Staßfurt l Es ist kalt, regnet und Stühle gibt es nur wenige. Eine ältere Frau nimmt mit Regenschirm auf einem Holzstuhl Platz. Es geht nur schleppend voran. Einige Menschen haben ihren Termin für die Corona-Impfung längst verpasst, andere sehen schwarz bei noch 30 Leuten vor ihnen in der Schlange. Der Mann, der sich vom Impfzentrum aus die Zettel und Anmeldungen zeigen lässt, kann auch nicht zaubern.
Verärgert berichtet auch Ilona Bannier aus Hecklingen von ihrem Erlebnis am Mittwoch im Staßfurter Impfzentrum. Eigentlich musste sie an dem Tag arbeiten und hatte dem Chef mitgeteilt, es werde nicht lange dauern, ihre Eltern (85 und 83 Jahre) zum Impftermin zu begleiten. Als sie zum Termin kamen, traf es sie wie der Schlag. „Da standen im Innenhof hinter dem Tor 30 Personen in der Schlange“, berichtet sie.
Ihr Termin 10.15 Uhr war nicht mehr zu schaffen. „Das Ganze hat noch zwei Stunden gedauert, eh wir fertig waren“, so Ilona Bannier weiter. „Es muss doch nicht sein, dass diese älteren Leute dort im Regen stehen und stundenlang warten. Es gibt kaum Parkmöglichkeiten vor Ort, auch der Bus fährt nicht hin und die Leute laufen lange Strecken vom Lidl-Parkplatz aus.“
„Warum wird das nicht anders organisiert? Kann man kein Zelt draußen aufstellen? Warum hat man nicht eine Turnhalle mit großem Wartebereich und vielen Parkplätzen gewählt?“ All das fragt sich Ilona Bannier.
Die Verantwortlichen von Landkreis und Impfzentrum sehen den Grund für das Warte-Chaos nicht in der eigenen Organisation, sondern im Verhalten der Menschen. Dass die langen Warteschlangen mitunter durch Personen zustande kommen, hatte das Impfzentrum samt Leiter Frank Knöppler bereits in dieser Woche mitgeteilt. Weil die Schlange so lang war, sah sich dieser sogar zum öffentlichen Hinweis genötigt, pünktlich zum Termin zu kommen, aber bitte nicht überpünktlich.
Problem ist die Warteschlange. Bevor die Termininhaber überhaupt dem Personal vorn an der Anmeldung ihre Dokumenten zeigen können, stehen sie schon eine Weile und verpassen nun wieder den eigenen Termin.
Leiter des Impfzentrums, Frank Knöppler, sagt: „Wir haben hier tatsächlich seit Montag die beschriebene Situation und sind bemüht gegenzusteuern. Allerdings haben wir auf das Verhalten der Menschen, die zu uns kommen, im Einzelfall letztlich keinen Einfluss.“
Die Situation sei zuweilen unschön: „Teilweise treffen die Mitarbeiter auf sehr viel verbalen Widerstand bei den Wartenden, die kein Einsehen zeigen, andere Menschen vorzulassen“, berichtet der Impfzentrumsleiter Knöppler. Der Sicherheitsdienst versuche, die wartenden Menschen zu organisieren. Die Security-Männer bitten die Wartenden jene vorzulassen, die gleich mit ihrem Termin dran sind.
Das Impfzentrum versuche nun, die Lage zu beruhigen: „Regelmäßig werden kleine Gruppen auf das Krankenhausgelände gelassen, die im Zeitfenster von 20 Minuten ihre Impftermine bekommen haben. Der Sicherheitsdienst ruft die Termine auf. Der Anmeldebereich wurde optimiert, die Durchlaufzeiten zum Einchecken zu optimieren“, so Knöppler. Und weiter: „Die Kapazitäten im Wartebereich des Impfzentrums können meines Erachtens nicht weiter erhöht werden, ohne den geordneten Ablauf und die Hygienekonzeption zu gefährden.“
Das Team des Impfzentrum ist hier auf die Vernunft der Termininhaber angewiesen. „Wir können und müssen immer wieder darauf hinweisen, nicht vorzeitig, sondern maximal zehn Minuten vor dem Termin vor Ort zu sein!“, erklärt Frank Knöppler. Der Landkreis hat schon am Mittwoch daraufhin gewiesen. Kommt keine Ordnung ins Geschehen, könne man - gerade wenn spätestens ab April noch mehr Termine vergeben werden - nur die Menge der Impftermine wieder reduzieren. Und darüber würde sich dann wohl keiner mehr freuen, findet Knöppler.
Das Parken bleibt ein Problem. In der Bodestraße haben die zuständigen Behörden die Parkdauer schon auf zwei Stunden hochgesetzt. Mehr Platz scheint vor Ort nicht verfügbar zu sein.
Auch wenn das Warten nervte, ist Ilona Bannier dankbar über den Impftermin: „Das Personal vor Ort ist sehr nett und gibt sich große Mühe.“