zum Herbst und zum Frühjahr des vergangenen Jahres markante Unterschiede bei der Bewertung der Lage. Insgesamt geben zwei Drittel der Befragten an, dass die Geschäftslage „gut“ war. Aber die Spanne der Gut-Bewertungen ist recht weit und reicht von 37 Prozent im Jerichower Land bis 47 Prozent im Landkreis Börde.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich diese Schere etwas geschlossen: Mit 23 Prozent (Salzlandkreis) gab es im Frühjahr des vergangenen Jahres noch weniger, die die Lage als gut beurteilten, während damals der Landkreis Börde bereits Spitzenreiter war – dies aber mit 52 Prozent und damit deutlich über dem aktuellen Wert.
Déjà-vu in Magdeburg
Mit 45 Prozent, die die Konjunktur als gut beurteilen, ist Magdeburg nahezu am gleichen Wert wie vor einem Jahr angekommen, als 44 der an der Umfrage teilnehmenden Handwerksbetriebe zu dieser Einschätzung gekommen waren. Leicht gesunken ist in der Landeshauptstadt im Vergleich zum Vorjahr der Anteil derer, die die konjunkturelle Lage schlecht nennen – und zwar von 25 auf 21 Prozent.
Die Erwartung auf eine Verbesserung der konjunkturellen Lage im nächsten Quartal haben in der Börde 15 Prozent der Befragten, in Magdeburg 22 Prozent und im Salzlandkreis jeder Zehnte, wie es im Bericht aus der Handwerkskammer weiter heißt.
Die durchschnittliche Auslastung der betrieblichen Kapazitäten liegt laut der aktuellsten Umfrage der Handwerkskammer Magdeburg bei 77 Prozent und damit 5 Prozentpunkte unter dem Herbst-Wert 2021. Im letzten Frühjahr war der Wert gleich. Eine besonders starke Auslastung zeigt sich wie gehabt in den Bauhandwerken.
Die Einkaufspreise werden von 90 Prozent als gestiegen angegeben, ein ähnlicher Wert wie im letzten Frühjahr. Die Befragten gaben an, dass sie die gestiegenen Preise zu 65 Prozent auf die Kunden umlegen konnten.
Mit 47 Prozent knapp die Hälfte der Inhaber berichtet von einem konstanten Umsatz. Nur neun Prozent konnten eine Umsatzsteigerung verzeichnen.
Blick auf die Investitionen
Trotz der Sorgen um die Zukunft und schwieriger Randbedingungen wird in den Handwerksunternehmen investiert. Rund 13 Prozent der Betriebe, die an der Befragung zur Konjunktur im Raum Magdeburg teilgenommen haben, haben ihr Investitionsvolumen erhöht. Der Anteil derer, die weniger investiert haben, ist leicht zurückgegangen.
Inwiefern sich in den kommenden Monaten die Stimmung wieder aufhellen wird, ist völlig unklar. Auf der einen Seite stehen die nach wie vor gut gefüllten Auftragsbücher. Auf der anderen Seite stehen aber auch Ungewissheiten bezüglich der Entwicklung von Rohstoff- und Energiepreisen. Und dass sich der Mangel an Fachkräften in vielen Bereichen mit der Ansiedlung von Intel verbessern wird, darf bezweifelt werden. Auf der anderen Seite dürfte die Großinvestition in die Megafabrik im Südwesten Magdeburgs zumindest mittelbar die Auftragslage in vielen Bereichen weiter verbessern, zumindest aber stabilisieren.
Die Handwerkskammer Magdeburg vertritt die wirtschaftspolitischen Gesamtinteressen ihrer mehr als 11.000 Mitgliedsunternehmen mit 64.000 Beschäftigten und 3600 Lehrlingen. Sie ist Anlaufstelle für alle unternehmerischen Anliegen des Handwerks, von Unternehmensgründung über Unternehmensentwicklung bis zur Unternehmenssicherung und -nachfolge. Zusammen mit Innungen und Kreishandwerkerschaften erbringt sie als Selbstverwaltungseinrichtung der Wirtschaft zudem freiwillige Dienstleistungen und erfüllt öffentliche Pflichtaufgaben. Hierzu zählen zum Beispiel die Regelung der Berufsausbildung oder die Führung der Handwerksrolle.