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Neue Wohngebiete Warum der Bau-Boom im Osten von Magdeburg trotz Risiko für Hochwasser anhält

In den ostelbischen Gebieten von Magdeburg wird eifrig gebaut. Sei es am Heumarkt, am Klusdamm oder entlang der Berliner Chaussee. Vielerorts sind in den vergangenen Jahren neue Eigenheime entstanden. Und es wird weiter gebaut. Obwohl die Gefahr durch ein Hochwasser nicht kleiner geworden ist.

Von Konstantin Kraft Aktualisiert: 11.5.2021, 13:36
Staub weht auf. Auf den rund zwei Hektar an der Berliner Chaussee in Magdeburg sollen 20 Doppelhaushälften und 15 Einfamilienhäuser gebaut werden. Die Lärmschutzwand zur Bundesstraße steht bereits.
Staub weht auf. Auf den rund zwei Hektar an der Berliner Chaussee in Magdeburg sollen 20 Doppelhaushälften und 15 Einfamilienhäuser gebaut werden. Die Lärmschutzwand zur Bundesstraße steht bereits. Foto: Konstantin Kraft

Magdeburg. Erst vergangene Woche hat der Stadtrat einer Änderung zum Bebauungsplan Nr. 267-3 „Leuschnerstraße" zugestimmt. Derzufolge darf jetzt eine 325 Quadratmeter große Grünfläche unweit des Pechauer Platzes, die ursprünglich für einen Spielplatz herhalten sollte, mit Wohnhäusern bebaut werden. Das Grundstück liegt nur wenige Meter von der Deichkante zum Prester See und der Alten Elbe entfernt. Im März hatte der Stadtrat den B-Plan Nr. 256-4 „Puppendorf/Berliner Chaussee“ abgesegnet.

Das dadurch ermöglichte Neubaugebiet neben der Bundesstraße 1 wird Platz für 20 Doppelhaushälften und 15 Einfamilienhäuser bieten. Die Lärmschutzwand steht bereits. Entlang der Brückstraße am Heumarkt sind zuletzt mehrere Neubauten bezugsfertig geworden. Und: Dem Vernehmen nach könnte mittelfristig auch noch eine Fläche an der Luisenthaler Straße am Ortseingang zu Prester für die Wohnbebauung ausgewiesen werden.

Deichsanierung dauert noch Jahre

Dem Baum-Boom in Ostelbien stehen die Erfahrungen aus dem letzten schlimmen Hochwasser von 2013 gegenüber. Seinerzeit fehlten nur noch wenige Zentimeter, dass der rechte Elbehauptdeich, die Lebensversicherung für die ostelbischen Gebiete, überläuft. Der Deich hat gehalten. Alle Häuser blieben unversehrt. Und doch mussten die Anwohner in Cracau und Prester einem Evakuierungsbefehl folgen. Nicht zuletzt deshalb ist danach die Forderung laut geworden, dass eine weitere Bebauung der hochwassersensiblen Gebiete östlich der Elbe ausgebremst werden soll. Insbesondere eine Neuversiegelung von Flächen sollte verhindert werden.

Zumal, wie unlängst bekannt geworden ist, die umfängliche Deichsanierung bis zur Büchnerstraße in Cracau noch einige Jahre auf sich warten lassen dürfte. Frühestens nach Abschluss der Bauarbeiten am Strombrückenzug kann es laut Auskunft des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft dort losgehen, die Volksstimme berichtete.

Lösung für „städtebauliche Missstände“

Um dennoch nicht jede Art von Bautätigkeit  im ostelbischen Raum zu unterbinden, hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren eine bestimmte Verfahrensweise verfolgt, heißt es auf Volksstimme-Nachfrage aus dem Rathaus. So sollen für die geplante Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes der Stadt Magdeburg nicht bereits bebaute Wohnbauflächen als solche zurückgenommen werden. Eine weitere Überplanung wird bis dahin ausgeschlossen. Ferner seien die nominell hochwasserfreien Bereiche Ostelbiens als Risikogebiete eingetragen, „in denen den Belangen des Hochwasserschutzes auch bei Extremereignissen Rechnung getragen werden muss“.

Als ein weiteres Kriterium wird genannt, dass eine Neubebauung in Ostelbien nur „in Baulücken bereits bebauter Bereiche oder auf Flächen, die in der Vergangenheit bereits bebaut waren (Militär- und Gewerbebrachen, verfallene Wohnbauflächen und Garagenhöfe)“ stattfinden dürfe, so Rathaussprecherin Kerstin Kinszorra. Das soll letztlich dabei helfen,  „städtebauliche Missstände“ zu beseitigen.

Das neue Wohnbaugebiet zwischen Puppendorfer Weg und Hohefeld-Privatweg an der Berliner Chaussee sei dafür ein treffendes Beispiel. Das Plangebiet war schon zu einem großen Teil versiegelt. Es wurde vormals von einer Spedition genutzt, zudem befand sich dort ein aufgegebener Garagenkomplex. Das Umfeld ist bebaut. „Die Bebauungspläne setzen eine Versiegelung von maximal 40 Prozent fest. Festsetzungen zu Mindestgrundstücksgrößen und maximal zwei Wohneinheiten pro Haus begrenzen die Anzahl der Anwohner“. Für die Bebauung am Klusdamm wäre der entsprechende Aufstellungsbeschluss bereits vor der Jahrtausendwende erfolgt, „um die asbestbedeckten Hallen der ehemaligen LPG Obstbau-Prester zu entsorgen“.