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Kindliche Aggression Wutzwerge verstehen lernen

Woher Wut kommt und wie die bei Kindern gelöst werden kann, darüber berichtete Psychologe Thomas Rupp vor Kita-Eltern.

Von Harald Schulz 02.12.2018, 08:00

Oebisfelde l Wut ist ein Verhalten, das im Menschen selbst bereits nach der Geburt vorhanden ist und auch bis zum Ableben immer wieder hervorbricht. In unterschiedlichen Intensitäten, zeitlich nicht einzuordnen. Aber das gilt für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen, nur auf unterschiedliche Art und Weise. Diese wissenschaftlich belegten Erkenntnisse dienten dem Psychologen Thomas Rupp aus Bad Segeberg am Donnerstagabend dazu, den Zuhörern in der Oebisfelder Kindertagesstätte Knirpsentreff manch unerwartete Einblicke in diese ernstzunehmende Thematik aufzuzeigen. Der Kita-Förderverein hatte zum Thema Wutzwerge eingeladen.

Tatsächlich trifft der Begriff Wutzwerge auf Kleinkinder und Kinder zu, hieß es von Rupp, der diese Beschreibung auch liebend gern für seine Erläuterungen nutzte. Wut ist nach Aussage des Psychologen eine innerliche Spannung, die immer in ein Verhalten, nämlich in Aggression mündet. Die Psychologie unterscheidet dabei verschiedene Muster.Beispielsweise die expressive, aus dem Nichts aufflammende Wut, oder solch eine Entladung aus Angst heraus, auch kollektiv vorkommend. Oder eben auch Wut aus Frust oder aus Angst vor einer Vernichtung, was häufig bei Kindern sehr emotionale Reaktionen auslösen kann. Eine Sonderform ist die autoaggressive Wut. Die wird aber erst dann zum ernsthaften Problem, wenn Kinder sich selbst „wehtun“, dafür aber das Schmerzgefühl verloren haben, so die theoretischen Erläuterungen des Referenten.

Eines seiner vielen Beispiele aus dem alltäglichen Leben bei der Erziehung von Kindern, steht vielen Eltern in Kürze bevor: Wenn der Weihnachtsmann zur Bescherung erscheint. Wenn dann ein Kind zum Wutzwerg „mutiert“, geschieht dies aus der Angst heraus, dieser Situation wehrlos ausgesetzt zu sein. Das komme fürs Kind einer Vernichtung gleich. Weil es diese Situation nicht auflösen kann, entsteht Wut, die das Kind aber nicht durch Bewegen abbauen kann – ein Teufelskreis für das Kind an Heiligabend. Ähnliche Situationen können entstehen, wenn Kinder sich vor der Dunkelheit fürchten, überall und besonders unterm Bett „Monster, Hexen oder Fabelwesen allein aushalten müssen“.

Die Wut in jeweiliger Reinkultur gibt es bei Kindern nicht, doch sie ist entwicklungsbedingt immer vorhanden, weiß Rupp. Deshalb sollten Eltern ihrem Wutzwerg niemals in der Affektphase zurechtweisen. „Das kann nicht funktionieren, weil sie Wut haben, einen motorischen Abbau verlangt“, verdeutlicht Rupp. Solche Zurechtweisungen, wie „Guck mich an, wenn ich mit Dir spreche“, oder „Sei jetzt still, oder Du gehst ins Bett“, nimmt das wütende Kind als Katastrophe wahr. Was allerdings nicht zu dulden ist, ist Gewalt unter Kindern, so Rupp.