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Architektur-Tag Willkommen im modernen Magdeburg

Alte Häuser in modernem Gewand - Architekten haben in Magdeburg gezeigt wie es geht. Dazu vier Beispiele im Vorher-Nachher-Slider.

Von Anja Guse 30.06.2019, 18:48

Magdeburg l Was sie mit ihren Ideen leisten können, zeigten Architekten am letzten Juni-Wochenende 2019 in Magdeburg zum Tag der Architektur. Am Sonnabend ging es an zwei Stellen in der Gartenstadt Reform und an der Turmschanzenstraße um das Thema Sanierung. Am Sonntag waren in Sudenburg und im Stadtpark Neubauten Thema. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Architektenkammer Sachsen-Anhalt.
Gartenstadt Reform
Vor 100 Jahren wurde die Gartenstadt Reform gegründet. Seit 25 Jahren befasst sich Gerold Reipsch von „Architekten und Ingenieure reipsch & mischok“ mit der Sanierung des Flächendenkmals, das zur Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Gartenstadt-Kolonie Reform gehört und ein Wegzeichen der Moderne ist.
Im Lilienweg steht beispielsweise derzeit die Außen­sanierung eines Blocks an. Um mehr Wohnraum nutzbar zu machen, werden Fluchtfenster ins Dachgeschoss eingebaut. Aufgrund der Forderungen des Denkmalschutzes allerdings sind sie so in der Fassade versteckt, dass sie kaum zu erkennen sind.
Die Häuser bekommen eine dünne Isolierung und einen Farbanstrich, der der Ursprungsgestaltung entspricht. Auch die Fensterrahmen und Türen bekommen ihre ursprüngliche Farbigkeit zurück: „Die Farben machen Reform zu etwas Besonderem“, sagt Gerold Reipsch. Dank der bunten Ideen von Bruno Taut und Carl Krayl – der in der Siedlung auch lebte – wurde aus den einheitlichen, einfachen Häusern ein individuelles Zuhause für die Bewohner.

Neben dem Äußeren geht es auch ans Innenleben der Häuser, wenn Mieter ausgezogen sind. Unter anderem werden dann Stahlrahmen eingebaut, die die tragenden Wände zwischen den für heutige Verhältnisse kleinen Räumen ersetzen. Damit wird es möglich, die Räume völlig neu zuzuschneiden, ja sogar Zimmer zusammenzulegen.
Und wenn saniert wird, dann bekommen auch die alten Ställe hinter den Häusern eine neue Funktion. Auf Selbstversorgung ist hier heute niemand mehr angewiesen – wohl aber auf Gästetoiletten.

Turmschanzenstraße
Willkommen zurück im Plattenbau, heißt es in der Turmschanzenstraße. Hier hat die Wohnungsbaugenossenschaft „Stadt Magdeburg von 1954“ eG die Hausnummern 7 bis 13 komplett sanieren, umbauen und aufstocken lassen. Wo vorher Platz für 81 Wohnungen war, werden nun 98 Einheiten vermietet, darunter Geschoss- und Maisonettewohnungen mit bis zu 130 Quadratmetern Wohnfläche.
Für die verantwortlichen Architekten Katrin Wünsche und Karsten Krake – beide von der S&P Sahlmann Planungsgesellschaft für Bauwesen mbH Potsdam und beide am Sonnabend zum Tag der Architekur vor Ort – barg das Projekt Überraschung und Herausforderung zugleich. „Herausfordernd war beispielsweise die Erschließung der Haustechnik“, berichtete Krake. Teils mussten komplett neue Wege für die Leitungen gefunden werden. Aber auch für die Unterbringung von vier Fahrstühlen – vorher gab es keinen einzigen Aufzug – war Kreativität gefragt. Ein Teil der Wohnungen ist nun barrierefrei zugänglich und barrierearm.
Überraschend dagegen war der Zustand der Bausubstanz. Steht der Plattenbau doch für genormte Elemente, wurden die Architekten und Baufirmen eines Besseren belehrt. Bei der Entkernung kamen nicht nur schiefe Decken und unterschiedlich große Platten zum Vorschein, sondern auch eine mit Ziegelsteinen gemauerte Wand. Ein Stückwerk – Zeugnis der Mangelwirtschaft in der DDR.
Zufrieden zeigten sich die Planer mit der Tragfähigkeit des 30 Jahre alten Hauses, wenngleich durch die Aufstockung von ein bzw. zwei Etagen Wände und Fundament verstärkt werden mussten.
Jetzt, nach dem Umbau, erinnert kaum noch etwas an den alten Plattenbau. Fast alle Wohnungen haben große Fenster und einen großen Balkon erhalten, letzterer mit einem Geländer aus leicht wirkendem Stahl und einem niedrigen Sichtschutz, gerade hoch genug, „um dahinter auch mal einen Kasten Bier vor den Blicken der Nachbarn verstecken zu können“, so Krake schmunzelnd. Geblieben sind jedoch die alten, typischen DDR-Treppengeländer, nur leicht mit einem neuen Handlauf erhöht. Warum? Weil die Architekten sie schön fanden und sie auch ein Stück weit daran erinnern, „dass das Gebäude ein Plattenbau ist und kein Neubau“, so Krake.
Strahlentherapiepraxis
An der Hellestraße ist eine neue Strahlentherapiepraxis gebaut worden. Eine markante Außenhülle macht das Gebäude, das aus Sicherheitsgründen auf großen Flächen über keine Fenster verfügt, zu einem Hingucker.
Sportstätte Seilerwiesen
Nach dem Hochwasser im Jahr 2013 war die Sportstätte an den Seilerwiesen schwer beschädigt. Eine Sanierung kam nicht infrage. Stattdessen wurde in den vergangenen Monaten ein Bau auf Stelzen errichtet, der in diesem Jahr seiner Nutzung übergeben wurde.
Und hier noch zwei Beispiele aus der Gartenstadt Reform: