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Wälder Magdeburger Pilzsammler dürfen noch hoffen

Pilzsucher im Raum Magdeburg kamen durch die Trockenheit bisher kaum auf ihre Kosten. Doch es gibt noch Hoffnung.

Von Karolin Aertel 10.10.2020, 01:01

Magdeburg l Viele waren bereits auf der Suche, doch gefunden haben sie nur wenig. Obgleich die Pilzsaison längst begonnen hat, kann von einer Schwammerl-Schwemme keine Rede sein. Zu trocken waren die vergangenen Wochen – insbesondere im Regenschatten des Harzes.

Magdeburgs Pilzsachverständiger Martin Groß weiß: „Vor allem die Wälder, die auf Sand stehen, also die ganzen Heide-Wälder wie Colbitz-Letzlinger Heide, Dübener Heide und Klietzer Heide, aber auch der Fläming, das Hohe Holz und die Region um Osterburg und Salzwedel waren für das Pilzwachstum viel zu trocken.“

In einigen wenigen Regionen habe sich die Suche dennoch gelohnt. Vor allem der Harz sei pilzträchtig. Er selbst habe dort sehr viele Steinpilze gefunden.

Noch ist die Saison jedoch nicht vorbei und Pilzsammler können hoffen. Der Regen der vergangenen Tage gibt Anlass dafür. „Wir rechnen damit, dass im Verlauf der nächsten Woche hier und da noch mal merkbares Pilzwachstum einsetzt“, verrät Martin Groß. Bestenfalls sprieße es noch bis Ende Oktober, so lange, bis der Frost einsetzt.

Zwar gebe es auch einige frostresistente Pilze wie der Austern-Seitling und der Samtfußrübling, beides Speisepilze, die an Holz wachsen, das Gros der Pilze wächst bei Frost jedoch nicht oder bekommt Frostschäden, die beim Verzehr gesundheitlich bedenklich sein können.

Solange es das Wetter also zulässt, können Pilzsammler noch auf die Suche gehen. Dabei gilt es, nur Pilze für den Verzehr zu sammeln, die man sicher kennt, betont Martin Groß. Hierzulande seien Maronen, Steinpilze und Pfifferlinge die bekanntesten Pilzarten. Geübtere Pilzsammler kennen auch noch Parasolpilze (Riesenschirmpilz), Krause Glucken (Fette Henne), Birkenpilze, Hallimasche (Honigpilze) Rotkappen oder Goldröhrlinge.

Doch auch, wenn Sammler meinen, die Pilze zu kennen, ist stets Vorsicht geboten. Denn die meisten haben ungenießbare, wenn nicht gar giftige Doppelgänger. So werden Maronen und Steinpilze beispielsweise mit dem Gallenröhrling oder auch mit dem Schönfußröhrling verwechselt, die Krause Glucke mit der giftigen Blassen Koralle, Champignons mit dem Knollenblätterpilz und Echte Pfifferlinge mit den ungenießbaren falschen Pfifferlingen.

Martin Groß rät daher, „wenn auch nur der geringste Zweifel besteht, sollte man den Pilz lieber stehen lassen oder aber einen Pilzsachverständigen oder die Pilzberatungsstelle aufsuchen“. Er selbst sei seit 35 Jahren Pilzberater und habe schon so manch giftigen Pilz aus den Körben der Magdeburger gefischt.

Der Landesverband der Pilzsachverständigen in Sachsen-Anhalt e. V., dessen Vorsitzender Martin Groß ist, bietet daher während der Pilzsaison an den Wochenenden in Magdeburgs Gesundheits- und Veterinäramt (Lübecker Straße 32) sonnstags von 16 bis 18 Uhr Pilzberatungen an.

Im Naturkundemuseum Magdeburg zeigt unterdessen derzeit eine Sonderausstellung die Vielseitigkeit der Pilzarten. Berichtet von mikroskopisch kleinen und mehrere Meter großen Arten, von ihrer Rolle in der Heilkunst oder als Veredler von Speisen, von essbaren und giftigen und anderweitig gefährlichen Vertretern, die krank machen oder gar töten können.

Gezeigt werden maßstabsgerecht vergrößerte Pilzsporen und einzigartige Pilzmodelle in Originalgröße, die dank der hohen Präparationskunst von Lilo und Klaus Wechsler aus Bremen aussehen, als wurden sie gerade frisch gesammelt. Eine hervorragende Kulisse für eine Pilzberatung, aber auch schon vorab eine lohnende Ausstellung für alle Pilzliebhaber.