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Videoüberwachung Kameras in Magdeburg mit mehr Weitblick

Mit derzeit vier Videokameras überwacht die Polizei den Magdeburger Hasselbachplatz.

Von Franziska Ellrich 02.05.2018, 01:01

Magdeburg l 72 Stunden lang werden die Kameraaufnahmen vom Geschehen am Magdeburger Hasselbachplatz gespeichert. Das ist gesetzlich geregelt. Nach drei Tagen werden die Aufnahmen automatisch gelöscht, erklärt der Leiter des Reviereinsatzdienstes in Magdeburg Andreas Pretzlaff. In der Zentrale des Reviers Magdeburg in Neu-Olvenstedt hängen mehrere Bildschirme, auf denen live zu sehen ist, was gerade in der Innenstadt von Magdeburg passiert.

Allein für den Hasselbachplatz sind sechs Kameras im Bereich des Kreisverkehrs angebracht. Zwei davon wurden allerdings bei der Randale in der Nacht des FCM-Aufstiegs mutwillig zerstört. Wann die teure Technik repariert wird, ist noch offen. Das sei unter anderem eine finanzielle Frage, heißt es von der Polizei.

Bereits seit mehr als zehn Jahren wird am Hasselbachplatz in Magdeburg gefilmt. In den vergangenen Wochen wurden insgesamt 16 neue Hinweisschilder angebracht. Der Bereich, den die Kameras erfassen können, ist größer geworden. Grundlage dafür: das Lagebild der Kriminalpolizei.

Die Polizei erfasst regelmäßig die Straftaten in dem Bereich. Zahlenmäßig bedeutet das: Im Jahr 2015 gab es im Hasselbachplatz- und Sternviertel insgesamt 381 Fälle von Straßenkriminalität, 2016 waren es 379 Fälle. Laut Andreas Pretzlaff ist der Hasselbachplatz kein Kriminalitätsschwerpunkt, „gleichwohl haben wir aber dort eine Straftatenhäufung zu verzeichnen“.

Ein Vergleich mit den Zahlen des Kneipenviertels in der Altstadt von Halle macht deutlich: Dort liegt die Zahl der Fälle in puncto Straßenkriminalität fast doppelt so hoch. Im Jahr 2016 waren es 743 Fälle. Allein zwischen Januar und Juni 2017 kam es dort zu 327 Straftaten. Am Magdeburger Hasselbachplatz wurden hingegen im gesamten vergangenen Jahr 390 Fälle gezählt.

Was die Rauschgiftkriminalität betrifft, lagen die Zahlen in Halle bereits 2015 bei 119 Fällen und 2016 bei 149. In Magdeburg stiegen in den vergangenen drei Jahren die Rauschgift-Fälle von 45 auf 63. Die Zunahme sei hier auf die verstärkten Kontrollen am Hasselbachplatz zurückzuführen, sagt Andreas Pretzlaff.

Dabei habe man allerdings nicht festgestellt, dass ein Dealer nach dem anderen sein Unwesen auf Magdeburgs Kneipenmeile treibt. Sondern unter den Personen, die sich dort treffen, sei es „fast gesellschaftsfähig“, Drogen zu konsumieren, so der Polizeioberrat. „Die Kollegen vor Ort erkennen natürlich, wenn jemand einen Joint raucht und keine Zigarette.“

Mehr als 10.000 Mann-Stunden habe die Polizei 2017 am Hasselbachplatz in Magdeburg abgeleistet. Einzelne Ausschreitungen dort, Pöbeleien sowie der Zwist zwischen Feiernden und Anwohnern hatten in der Vergangenheit für Negativschlagzeilen gesorgt. Allein oder in gemeinsamen Streifen mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes Magdeburg waren die Beamten im vergangenen Jahr in dem Kneipenviertel unterwegs. Vor allem an den Wochenenden und in den warmen Monaten positionieren sich die Kleinbusse der Polizei direkt im Bereich der Sitzbänke.

Bei größeren Einsätzen verfolgen Kollegen das Geschehen auch vor den Bildschirmen im Revier. Andreas Pretzlaff berichtet von einem Fall, bei dem die Täter durch die Videoüberwachung auf frischer Tat gestellt werden konnten. Jemandem wurde das Handy gestohlen und mit Hilfe des Beamten, der die Bilder live verfolgte, konnten die Kollegen vor Ort den Dieb umgehend schnappen.

Durch erneuerte Technik in den vergangenen Jahren ist der Blick durchs Visier vom Kreisverkehr aus bis in die Nebenstraßen gut möglich. Der überwachte Bereich verläuft zwischen Kepler-, Bahnhof-, Leibniz-, Stern- und Hallischer Straße. Polizeioberrat Andreas Pretzlaff zeigt, was passiert, wenn die Kameras ihren Zoom in Richtung privater Wohnräume richten.

Sobald die Kamera über das Erdgeschoss hinaus in die Höhe bewegt wird, ist das Bild automatisch schwarz gepixelt. Die Menschen und Fahrzeuge auf den Straßen sind deutlich zu erkennen. Beim Zoom in Richtung Schaufenster sind die Innenräume nur schwer auszumachen, die Scheiben spiegeln zu sehr.

Genau wie die Beamten vor Ort soll auch die Videoüberwachung für ein Gefühl der Sicherheit bei den Bürgern sorgen, macht Andreas Pretzlaff deutlich. Und erklärt: „Durch die Überwachung kann per se keine Straftat verhindert werden, aber sie kann abschreckend wirken oder zur Aufklärung beitragen.“

Die Entscheidung über die Videoüberwachung liegt bei der Behördenleitung. Wer gegen die Kameras der Polizei etwas einzuwenden hat, könnte die Überwachung verwaltungsgerichtlich prüfen lassen. Im Fall des Hasselbachplatzes habe es allerdings noch nie ein Verfahren gegen die Anordnung der Kameras gegeben.