1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oebisfelde
  6. >
  7. Die Wiedervereinigung vorleben

30 Jahre Mauerfall Die Wiedervereinigung vorleben

30 Jahre nach der Grenzöffnung strömten Sonnabend über 100 Zeitzeugen zur Gedenkfeier am Grenzstein zwischen Breitenrode und Grafhorst.

Von Harald Schulz 23.12.2019, 05:00

Breitenrode/Grafhorst l  Viele der Teilnehmer kamen zudem in Begleitung der Kinder und Enkelkinder. Dort fielen die Grenzsicherungsanlagen damals aber erst über einen Monat später.Diese voller schicksalhafter Überraschungen geprägte Zeit bestimmte, wie konnte es anders sein, die Ansprache des Grafhorster Bürgermeisters Klaus Wenzel. Der Niedersachse erinnerte insbesondere an Momentaufnahmen, unmittelbar bevor die Grenzanlagen fielen, und sich in der Folge, die Menschen in Ost und West in den Armen lagen und „die beiden Dörfer wieder zum einst bewährtem Miteinander zusammenwachsen konnten“.

Wenzel, selbst Zeitzeuge, beschrieb diese Leistung der so benannten friedlichen Revolution durch die Menschen in der damaligen DDR als ein besonderes Verdienst, das höchsten Respekt und Anerkennung verdient. Er sah nach 30 Jahren aber auch ein Ermüden bei den jüngeren Generationen, die dieses historische Ereignis nun doch in ihrem Erinnerungsschatz schon weit nach hinten, bis zum Vergessen hin befördern.

Für die Stadt Oebisfelde-Weferlingen griff Bürgermeister Hans-Werner Kraul die Annahme des Grafhorster Bürgermeisters auf, befand, „dass dieses historische Ereignis über die Generationen hinweg bewahrt werden müsse“. Mit Blick auf die doch immer wieder aufflammenden Bezeichnungen „Ossis“ und „Wessis“ meinte Kraul, dass die Behauptung „früher wäre alles besser gewesen“, leicht zu widerlegen sei. In diesem Fall sei aber nicht die Grenze schuld, sondern, „eine Verschiebung der charakterlichen und moralischen Werte“. Es ist ist eben nicht jeder gefestigt genug, um mit der gewonnenen Freiheit, den Pflichten und dem Miteinander umzugehen, so Kraul. „Erst wenn hier der Grundstein gelegt wird, kann eine Neuorientierung Früchte hüben wie drüben tragen. Wir müssen Wiedervereinigung vorleben“, forderte Kraul in seiner Ansprache am Grenzstein, sah dabei aber das Miteinander auf einem guten Weg.

Die Festveranstaltung wurde mit einem Gottesdienst und einem geselligen Miteinander in Grafhorst fortgesetzt.

Am heutigen Montag findet von der Heimatstube Breitenrode ausgehend, ab 14.30 Uhr eine Wanderung zum Grenzstein statt.