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Wiederaufbau Chance für Magdeburger Kristallpalast

Ist der Kristallpalast in Magdeburg überhaupt zu retten? Die Stadt hofft auf Besserung des Zustands durch einen Investor.

Von Stefan Harter 20.01.2020, 00:01

Magdeburg l Kurz vor Weihnachten 2019 gab es eine Nachricht, mit der viele Magdeburger wohl nicht mehr gerechnet hatten: Der Kristallpalast soll tatsächlich gerettet werden. Ein Magdeburger Investor will die legendäre Vergnügungsstätte an der Leipziger Straße von einer Erbengemeinschaft erwerben und sie anschließend sanieren.

Doch kann man das Gebäude überhaupt retten? Schließlich ist es bereits seit 1986 baupolizeilich gesperrt. Schon damals bröckelte der Putz von der Decke des Veranstaltungssaals. Selbiger stürzte 2011 schließlich ganz ein, so dass der Kristallpalast ungewollt zum Freilufttreff für Tauben wurde. Luftbilder zeigen eindrucksvoll das ganze Ausmaß der Schäden.

Die Stadtverwaltung begleitet das Geschehen um das historische Gebäude seit vielen Jahren. Die Volksstimme bat deshalb um eine Einschätzung zu dessen baulichem Zustand sowie den Möglichkeiten, die der Investor nun hat.

„Der Verkauf kann unter Umständen auch eine Chance für das Baudenkmal sein“, formuliert Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra vorsichtig. Zu viele fruchtlose Gespräche hatte es in der Vergangenheit mit der Erbengemeinschaft, der das Gebäude bislang gehört, und potenziellen Investoren gegeben. „Sie scheiterten letztendlich immer an der Unentschlossenheit der Erbengemeinschaft“, blickt sie zurück.

Der neue Eigentümer wäre dazu verpflichtet, das Kulturdenkmal „zu erhalten, zu pflegen, instandzusetzen und vor Gefahren zu schützen“, erklärt sie, um den weiteren Verfall zu stoppen. Allerdings wäre auch ein Abriss unter bestimmten Bedingungen möglich. Dieser müsste beantragt und von der Denkmalschutzbehörde genehmigt werden. Nach Volksstimme-Informationen plant der Investor aber ohnehin den Erhalt durch eine Sanierung. „Dazu liegen der Stadtverwaltung keine Planungen vor. Diese wären in einem gemeinsamen Dialog zu entwickeln“, sagt Kerstin Kinzorra weiter.

Für das Gelände des Kristallpalastes gilt derzeit ein Bebauungsplan, der lediglich die Ansiedlung von Einzelhandel steuert. Damit wäre nach dem Baugesetzbuch „durchaus ein Erhalt der kulturellen Nutzung vorstellbar“, erläutert die Rathaussprecherin. Aber auch eine mehrgeschossige Bebauung mit Wohnungen, Büros und Gewerbe entlang der Leipziger Straße und Am Fuchsberg sei möglich. In allen Fällen wäre dies von der Stadtverwaltung beispielsweise durch einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu genehmigen.

Bis der Verkauf abgewickelt ist, will der Investor seine Pläne für den Kristallpalast noch nicht öffentlich machen.

Trotz des „ruinösen Zustands“ bestehe derzeit aber kein Handlungsbedarf für die Stadt, „da keine Gefahr durch herabstürzende Bauteile oder einstürzende Gebäudeteile ausgeht“, sagt Kerstin Kinszorra.

Der Kristallpalast mit dem großen Saal und der Musikbühne wurde am 9. Juni 1892 eröffnet und durch den Magdeburger Hotelier und Gastwirt Carl Koch betrieben. In den 1920er Jahren war er eines der wichtigsten Veranstaltungshäuser in der Region. Viele Erinnerungen hängen daran.