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Wohnungsbau Magdeburger Domviertel wächst

Die Wohnungsbaugenossenschaft „Otto von Guericke“ investiert 18 Millionen Euro am Breiten Weg. 53 Wohnungen entstehen.

Von Martin Rieß 28.10.2017, 01:01

Magdeburg l Grundsteinlegung, die dritte: Die Wohnungsbaugenossenschaft „Otto von Guericke“ hat am Freitag den Startschuss für die Bauarbeiten an ihrer 18-Millionen-Euro-Investition an der Ecke Breiter Weg/Danzstraße gegeben. Das 1955 gegründete Unternehmen verfügt in Magdeburg über 3120 Wohnungen. Bis zum Jahr 2019 wird es seinen Bestand an dieser Stelle um 53 neue Wohnungen und 20 Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss erweitern. Dies geschieht dort, wo vor dreieinhalb Jahren ein Plattenbau der Genossenschaft abgerissen wurde. Die Rohbauarbeiten erfolgen durch die Strabag nach den Planungen von S&P Sahlmann Planungsgesellschaft.

Bereits mit dem Hochbau begonnen haben an ihren Teilen des neuen Domviertels die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau) und die Magdeburger Wohnungsgenossenschaft (MWG). Karin Grasse ist Vorstand der OvG-Genossenschaft und sagt: „Dass wir ein wenig länger gebraucht haben, hat vor allem mit dem komplizierten Untergrund zu tun: Wir mussten zunächst 236 Bohrpfähle mit einem Meter Durchmesser und bis zu 15 Metern Tiefe in den Boden bringen.“ Auf diesen Pfählen wird das Haus ruhen, das wegen des Domfelsens über keine eigene Tiefgarage verfügt. Um ihre Autos abzustellen, werden die Mieter des Hauses das künftige Parkhaus in der Leibnizstraße mitnutzen können.

Karin Grasse erinnerte daran, wie lang der Weg zum Start der Investition war. Nicht allein, dass frühere Planungen aus den 1990er Jahren nicht umgesetzt wurden. Vielmehr hat auch das aktuelle Projekt einen jahrelangen Vorlauf: Erste Förderanträge wurden im Jahr 2011 gestellt. Zudem mussten die Genossenschaftsmitglieder überzeugt werden und Hürden bei der Planung genommen werden. An dem Beispiel wird deutlich, dass nicht allein die Sanierung von Altbauten für Überraschungen sorgen kann, sondern auch der Bau von neuen Häusern. Gefährlich war es beispielsweise, als die Arbeiter der Abrissfirma auf einen Blindgänger im Kellerbereich des 2014 abgebrochenen Plattenbaus gestoßen waren.

Besonderes Augenmerk richtete neben Karin Grasse auch Landesbauminister Thomas Webel auf den qualitativen Aufschwung für das Viertel mit dem Neubau der Genossenschaftler: „Das wird so schön, wie es vor der Zerstörung war.“ Und dank einer hohen Automatisierung in dem Haus mittels Tabletsteuerung – Ähnliches hat die Genossenschaft bereits an der Fürstenwallstraße in einem Neubau verwirklicht – wird das Gebäude am Breiten Weg nicht allein von den Räumen her barrierefrei und seniorengerecht.

Oberbürgermeister Lutz Trümper freut sich derweil über Otto von Guerickes Genosenschaftler wie über andere Bauherren in der Stadt: „Magdeburg ist wieder zu einer Stadt der Kräne geworden.“ Mit den 240 Wohnungen, die auf dem Areal insgesamt entstehen, würden wieder Menschen in die Innenstadt ziehen und auch Kaufkraft für die neuen Geschäfte mitbringen.

Bei aller Freude verpackte Genossenschaftsvorstand Oliver Hornemann seinen Hinweis diplomatisch: Für große Projekte des Städtebaus wünsche man sich für die Zukunft vom Gestaltungsbeirat ein gesundes Maß aus helfenden Hinweisen und vornehmer Zurückhaltung. Der Gestaltungsbeirat aus berufenen Fachleuten hatte den drei Bauherren eine Reihe von Veränderungsvorschlägen mit auf den Weg gegeben.

Ein heiß umstrittenes Thema rund um Abriss und Neuaufbau auf dem Gelände war die Fällung einer 120 Jahr alten Ulme: Kritiker hatten gefordert, dass dieser Baum, der den Zweiten Weltkrieg ebenso wie den Wiederaufbau in den 1960er Jahren überdauert hat, erhalten wird.

In einer gewissen Weise ist dies nun trotz der letztlich genehmigten Fällung geschehen. Die Wohnungsbaugenossenschaft hatte bei der Baumschule Beyme in Pechau beauftragt, dass aus Reisern neue Bäume gezogen werden. Karin Grasse berichtete jetzt: „Inzwischen sind 25 Pflanzen herangewachsen, die zwei Meter hoch sind und einen Stammdurchmesser von acht Zentimetern haben.“

Zur Grundsteinlegung hätte Karin Grasse sicher gern einen der Bäume auf das Gelände gepflanzt. Schließlich soll der Hof besonders grün gestaltet werden. „Aber Sie sehen ja: Hier ist im Moment gerade genug Platz für die Bauleute und die Arbeiten“, so die Chefin der Wohnungsbaugenossenschaft. Klar ist jedenfalls: Eine der Ulmen soll hier gepflanzt werden, und für die anderen 24 hat Oberbürgermeister Lutz Trümper während der Grundsteinlegung zugesagt, geeignete Plätze zu finden.