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Prävention an Oebisfelder Grundschule Drömlingsfüchse wissen sich zu wehren

Der „Nicht mit mir!“-Kurs gehört seit Jahren zum Angebot der Grundschule an der Oebisfelder Theodor-Müller-Straße. Was die Schüler der Klasse 4b dabei lernen.

Von Cedar D. Wolf 26.05.2025, 18:15
Die Schüler der 4b spielen unter Anleitung von Frank Lambrecht eine Situation nach, in der ein Kind verfolgt wird und Hilfe sucht.
Die Schüler der 4b spielen unter Anleitung von Frank Lambrecht eine Situation nach, in der ein Kind verfolgt wird und Hilfe sucht. Foto: Cedar D. Wolf

Oebisfelde. - Die Aula im Dachgeschoss der Grundschule „Drömlingsfüchse“ ist schon hergerichtet für die Doppelstunde mit Frank Lambrecht, der bereits seit 2019 regelmäßig nach Oebisfelde in die vierten Klassen kommt und das „Nicht mit mir!“-Programm unterrichtet. Das vom deutschen Ju-Jutsu Verband ins Leben gerufene und unter anderem von Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützte Projekt soll Kinder helfen, sich vor Gewalt zu schützen, und funktioniert nach dem Ampel-Prinzip.

„Grün ist die Prävention – wir wollen verhindern, dass überhaupt eine Gefahr entsteht“, erklärt Lambrecht, „Gelb heißt, dass eine Gefahr besteht und erkannt wurde und die Kinder ihre Grenze deutlich machen sollen. Und wenn dies nicht funktioniert, dann tritt Rot ein – es geht dann um Selbstverteidigung.“ Die Kursleiter für das gefragte Programm müssen sich zertifizieren lassen, denn nicht jeder darf einfach in die Schulen und Kitas gehen und dort Kinder anleiten. Für das Zertifikat muss auch ein entsprechender Kurs besucht werden. „Ich mache das jetzt schon seit 2007“, lacht Lambrecht.

Kostenfreies Angebot

Melanie Lutze schaut kurz vor dem Unterricht auch in der Aula vorbei, um Lambrecht zu begrüßen. Die Schulleiterin betont, dass dieser Kurs für die Kinder wirklich eine Bereicherung sei. „Wir wollen sicherstellen, dass die Eltern möglichst selbst keine Kosten tragen müssen, denn dies schreckt ab“, verrät Lutze. Für die Schule sei Teil der Herausforderung vor allem, die entsprechenden Fördertöpfe ausfindig zu machen und diese anzuzapfen. „Irgendeinen Topf gibt es immer, aber es ist mit Arbeit verbunden, sie zu finden.“

Genau dieses unermüdliche Engagement von Seiten der Schulverwaltung ist für Lambrecht der Grund, weshalb er so gerne in diese Schule kommt. „Ich merke einfach, dass hier mitgezogen wird“, betont der Vorsitzende des Kinder- und Jugendschutz in Wolfsburg. „Solange die Kinder sich noch freuen, wenn ich komme, so lange können sie hier noch mit mir rechnen“, verspricht er.

Altersgerechte Mischung

Pünktlich zum Klingelton erscheinen die ersten Schüler der Klasse 4b an der Glastür und winken Lambrecht fröhlich zu. Kurz darauf sind sie in ihr Kurs-T-Shirt geschlüpft. „Jeder Schüler hat sein eigenes T-Shirt, da sind die Kinder auch sehr stolz drauf“, verrät der Kursleiter. Tatsächlich tragen alle 14 anwesenden Jungs und Mädchen ihr T-Shirt mit dem großen Fuchs auf der Vorderseite und dem „Nicht mit mir!“-Schriftzug mit offensichtlicher Begeisterung. Die Klasse setzt sich sehr schnell geordnet in ihren Stuhlkreis und Lambrecht fragt die Anwesenheit ab.

Es folgt eine altersgerechte Mischung aus Praxis und Theorie, bei der tatsächlich keine Minute Langeweile aufkommt. Es werden zum Teil sehr anspruchsvolle Themen behandelt. So müssen die Kinder im Rollenspiel einen Notruf üben. In zwei Übungsszenarien wird behandelt, in welchen Situationen die Polizei angerufen werden soll und in welchen Situationen der Rettungsdienst gerufen werden muss. Die Klasse arbeitet gut mit und es gibt viele Freiwillige, wenn es darum geht, einen Rettungssanitäter oder schaulustigen Rentner zu spielen, der angehalten wird, den Rettungsdienst zu rufen.

Auch etwas Selbstverteidigung

Auch Selbstbehauptung wird mit einfachen Selbstverteidigungstechniken geübt. „Wichtig ist, dass ihr laut und bestimmt sprecht“, erklärt Lambrecht den Kindern, „Ihr müsst klar eure Grenze setzen.“ Die Kinder sollen dann die einzelnen Schritte üben – erst die Aufforderung, in Ruhe gelassen zu werden, gefolgt von einem gezielten Tritt gegen das Schienbein und dann ein Wegschubsen und schnelles Weglaufen. Ein Schüler greift immer wieder an die Schultern, statt zu schubsen, so dass Lambrecht noch einmal mahnt: „Schubst wirklich schnell mit den Händen gegen die Brust. Nicht greifen, mit Greifen bringt ihr euch selbst in Gefahr!“

Ana und Mathilda dürfen im Rollenspiel  die Polizei benachrichtigen.
Ana und Mathilda dürfen im Rollenspiel die Polizei benachrichtigen.
Foto: Cedar Wolf

Die Gruppe arbeitet gut mit und so kann in der Stunde auch noch ein Thema angesprochen werden, das für den passionierten Kinderschützer eine Herzensangelegenheit ist – die Notinseln. Auch die Schule selbst ist eine solche Notinsel. Es geht darum, dass Kindern, die sich in einer Notlage befinden, ein sicherer Ort geboten wird, an dem sie Hilfe bekommen. „Es muss nicht immer jemand hinter euch her sein“, erklärt Lambrecht den Schülern, „Vielleicht ist euch auch im Bus schlecht geworden oder ihr habe euren Haustürschlüssel vergessen. Dann könnt ihr zu einem Laden gehen, wo der Notinsel-Aufkleber im Fenster klebt, und euch wird auf jeden Fall geholfen.“

Notinseln helfen Kindern

Auch für das Prinzip der Notinseln gibt es wieder eine kleine Rollenspielübung. Der Kursleiter fasst nach der Übung dann zusammen: „Aber wenn ihr in Not seid, dann geht immer in öffentliche Gebäude, nicht in Privathäuser. Und niemals in fremde Autos einsteigen!“

Zum Schluss dürfen die Kinder dann noch etwas toben – das Abschlussspiel für die Notinsel-Einheit hat ganz viel mit Fangen zu tun. Das Fazit der Schüler ist sehr einheitlich. „Also mir hat das Spiel am Ende mit den Notinseln am besten gefallen“, finden Ana und Melina. Ihre Klassenkameradin Nerle muss kurz überlegen und verrät dann: „Also die Sache mit dem Telefonieren fand ich auch gut, als wir den Notruf geübt haben.“ Da nickt auch Mathilda und sagt: „Ich habe das auch gerne gemacht, und das Endspiel mochte ich am liebsten. Sowas haben wir schon öfter gemacht und das bringt mir viel Spaß.“

Dass die Kinder nach einer langen Unterrichtseinheit gerne toben, ist verständlich, aber Charlotte fasst die Stimmung der Klasse noch einmal gut zusammen: „Generell hat alles sehr viel Spaß gemacht und wir haben auch viel gelernt. “