1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oebisfelde
  6. >
  7. Annäherung, aber keine Lösung

Krippenplatznot Annäherung, aber keine Lösung

Zehn Jahre lang hat die Stadtverwaltung Oebisfelde-Weferlingen die Vergabe von Krippenplätzen gemeistert. Jetzt steckt sie in der Klemme.

Von Harald Schulz 15.01.2020, 05:00

Oebisfelde l Aber auch mindestens fünf junge Mütter. Am Dienstag trafen sich beide Parteien im Rathaus. Es kam zu einer Annäherung, jedoch nicht zu einer Lösung.

Die fünf jungen Mütter trafen sich Dienstag zur Aussprache mit Bürgermeister Hans-Werner Kraul (CDU) im Oebisfelder Rathaus. Gemeinsam mit Amtsleiterin Dörte Wulff und ihrem Stellvertreter Peter Lieske sowie Stadtrat Dr. Alexander Harms (WfO) und Oebisfeldes Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch (UWG) wurde versucht, „die Kuh vom Eis zu holen“. Heißt, eine Lösung für die dringliche Notlage der Mütter ohne Krippenplatz zu finden, was deren Arbeitsplatzsicherung betrifft. Eine Entspannung der Krippenplatz-Notlage in den städtischen Einrichtungen von Oebisfelde erwartet die Stadtverwaltung nämlich erst nach den Sommerferien.

Das Ringen um einen gangbaren beiderseitigen Lösungsweg verlief für die Müttergruppe derart emotional, dass es bei allen nicht ohne Tränenvergießen ging, wie von Jacksch auf Anfrage zu erfahren war. Sie hielt die Argumentation seitens der städtischen Repräsentanten für zu statisch, ohne die von den Müttern erhoffte Flexibilität. „Diesen Müttern muss Unterstützung widerfahren. Und da muss die Stadtverwaltung Vorreiter sein. Es geht hier um Existenzen junger Familien, die in Oebisfelde ihren Lebensmittelpunkt haben“, betonte die UWG-Kreis- und Stadträtin im Rathaus wie vor der Presse.

Jacksch sieht als eine der Sofortmaßnahmen die Erteilung von schriftlichen Absagen für die Mütter, die kurzfristig keinen Krippenplatz erhalten werden – denn Absagen wird es geben. Vorausgegangen war die Information von Bürgermeister Kraul, dass beabsichtigt ist, vier Plätze per Sondergenehmigung durch den Landkreis Börde dazuzubekommen. Mit einer schriftlichen Absage-Erklärung ist der Weg für die davon betroffenen Mütter geebnet, über einen Klageweg wenigstens eine Entgeltzahlung zu erhalten. Allerdings eine Chance, die Zeit in Anspruch nehmen wird, wie es die Mütterrunde einschätzte.

Eine andere Möglichkeit, die allerdings von Kraul ausgeschlossen wird, ist der Vorschlag von Jacksch, dass Oebisfelder Krippenplätze von niedersächsischen Eltern gekündigt werden. Allerdings: Einen entsprechenden Beschluss soll es geben, so Jacksch. Eine weitere Möglichkeit für eine Lösung, die durchaus im Sinne der Betroffenen ist, könnte eine Anfrage an Mütter sein, ob sie ihren zugesagten Krippenplatz für das Frühjahr 2020 zur Verfügung stellen. „Dafür muss aber ein Platz nach den Sommerferien fest von der Stadtverwaltung zugesagt werden“, so die Ortsbürgermeisterin.

Sie sprach sich zudem für eine grundsätzliche Neuorientierung nach Dringlichkeit bei der Vergabe von Krippen- und Kita-Plätzen aus. Und auch die Kapazitäten müssen zumindest dem Schul- und Sozialausschuss stets aktuell vorliegen. Eine Forderung, die auch die Linken-Stadträtin Sabine Bastigkeit vertritt.

Zur Problematik der Erzieherinnen-Stellen wiederholte Jacksch ihre Äußerung vom UWG-Neujahrsempfang: „Ich kenne Erzieherinnen, die gekündigt hatten, aber wegen dem Führungswechsel im Rathaus und bei einer öffentlichen Ausschreibung durchaus von Niedersachsen wieder nach Oebisfelde zurückkommen würden.“ Und: „Die Stadt könnte auch die Kita in Wassensdorf, die aktuell für die Koordination des Breitbandausbaus vermietet ist, für die Kinderbetreuung wiederbeleben. Auch eine Container-Variante wäre je nach Bedarf überlegenswert. Ebenso wie ein Kita-Neubau auf der grünen Wiese“, so Jacksch.

Jacksch erinnerte, dass sich die kommunalpolitischen Gremien wie auch die Stadtverwaltung junge Familien im Stadtbild wünschen. Deshalb muss alles dafür getan werden, dass die Lebensqualität für diese Generation stimmt. „Täglich mit Angst um den eigenen Arbeitsplatz berufstätig zu sein, weil das Kind nicht betreut wird, das will niemand“, appellierte Jacksch.