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Zu leise Kritik an Bus-Ansagen in Magdeburg

Sind die Ansagen in den Magdeburger Bussen zu leise? Die erblindete Jenni Höhn hat schon den Ausstieg verpasst.

Von Jana Heute 07.01.2019, 00:01

Magdeburg l „Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Bus und wissen nicht, wann Sie aussteigen sollen“, meint Jenni Höhn. Der 32-Jährigen aus Magdeburg-Olvenstedt ist das nicht nur einmal passiert. Das letzte Mal war es im Dezember, als sie mit ihrem Ehemann Patrick und zwei Freunden von der Haltestelle Olvenstedter Grund zur Annastraße nach Stadtfeld fahren wollte. „Wir haben dem Busfahrer noch extra Bescheid gesagt, aber leider hat er uns auch nicht informiert, obwohl er sogar in der Annastraße gehalten hat“, berichtet die Elbestädterin, die nach einer Augenerkrankung mit 8 Jahren vollständig erblindet ist.

Das Problem an diesem Dezembertag: Neben ihrem ebenfalls fast erblindeten Ehemann fuhren ihre zwei gleichfalls blinden Freunde mit. Da die automatische Ansage im Bus wieder viel zu leise gewesen sei, hätten alle vier nicht rechtzeitig mitbekommen, dass sie in der Annastraße hielten und setzten ihre Fahrt bis zum nächsten Haltepunkt ungewollt fort. „So mussten wir unnötig einen Fußmarsch auf uns nehmen. Das ist ärgerlich“, findet Jenni Höhn, die auf dem Foto nicht erkannt werden möchte.

Ihr Mann pflichtet ihr bei. Es müsse sich dringend etwas ändern, denn das Problem gebe es ständig in den Bussen, egal ob auf der Linie 71 oder 52, die sie häufig nutzen. Sie erinnern daran, dass nicht nur Blinde oder Ältere auf die Ansagen angewiesen seien, sondern auch Menschen, die ein Hörgerät tragen oder Leute, die nicht lesen können. In den Straßenbahnen hingegen seien die Ansagen sehr laut. Da gebe es keine Probleme.

Für die Magdeburger Verkehrsbetriebe ist das kein ganz neues Thema. Auch in der Vergangenheit habe es schon Beschwerden zu den Ansagen gegeben, räumt Sprecher Tim Stein ein. Als 2015 die Ansage auf eine Männerstimme umgestellt worden sei, seien Beschwerden gekommen, dass die Ansprachen für die Haltestellen zu leise seien. „Dann haben wir sie lauter gestellt, doch dann kam die Kritik, die Ansagen seien zu laut“, erzählt er. So seien die Einstellungen wieder etwas zurückgenommen worden.

Das Problem: Die Ansagen müssen in jedem Bus einzeln reguliert werden. „Bei einigen Modellen gibt es sogar bloß die Grundeinstellung, doch das ist nicht die Masse“, sagt Tim Stein. Soll heißen: Bei den meisten der circa 55 Busse, die die MVB stadtweit im Linienbetrieb haben, lässt sich die Lautstärke regulieren. Das sei dennoch ein gewisser Aufwand, gibt er zu bedenken.

Man nehme aber den aktuellen Fall zum Anlass, um jeden Bus noch mal zu überprüfen und die Ansagen eventuell lauter zu stellen. „Ich habe mit der Werkstatt gesprochen“, so Tim Stein. „Das machen wir schrittweise, wenn die Busse zur regelmäßigen Wartung kommen.“ Gibt es Bereiche im Bus, wo die Akustik besser ist und man die Ansagen womöglich deutlicher hört? „Wir empfehlen dafür, den Bereich der Wagenmitte, zweite Tür, aufzusuchen“, erklärt Tim Stein.

Dem ärgerlichen Erlebnis von Familie Höhn will das Unternehmen zudem gesondert nachgehen. „Wir werden uns den betreffenden Bus noch mal genauer anschauen, was die Ursache der schlechten Akustik gewesen sein kann. Vielleicht war ja auch ein Lautsprecher kaputt“, meint Tim Stein.

Jenni Höhn und ihr Mann Patrick sind nun gespannt, ob sich etwas verbessert. Sie wären froh, wenn sie sich künftig auch in puncto Orientierung in den Bussen sicher fühlen könnten.