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Herausforderung E-Mobilität steckt in Kinderschuhen

Bundesweit betrachtet, wachsen die Marktanteile für Elektrofahrzeuge. Davon ist in der Stadt Oebisfelde wenig zu spüren.

Von Harald Schulz 15.08.2019, 06:00

Oebisfelde l Während die Voraussetzungen für Besitzer von Elektrofahrzeugen in der nahen Großstadt Wolfsburg als durchaus akzeptabel bezeichnet werden können, hinkt die Infrastruktur im keine 20 Kilometer entfernten Oebisfelde deutlich hinterher. Bürgermeister Hans-Werner Kraul (CDU) hätte nach eigener Aussage auch gern weitaus mehr E-Ladesäulen, doch die Stadt muss sich nach der finanziellen Decke strecken. Zudem sei der Bedarf an E-Säulen noch sehr überschaubar, meint der Bürgermeister, hat den Ausbau der E-Mobilität aber auf der Investitionsagenda.

Da liegt Kraul so ganz falsch nicht: In der Bundesrepublik sind nach aktuellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes insgesamt 47,1 Millionen Pkw per Stand 1. Januar 2019 zugelassen. Um 54,4 Prozent, nämlich auf 83.175 Pkw haben E-Autos zugelegt, was jedoch nur einen einprozentigen Gesamtanteil ausmacht. Pkw mit Hybridantrieb legten um 44,2 Prozent auf 341.411 Fahrzeuge zu, was 3,8 Prozent des Gesamtvolumens entspricht. Während Autos mit Flüssiggas um knapp über 6 Prozent ein Minus ausweisen (395.592 Pkw), legten die Erdgas-Fahrzeuge um 7 Prozent auf 80.776 Autos zu.

Börde-Landrat Martin Stichnoth (CDU) sieht in seinem Kreisentwicklungskonzept die Rolle der E-Mobilität als wichtigen Faktor an. „Das Thema ist sehr komplex“, so Stichnoth, „und wenn wir Vernetzungsstrategien für nachhaltige Mobilität im Landkreis Börde auf den Weg bringen möchten, dann ist nicht nur die öffentliche Hand gefragt, dann müssen vornehmlich auch Partner der Wirtschaft einbezogen werden.“

Der Landrat weiter: „In diesen Tagen haben wir uns mit der Stadt Haldensleben über Eckpunkte der Entwicklung verständigt. Es sollen Fördermittel beantragt werden, um die Lade­infrastruktur zunächst in der Stadt Haldensleben an den Verwaltungsstandorten des Landkreises weiter zu entwickeln.“ Der Landkreis wird kurzfristig ein Elektrofahrzeug im Postverkehr einsetzen, sukzessive soll der zentrale Fuhrpark, an den Stellen wo es sinnvoll ist, auch durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden, plädiert Landrat Stichnoth.

Auf Grundlage einer entsprechenden Vereinbarung würde der Landkreis Börde dann auch ein oder mehrere Fahrzeuge in ein Carsharing-Projekt einbringen, was nach Landrat-Ansicht aber noch Zeit brauchen wird.

Laut Auskunft des Straßenverkehrsamtes Börde wurden insgesamt 405 Fahrzeuge seit dem Januar 2017 als reine Elektrofahrzeuge (99) oder als Hybrid-Elektrofahrzeuge zugelassen. Auf das Jahr 2017 fallen dabei 111 Fahrzeuge, auf 2018 insgesamt 137 Fahrzeuge und im Jahr 2019 sind es bereits 157 Fahrzeuge. Insgesamt wurden 84 E-Kennzeichen seit Januar 2017 vergeben.

Zahlen und Ansichten, die durchaus motivierende Wirkung ausströmen. Und auch von Oebisfelder Automobilbetrieben kommen positive Signale in Sachen E-Mobilität, wenngleich die Verkaufszahlen den bundesweiten Bestandszahlen in Prozenten entsprechen. So werden die Betriebe in der nächsten Zeit in Sachen E-Ladesäulen aufrüsten. Eine Maßnahme, die allein schon für den Service- und Reparaturbereich unumgänglich sein wird. In Weferlingen hat ein Kfz-Fachbetrieb bereits entsprechend reagiert.

Während bei den Automobilhäusern Einigkeit darüber besteht, dass die E-Mobilität eine Maßnahme mit allerbesten Zukunftsaussichten in Sachen ökologische und ökonomische Verkehrsströme ist, bleibt derzeit die potenzielle Kundschaft in Zahlen aus. Gründe dafür sieht ein Fachmann aus der Oebisfelder Fahrzeugbranche insbesondere in der Batterietechnik. Diese neuen Energiespender müssen extrem leistungsfähig sein und sollen dabei über eine garantierte Zeitspanne mit voller Leistung nutzbar sein. Zudem ist das enthaltene Element Lithium auf der Erde nur in China und Afrika in lohnenswerten Mengen vorhanden, also eine endliche Ressource, was den Einkaufspreis auf Dauer deutlich verteuern wird. Aber auch die Kosten für solche Batterien mit derzeit bis zu 10.000 Euro je Stück können nur durch mehr Stückzahlen an verkauften Autos minimiert werden, heißt es vom Kfz-Fachmann.

Ein anderes Problem dürften die Ladekapazitäten in privaten Haushalten, besonders für Bewohner von Mehrfamilienhäusern darstellen. Er erhofft sich, dass die Hersteller mehr Vertrauen für diese Technologie bei den potenziellen Kunden erreichen können. Nach seiner Aussage besteht kein Zweifel daran, dass die funktionalen Voraussetzungen für die E-Fahrzeuge einwandfrei nutzbar sind. Das beweisen bereits die auf der Straße rollenden Autos. E-Mobilität bleibt für ihn eine Herausforderung.