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Grünes BandVom Todesstreifen zur Lebenslinie

Die ehemalige Grenze wandelte sich zum Grünen Band. Umweltministerin Claudia Dalbert startete in Breitenrode eine Veranstaltungsreihe.

Von Harald Schulz 29.09.2020, 01:01

Breitenrode l Die durch die Grenztruppen gesicherte Staatsgrenze der ehemaligen DDR galt insbesondere wegen des sogenannten Todesstreifens bis zur Räumung der Sperranlagen als unüberwindbar. Mittlerweile wandelte sich dieser knapp 1400 Kilometer lange Streifen in eine wertvolle Naturlandschaft, die Erholungsraum für Menschen und Schutzzone für über 1900 bedrohte Tierarten bietet. Ministerin Dalbert bezeichnete dieses Grüne Band als „einen gelungenen Wandel vom Todesstreifen zur Lebenslinie“.

Die Veranstaltungsfolge in den Orten entlang des Grünen Bands soll die Lebensleistung der Menschen, die die Wiedervereinigung vor 30 Jahren friedlich erreicht hatten, wie auch den Wert des Grünen Bands für Mensch, Natur und Umwelt im Blick haben, betonte die Ministerin. Dem Drömling als Naturrefugium und dem länderübergreifenden Biosphärenreservat komme dabei eine herausragende Bedeutung zu.

Naturschutz, regionale Identität und Erinnerungskultur treffen hier zusammen. Die Menschen in Breitenrode und die Ausstellungen der Heimatstube lassen Zeitgeschichte lokal erlebbar werden, war sich Dalbert sicher. Deshalb sollen Menschen hier wie dort zum Grünen Band und den dort lebenden Menschen kommen, um junge deutsche Geschichte hautnah zu erleben, lud die Ministerin ein.

Diese Auftaktveranstaltung in Breitenrode war vom Biosphärenreservat Drömling mit Sitz in Oebisfelde organisiert worden. Dessen Leiter, Fred Braumann, dankte zum Abschluss der Veranstaltung insbesondere Mitarbeiterin Sabine Wieter, die mit ihrem Team für einen reibungslosen Ablauf und Betreuung wie Versorgung der Teilnehmer der Wander- und Radtour gesorgt hatte.

Bei der Begrüßung vormittags am Breitenroder Dorfgemeinschaftshaus betonte Braumann, dass die durch den Grenzverlauf unberührte Natur schon damals großes Potenzial als Rückzugsgebiet und Schutzzone für Flora und Fauna geboten hatte. Diesen Schatz verfilmte im Jahr 1988 der Naturschützer und -filmer Heinz Sielmann in dem Streifen „Tiere im Schatten der Grenze“. Sielmann dokumentierte dabei eine heute streng geschützte Bekassine, die sich auf den Grenzsperranlagen niedergelassen hatte.

Trotz des regnerischen Wetters wollten knapp 40 Personen an der um die zehn Kilometer langen Wanderung teilnehmen oder eine knapp 50 Kilometer lange Radtour entlang des Grünen Bands unternehmen. Claudia Dalbert hatte ihre Wanderschuhe mit dabei und war lange Zeit mit der Gruppe unterwegs, bis ein weiterer Termin in der Altmark zum Aufbruch per Dienstwagen zwang. Die Wanderer wurden von der zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin Martina Neßwetter angeführt, die die Gruppe zu besonderen Orten im Drömling führte und dort erläuterte.

Die Radwanderer erlebten dank des ebenfalls zertifizierten Natur- und Landschaftsführers Peter Laube erlebnisreiche 50 Kilometer. Unter anderem erhielt der Leiter des Natur- und Umweltamtes beim Landkreis Börde, Matthias Wilcke, so einmal eine andere Betrachtungsweise über den Drömlings.

Wieder angelangt in Breitenrode, klang die Veranstaltung in der Heimatstube aus. Welche Geschichte und Geschichten das Dorf damals unmittelbar an der Zonengrenze, etwas mehr als einen Steinwurf vom unerreichbaren Nachbardorf Grafhorst, erlebt hat, darüber berichtete Günter Bruhn. Die Ausstellungswände geben zudem viele Erinnerungen an das stets kontrollierte Dorfleben preis. Aber auch der Zusammenhalt und das Mitein­ander, das sich die Breitenroder bis heute bewahrt haben, wird so deutlich.