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Telekommunikation Warum es auch weiterhin öffentliche Telefone in Magdeburg geben wird

Obwohl fast jeder Deutsche ein eigenes Handy besitzt, gibt es noch öffentliche Fernsprecher, auch in Magdeburg. Die Telekom erfüllt damit ihren gesetzlichen Versorgungsauftrag.

Von Stefan Harter Aktualisiert: 31.05.2021, 00:00
Eine zerstörte Telefonsäule am Petriförder in Magdeburg.
Eine zerstörte Telefonsäule am Petriförder in Magdeburg. Foto: Stefan Harter

Magdeburg - Schon mehrere Wochen lang ist die Telefonsäule am Magdeburger Petriförder zerstört. Durch Vandalismus wurde der Fernsprecher massiv in Mitleidenschaft gezogen, den Hörer haben der oder die Täter als Souvenir mitgenommen. Eine teure Reparatur ist notwendig und wird auch schnellstmöglich durchgeführt, wie es auf Volksstimme-Anfrage von der Deutschen Telekom heißt.

Doch warum gibt es dieses Angebot als Nachfolger der einst so vertrauten Telefonzelle heute überhaupt noch und warum investiert das Telekommunikationsunternehmen weiter Geld in das vermeintliche Relikt der Vergangenheit?

Schließlich kann heute selbst die 90-jährige Oma Whatsapp-Nachrichten über ihr Smartphone verschicken. Nach aktuellen Daten des statistischen Bundesamts verfügen 97,5 Prozent aller deutschen Haushalte über mindestens ein Handy oder Smartphone. 70 Millionen Mobilfunkgeräte liegen in Wohnungen und Häusern. Wer braucht also noch ein öffentliches Telefon?

Bedeutung der Telefonzelle nimmt ab

Georg von Wagner, Sprecher der Telekom, muss ganz klar feststellen: „Die Bedeutung der Telefonzelle hat mit dem Siegeszug des Handys abgenommen.“ Die Statistiken sprächen für sich, die Notwendigkeit für öffentliche Telefonzellen nimmt entsprechend ab. Bundesweit gebe es noch rund 17.000 Telefonstellen, die die Telekom betreibt. Dazu kommen noch einige Alternativanbieter. 2010 seien circa 120 Millionen Gespräche von öffentlichen Telefonstellen aus geführt worden, eine aktuellere Zahl kann der Telekom-Sprecher nicht nennen. Die Vergleichszahl aus dem Jahr 1999 zeigt aber deutlich, wohin der Trend geht. Denn damals wurden noch gut eine Milliarde Gespräche in Telefonzellen geführt.

An Orten wie Flughäfen und Bahnhöfen würden sie auch durchaus noch rege genutzt werden, sagt Georg von Wagner. Sollte ein Standort aber nicht mehr ausreichend genutzt werden, würde man der Kommune den Abbau vorschlagen, da der Unterhalt mit Strom, Standortmiete und Wartungskosten Geld kosten würde.

Mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbänden war deshalb vereinbart worden: Die Telekom darf Städte und Gemeinden wegen eines Abbaus ansprechen, wenn auf deren Gebiet extrem unwirtschaftliche öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro im Monat stehen, erklärt der Unternehmenssprecher.

Kunde bestimmt die Dichte des Netzes

„Der Umsatz ist ein klares Indiz dafür, dass der Wunsch nach einer Grundversorgung durch die Bevölkerung an dieser Stelle offensichtlich nicht mehr besteht. Der Kunde ist der Architekt des Telefonzellen-Netzes“, erläutert er.

In der Regel werden „extrem unwirtschaftliche Standorte“ abgebaut, vielfach jedoch nur einzelne Telefonhäuschen an Mehrfachstandorten. Sollte die Kommune am Standort festhalten, könne über eine kostengünstige Alternative verhandelt werden. Grund hierfür ist der öffentliche Versorgungsauftrag, den die Telekom per Gesetz bekommen hat. „Eine bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung mit öffentlichen Telefonstellen wird nach wie vor sichergestellt“, so Georg von Wagner.

Außerdem würden moderne Telefonsäulen häufig noch weitere Funktionen als den Anruf bieten. So seien viele von ihnen gleichzeitig ein Wlan-Hotspot, über den man sich ins mobile Internet einwählen kann. Auch Ticketkauf, Fahrzeitenabruf oder Rufbus könnten eingerichtet werden.

Genauere Daten über die Anzahl der Säulen in Magdeburg, ihre Nutzung oder Kosten durch Vandalismus könne er nicht mitteilen, da diese nicht erfasst würden, lässt der Telekom-Sprecher wissen.