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Junge Leute, Streetworker und Eigentümer betreiben einmaliges Projekt mitten in der Stadt Wie Magdeburgs größter Sandkasten zum Treffpunkt für Crossfahrer wurde

Von Anna Schätzle 03.06.2011, 04:35

"Mag\'ste Dirt?" steht in schwarzen Buchstaben auf Philipp Seehausens nicht mehr ganz so weißem T-Shirt und das scheint das Motto des Studenten zu sein. Denn der 25-Jährige wartet und verwaltet seit 2002 die "M-Trails", ein Fahrrad-Parcours für die Disziplinen FourCross und Dirtjump mitten in Magdeburg. Wie er und seine Freunde das Areal gemeinsam aus dem Boden stampften, erzählt er hier.

Magdeburg. Wenn man auf der riesigen Anlage aus Sand und Lehm steht, denkt man, es handelt sich um einen zu groß geratenen Sandkasten für ältere Jungs. Doch das täuscht. Ein bisschen versteckt im Grünen zwischen Maybachstraße und Glacis erstreckt sich die Fahrrad-Cross-Strecke. Ein Paradies unter freiem Himmel, das von Hand aufgebaut wurde -kein Verein, keine Zwänge und vor allem keine Reglements. Nur eine Handvoll Jugendlicher, die Bock hatten, etwas zu bewegen. Allen voran Philipp Seehausen.

"Ziellos durch die Gegend gefahren"

"Unser Projekt begann damit, dass wir eine kleine Gruppe von Bikern waren. Wir sind damals ziellos durch die Gegend gefahren auf der Suche nach einem Platz, der für unser Vorhaben geeignet war", so der 25-Jährige über die Anfänge.

Nach langer Suche fanden die Jungs einen Platz und wurden bei der Kontaktaufnahme mit dem Eigentümer von Jürgen Genzmann, einem Magdeburger Streetworker, unterstützt. Genzmann organisierte Mitte 2002 ein Treffen mit dem Eigentümer, der seitdem sein Grundstück der Truppe pachtfrei zur Verfügung stellt. "Was die Jungs aus der Anlage hier rausgeholt haben, ist unglaublich. So eine Sache muss man unterstützen", so Genzmann.

Beim "Dirtjump" geht es darum mit speziellen Fahrrädern, sogenannten Dirt Bikes, über Hindernisse zu springen. Diese Hindernisse werden als "Tables" und "Doubles" bezeichnet. Wenn man mehrere Tables und Doubles hintereinander reiht, entsteht eine "Line", die aus mindestens drei Sprüngen besteht.

"Der Grund diese Anlage zu bauen war, unsere Freizeit sinnvoller zu gestalten und auch anderen Jugendlichen zu zeigen, dass sie ihre Zeit nicht nur mit Rumhängen vergeuden sollten", so Philipp überzeugt.

Seit dem Start des Projektes hat sich eine Menge getan. Den kompletten Parcours mit insgesamt 70 Sprüngen in den verschiedensten Schwierigkeitsstufen hat Philipp zusammen mit Daniel Frenzel, Jan Brett, Marcus Walborn, Farid Igoubane, Vincent Brückner und Martin Schulz in mühsamer Handarbeit aufgebaut und dabei etwa 4000 Tonnen Erde bewegt. Und mit dem Ausbau der "M-Trails" stieg die Bekanntheit in der Szene. Sogar Jugendliche aus anderen Städten kamen nach Magdeburg und bestaunten die wohl schönste Fahrrad-Cross-Strecke Deutschlands, wie sie unter Bikern liebevoll genannt wird. Im Frühjahr 2007 entstand auf dem Areal dann eine 4-Cross-Strecke. Im Gegensatz zum Dirtjump ist beim 4-Cross, (auch FourCross, 4 x) die oberste Priorität die Schnelligkeit.

Bei dieser Disziplin startet man auf einer 150 bis 600 Meter langen Rennstrecke. Beim Rennen nehmen meist vier, gelegentlich auch zwei, sechs oder acht Fahrer teil. Ausgetragen wird der Wettkampf im K.o.-System. Jeweils die Hälfte der Fahrer erreicht die nächste Runde, bis im Finale nur noch zwei gegeneinander antreten.

Die Fahrer starten aus dem Gatter auf einer Erhebung, die in flachen Gebieten durch einen Starthügel realisiert wird. "Das ist ähnlich wie bei einem Pferderennen, bei uns gibt es auch eine Zeitschaltuhr und eine Ampel", erklärt Philipp am Starthügel der FourCross-Strecke auf den M-Trails.

"Immer mit M-Trails zu tun haben"

Für die Zukunft erhoffen sich die Jungs, nicht nur ein Anlaufpunkt oder gar eine Alternative zu Alkohol und Drogen zu sein, sie wollen zur Selbstinitiative motivieren. "Jugendliche sollen ihre Energie in ihre Ideen und Vorstellungen stecken und lernen ein Projekt, das ihnen am Herzen liegt, auch umzusetzen", so der Student. Auf die Frage, was aus all dem passiert, wenn die engagierten Jungs irgendwann Magdeburg verlassen, kommt eine recht gelassene Antwort

"Ich werde immer mit den M-Trails zu tun haben. Später eher im Hintergrund. Aber es kommen ja vermehrt junge Biker, die das alles hier hoffentlich genauso aufleben lassen wie wir."

Wer nun Lust bekommen hat, Philipp und die anderen Biker in Aktion zu erleben, der kann das am 16. und 17. Juli beim Dirtjumpcontest und 4Cross-Race "Back to Dreck", bei den M-Trails.

Nicht nur Biker sind willkommen bei den Jungs, sondern auch alle anderen, die sich vor Ort davon überzeugen möchten, was Jugendliche bewegen können. Der beste Beweis dafür sind die M-Trails selbst.