Bei Hausdurchsuchungen stellt die Staatsanwaltschaft Dokumente und Computer sicher Vorwurf: Ex-Vorstand der Angler hat über zehn Jahre Geld und Fische unterschlagen
Die Staatsanwaltschaft hat in der vergangenen Woche die Wohnungen und Büros von fünf Mitgliedern des ehemaligen Vorstandes des Magdeburger Anglervereins durchsucht. Es geht um Vorwürfe der Veruntreuung von Vereinsgeldern und Urkundenfälschung.
Magdeburg l Die Staatsanwaltschaft Magdeburg ermittelt gegen fünf Mitglieder des ehemaligen geschäftführenden Vorstands wegen Veruntreuung von Vereinsgeldern und Urkundenfälschung. Es gab nach Angaben von Staatsanwalt Uwe Hornburg bereits Hausdurchsuchungen bei fünf Beschuldigten, dem damaligen Vorsitzenden Klaus Brühl, seinem Stellvertreter, der Geschäftsführerin und den beiden Schatzmeistern der letzten zehn Jahre.
Broschüren doppelt verkauft
Es sei ein Schaden von über hunderttausend Euro entstanden. So sollen die Beschuldigten in den Jahren 2000 bis 2010 sich selbst unter anderem Bargeld und Aufwandsentschädigungen als "Übungsleiter" gezahlt haben, ohne dafür die Bevollmächtigung der anderen Vorstandsmitglieder gehabt zu haben. Es handele sich unter anderem um rund tausend Euro pro Jahr und pro Person. Dies geht aus Unterlagen hervor, die die Staatsanwaltschaft Mitte vergangenen Jahres vom neuen Vorstand des Anglervereins erhalten hat.
Weiterhin soll der ehemalige Vorsitzende Klaus Brühl Gewässerordnungsbroschüren an Angler für zehn Euro pro Exemplar für insgesamt 7000 Euro verkauft haben, die wohl aber schon über den Verein abgerechnet waren.
Ein weiterer Vorwurf: Fische wurden angeblich gekauft und auch über den Verein abgerechnet. Sie kamen nur nie in Magdeburg an. Im Verein gibt es ein sogenanntes "Bewirtschaftungskollektiv", welches die Aufgabe hat, Lebendfische (Aale, Karpfen, Hechte), die per Lkw angeliefert werden, in Magdeburger Gewässer einzusetzen. Die Fische wurden vorher auf Beschluss der Mitgliederversammlung angeblich in einer Privatfischerei in Sachsen bestellt. Nach den Unterlagen soll es zwar Rechnungen von Tausenden Kilo Fisch geben, von denen hat aber wohl keiner den Weg in ein Magdeburger Gewässer gefunden. Jedenfalls können sich die Mitglieder des "Bewirtschaftungskollektivs" an entsprechende Lieferungen nicht erinnern.
Vorsitzender Norbert Färber, der 2011 die Amtsgeschäfte übernahm: "Wir sind der Sache nachgegangen und wollten uns die Rechnungen bestätigen lassen." Doch der Privatfischer erklärte, dass die Belege gefälscht seien. In einem Schreiben vom Juli vergangenen Jahres bestätigte diese zuständige Teichwirtschaft dem neuen Vereinsvorstand schriftlich, dass sie in den letzten zehn Jahren "keine Rechnungslegung an den Magdeburger Anglerverein vorgenommen" habe. Die Unterschriften seien gefälscht und das Rechnungsformular, das in den Büchern des Anglervereins festgehalten war, gebe es so im Unternehmen nicht. Selbst die Bankverbindung sei falsch.
"Bei Aufklärung geholfen"
In einem weiteren Tatvorwurf geht es um möglicherweise unterschlagene Bootsmotoren. Bei einer Inventur habe man im Sommer vergangenen Jahres festgestellt, dass diese angeblich bar bezahlt worden waren, aber wohl von der Firma aus Hamburg nicht geliefert worden sind. Auch diese Firma teilte dem Magdeburger Anglerverein mit, dass die vorgelegten "Rechnungen und auch der Briefkopf" nicht identisch mit denen ihres Unternehmens seien.
Staatsanwalt Uwe Hornburg erklärte gestern, dass bei den Hausdurchsuchungen Dokumente und Rechner sichergestellt wurden, die nun zunächst ausgewertet werden müssen. Der neue Vorsitzende des Vereins Norbert Färber sagte der Volksstimme, dass sich der neue Vorstand kooperativ gegenüber den Behörden zeige und alles dafür unternehme, um die Sache aufzuklären.
"Mit einer erneuten Steuerprüfung konnten wir dem Finanzamt glaubhaft machen, dass es sich hier um das Werk unserer Vorgänger handelt. Aufgrund dessen haben wir auch den Status der Gemeinnützigkeit behalten", sagte er. Die Angler der Stadt müssten sich angesichts des laufenden Verfahrens "keine Sorgen machen". Der ehemalige Vorstand des Vereins war im Frühjahr vergangenen Jahres aus Altersgründen (65 bis 75 Jahre) zurückgetreten. Der ehemalige Vorsitzende des Magdeburger Anglervereins Klaus Brühl wurde nach 20 Jahren Tätigkeit als Ehrenvorsitzender verabschiedet. Er sagte jetzt der Volksstimme, dass er, "falls" es Unregelmäßigkeiten im Vorstand gegeben habe, er auch die Verantwortung tragen werde. Allerdings wolle er sich zu konkreten Vorwürfen wegen des schwebenden Verfahrens nicht äußern. Gleiches gelte auch für die anderen Beschuldigten.