1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Warum der Spaziergang mit Demenzkranken für zwei Magdeburger dazugehört

EIL

Ehrenamt Warum der Spaziergang mit Demenzkranken für zwei Magdeburger dazugehört

Sigfried und Marina Gräf haben eine wunderbare Initiative im ASZ Olvenstedt ins Leben gerufen und suchen noch Verstärkung

Von Christina Bendigs 04.08.2021, 00:49
Ehrenamtliche und Praktikanten des ASZ Olvenstedt gingen gestern wieder mit den Mitgliedern einer Demenz-Wohngemeinschaft spazieren.  Das Engagement ist für die Ehrenamtler selbstverständlich.
Ehrenamtliche und Praktikanten des ASZ Olvenstedt gingen gestern wieder mit den Mitgliedern einer Demenz-Wohngemeinschaft spazieren. Das Engagement ist für die Ehrenamtler selbstverständlich. Foto: Christina Bendigs

Magdeburg - Ehrenamtliches Engagement gehört für Marina und Sigfried Gräf zum guten Ton. „Wir können noch gut, warum sollten wir nicht etwas davon an Menschen weitergeben, denen es nicht so gut geht“, sagt Marina Gräf. Und so gehen sie und ihr Mann nun schon seit knapp zweieinhalb Jahren regelmäßig mit den Bewohnern der Demenz-WG im eigenen Haus spazieren und haben weitere Senioren des Alten- und Service-Zentrums am Bruno-Beye-Ring ebenfalls als Helfer gewonnen.

Natürlich ist alles mit den Angehörigen abgesprochen. „Wir haben uns erst zusammengesetzt und überlegt, was wir machen können“, erinnert sich Marina Gräf an die Gespräche des Clubrats im ASZ Olvenstedt. Als klar war, dass sie mit den Senioren Spaziergänge unternehmen wollten, stellten sie sich den Angehörigen vor. „Das Vertrauen der Angehörigen muss ja vorhanden sein“, weiß Marina Gräf. Sie hätten das Angebot dankbar angenommen. Zwar würden sie sich auch selbst natürlich gut um ihre Angehörigen kümmern, dennoch würden die Spaziergänge für Abwechslung sorgen.

„Unsere Aufgabe ist dann immer, schon im Vorfeld eine Route durch Olvenstedt auszusuchen“, berichtet Marina Gräf von den Aktivitäten mit ihrem Mann. Dabei achten die beiden darauf, dass es zum einen nicht langweilig wird und die Senioren aus der Demenz-WG immer etwas Neues in ihrem Stadtteil zu sehen bekommen, andererseits müssen Strecken ausgekundschaftet werden, die auch mit dem Rollstuhl oder einem Rollator gut zu bewältigen sind. Und das sei gar nicht so einfach.

Ausflug führte zur Düppler Mühle

Regelmäßig sind die beiden mit Christine Kühn und den Senioren unterwegs. Sie sind selbst Olvenstedter und schätzen ihren Stadtteil mit den vielen Grünflächen. Die Senioren, die zum Teil nicht aus Neu-Olvenstedt kommen, wollen sie an der Begeisterung teilhaben lassen. „Kürzlich waren wir zum Beispiel an der Düppler Mühle“, erzählen die rührigen Ehrenamtler.

Die Spaziergänge finden immer am ersten und dritten Montag und am zweiten und vierten Dienstag eines Monats statt, so dass pro Woche ein Ausflug auf dem Programm steht. Und den genießen nicht nur die Mitglieder der Demenz-WG, sondern auch die Ehrenamtlichen. „Man kommt ja auch selbst raus und tut sich und anderen etwas Gutes“, sagt Christine Kühn.

Sigfried Gräf erinnert daran, dass jeder selbst auch einmal in die Situation kommen könnte, auf Hilfe angewiesen zu sein. Dann würde man sich auch freuen, diese Unterstützung zu erhalten.

Praktikanten begleiten Senioren

Gestern erhielten die Ehrenamtler Hilfe von den Praktikantinnen des Alten- und Service-Zentrums, Johanna Henkel und Antje Wriske, so dass viele Bewohner der Demenz-WG mitgehen konnten. Doch an manchen Tagen, wenn sie nur zu zweit oder zu dritt sind, können die Ehrenamtlichen auch nur eine begrenzte Anzahl an Teilnehmern mitnehmen.

Früher einmal waren noch einge Senioren mehr dabei, die inzwischen aber nicht mehr die Kraft für die Spaziergänge haben und auf andere Weise helfen, beispielsweise mit Besuchen und Vorlese-Zeit. Deshalb würden sich Gräfs und ihre Mitstreiter darüber freuen, wenn sich weitere Unterstützer finden, die einmal pro Woche bei den Spaziergängen helfen würden.

Dass die Spaziergänge wichtig sind, weiß auch Anica Kreutzberg als stellvertretende Leiterin des ASZ Olvenstedt: „Ich denke, es ist wichtig, dass die Leutchen rauskommen und etwas anderes sehen.“ Dass die Initiative überhaupt entstanden ist, freut sie. Denn es zeigt, dass das Alten- und Service-Zentrum im Bruno-Beye-Ring mit den darüber befindlichen Wohnungen und Pflege-WGs zu einer tollen Symbiose geführt hat.