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Bauen Neue Kita kommt wahrscheinlich

Zu bisher geschätzten Kosten für Neubau in Löderburg kommen noch Abrisskosten dazu

26.03.2021, 23:00

Löderburg/Staßfurt

Von Franziska Richter und Enrico Joo

Den Stadtrat von Staßfurt gilt es zu überzeugen, denn dieser muss entscheiden, ob die Kita in Löderburg neu gebaut wird oder nicht. Die Kommunalpolitiker in Löderburg, von denen nur einer auch im Stadtrat einen Sitz hat, waren sich ziemlich schnell einig. Sie bevorzugen eindeutig den Neubau.

In diese Richtung gehen nun auch die Staßfurter Kommunalpolitiker, die in den Ausschüssen des Stadtrats beraten. Bei allen Ausschusssitzungen dieser Woche tendierte man zum Neubau, auch wenn Nachfragen zu Details und Kritik in Einzelpunkten kamen.

Stadtrat Hans-Jürgen Lärz (CDU) betonte im Bauausschuss am Montag die Vorzüge eines Neubaus als Investition in die Zukunft: „Ich habe ja nun auch meine private Bauabnahme in der neuen Kita in Förderstedt gemacht und fand das eine ganz tolle Arbeit.“ Lärz, der immer für einen Lacher gut ist, schwärmte sogar von den Sanitäranlagen: „Da gibt es ganz kleine Toiletten für die Babys und etwas größere für die Kita-Kinder. Das ist einfach super gemacht und entspricht den modernsten Anforderungen.“

Gleicher Architekt bei Kita in Güsten

Stadtrat Fred Hänsel (Die Linke) begrüßte den „tollen Entwurf“ und lobte den Neubau der Kita Güsten, den die für Löderburg beauftragten Architekten ebenfalls umgesetzt hatten. Ähnlich Matthias Büttner (AfD): „Tolle Bilder und viele Vorteile eines Neubaus.“

Auch wenn die Kosten nicht bei dem bleiben werden, was bisher diskutiert wurde. Im Vergleich Sanierung der aktuellen Kita und Neubau direkt daneben am Standort des wegzureißenden Umland-Wohnblocks waren für die Sanierung 3 Millionen Euro und den Neubau 2,8 Millionen Euro angegeben worden. Auf Nachfrage von Stadtrat Siegfried Klein (CDU) erklärte die Verwaltung: „Nach aktuellem Stand werden noch einmal 240.000 Euro für den Abriss des Blocks und die Schadstoffuntersuchung dazukommen und 375.000 Euro für den Abriss der Kita“, so Fachbereichsleiter der Verwaltung, Florian Heidler.

Damit wäre man bei 3,4 Millionen Euro und es fehlen noch die Baunebenkosten für Genehmigungen, Sachverständige etc. „Dann werden es sicherlich 3,5 oder 3,6 Millionen Euro insgesamt, aber trotzdem sollte man immer die neue Variante wählen“, so Siegfried Klein.

Stadtrat Klaus Maaß (SPD) mahnte im Finanzausschuss: „Das Problem ist relativ groß. Die Variante Neubau ist immer besser und sollte zügig beschlossen werden.“ Klaus Magenheimer (Die Linke) fügte hinzu, dass eine Sanierung im laufenden Betrieb gar nicht zu leisten, weil unzumutbar, wäre.

Stephan Czuratis (CDU) hob den Ort an sich hervor: „Die Löderburger sind ja nun schon arg gebeutelt mit ihrer gesperrten Sporthalle und wir müssen mal ein positives Signal in ihre Richtung senden.“ Das Geld für eine neue Kita müsse man im Haushalt einstellen.

Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) betonte, wie wichtig es ist, dass man jetzt eine eindeutige Grundsatzentscheidung treffe – Neubau oder Sanierung. „Die Kita in Löderburg hat Priorität 1, dort muss etwas getan werden“, so Wagner. Die Finanzen und die Projekte der Stadt in den nächsten Jahren müssten jetzt eingeplant werden. Auch bei einer Sanierung würde es sicherlich noch zu „Unwägbarkeiten“ und somit Mehrkosten zusätzlich zu den bisher geschätzten 2,8 Millionen Euro kommen, so Wagner.

Fördermittel möglich für einen Neubau?

Im Sozialausschuss am Mittwoch regte Ralf-Peter Schmidt (UBvS) an, dass die Kita in der Dorfmitte Löderburgs in der Nähe von Grundschule und Sporthalle einen neuen Standort bekommt. Schmidt wollte zudem wissen: „Im Haushalt waren ja 2020 bereits 500.000 Euro eingestellt. Werden diese mitverwendet? Mich interessiert auch, welche Fördermittel möglich sind.“

Bianca Görke (Linke) freute sich über die Vorstellungen des Architekten und sprach sich für einen Neubau aus. „Ich finde den Ersatzneubau plausibel erklärt“, sagte sie. „Da kriegt Löderburg was Schönes.“ Gleichzeitig fragte sie nach Machbarkeit und Zeitschiene.

Fachdienstleiterin Ina Siebert erklärte: „Wir haben uns Gedanken gemacht um andere Standorte. Es ist aber nicht viel Platz in Löderburg und es sind 160 Kinder.“ Man brauche also relativ viel Platz, der so spontan nicht zu finden ist im Ort. Dazu sagte Siebert: „Eine Sanierung der Kita war ohne Fördermittel 2020 nicht machbar. Wir brauchten aber Mittel für Planungsleistungen.“

Etwa zehn Prozent der Bausumme für die Kita in Löderburg wären für Planungsleistungen gedacht. Bei Kosten, die fast vier Millionen Euro betragen, wären das fast 400.000 Euro. Über eine „Fortschreibungsbrücke“, wie es in der Fachsprache heißt, wird dieses Geld aus 2020, das da für die Brandmeldeanlage eingeplant war, nun mitgenommen und für die Planungen verwendet.

Ein Förderprogramm hatte Siebert nicht parat: „Ich habe spontan nichts im Kopf, was passen könnte. Aber wir setzen alle Hebel in Bewegung.“

Bianca Görke wollte noch wissen, ob es sein kann, dass die Kita vom Kreis wegen Brandschutz geschlossen wird. „Der Salzlandkreis ist da ja sehr streng. Und wir haben da ja unsere Erfahrungen mit der Sporthalle in Löderburg gemacht“, so Görke. Siebert: „Wir werden nach einer Übergangslösung suchen.“

Architekt Ulrich Kirchner warb auch in den Ausschüssen noch einmal dafür, dass ein Neubau sinnvoller wäre. „Das Haus hat erhebliche Defizite in der Konstruktion. Es müssten zum Beispiel Baumasse und Bauvolumen im Keller saniert werden, obwohl es keinen funktionalen Nutzen gibt. Auch die Raumstruktur ist sehr grenzwertig“, sagte er. Rettungswege und Türen zu schmal und mit Stufen oder zu dicke Trenngläser: Gerade beim Brandschutz gibt es viele Mängel. Dazu gibt es energetische Mängel. Auch wenn der Neubau etwas teurer als die Sanierung ist: Mit einem Neubau herrscht mehr Planungssicherheit für die Zukunft.