Senioren Kunstprojekt beim Oebisfelder DRK
„Malen mit Musik“ steht auf dem Programm im Wohnpark im Stürholzgarten. Der Wolfsburger Künstler Gert Willemann bringt ein wenig Kreativität ins Freizeitangebot.

Oebisfelde - In der Tagespflege des DRK-Wohnparks im neuen Wohnquartier „Stürholzgarten“ steht ein ganz besonderer Höhepunkt auf dem Freizeitprogramm: Die Bewohnerinnen und Bewohner und Tagesgäste können sich kreativ ausleben, denn der Wolfsburger Künstler Gert Willemann ist zu Gast, um im Rahmen eines kleinen Workshops in seine Maltechnik einzuführen. „Wir durften hier zwischenzeitlich netterweise unsere Werke ausstellen, da wollten wir etwas zurückgeben“, betont der 70-Jährige, der sich im Rahmen des Vereins „Crearte“ seit längerem engagiert.
Das Kunststoffmaterial, auf dem die Teilnehmer des Angebots malen dürfen, ist sehr ungewöhnlich und sorgt zum Teil auch für etwas Irritation. „Hätte ich vorher erklärt bekommen, was wir hier machen, dann hätte ich etwas anderes gemalt“, meint Doris Grimm, die tageweise hierher kommt, um soziale Kontakte zu knüpfen. Dass es ein künstlerisches Angebot gibt, findet die Breitenroderin aber generell gut, denn sie hatte schon lange nicht mehr selber gemalt, sich aber über die Bleistiftzeichnungen ihrer Großeltern immer sehr gefreut.
Auch Hildegart Marquardt und Bärbel Weste kommen an vereinzelten Tagen hierher, leben ansonsten noch zuhause. Nur mit der Mobilität ist es schwierig geworden, weshalb sie sich hier in Oebisfelde umgeschaut haben, was es an regelmäßigen Angeboten für Senioren gibt. „Ich bin ja schon 89“, lacht Marquardt, „da kommt man eigenständig nicht mehr so gut weg. Ich komme zwar so klar, aber das Gehen fällt mir schwer.“ Bärbel Weste findet es insgesamt schwierig, den ganzen Tag allein zuhause zu sein. „Man vereinsamt, auf jeden Fall“, erklärt die Oebisfelderin und fügt hinzu: „Deshalb komme ich zweimal in der Woche hierher.“
Ungewohnte Mischung
Für Doris Grimm sei die erste Zeit in der Einrichtung schwierig gewesen, erzählt sie, da die Gruppe sehr stark gemischt ist und auch viele von Demenz betroffenen Menschen dabei sind. „Ich bin ja vom Kopf her noch fit, das war also für mich erst einmal ein Schock.“ Ebenso hatte es auch der durch einen Schlaganfall pflegebedürftig gewordene Carsten Frädrich empfunden. „Ich bin ein kommunikativer Mensch, unterhalte mich gerne“, betont der 60-Jährige Fußballfan mit einem Seufzen, „es gibt hier einfach viele Leute, die nicht mehr sprechen können. Aber inzwischen habe ich ein paar nette Freunde gefunden.“
Auch Doris Grimm betont, dass sie nach einer Weile Anschluss finden konnte, obwohl dies schwierig sei, wenn Menschen unterschiedlich altern. Besonders, wenn man gesundheitsbedingt pflegebedürftig werde und nun von Menschen der eigenen Elterngeneration umgeben sei, meint sie.
„Malen ist so gar nicht meins“, stellt Frädrich lachend fest und fügt etwas ernster hinzu: „Sport war mein Leben. Ich habe Fußball gespielt und bin Rad gefahren. Das kann ich jetzt nicht mehr.“ Zum Fußball nach Wolfsburg wird er von Familienmitgliedern und Bekannten begleitet. Seine Dauerkarte im Stadion bringt ihm nach wie vor Freude.
Regelmäßige Angebote
Der Kunstworkshop ist eines von vielen regelmäßigen Angeboten, die den Senioren in der Tagespflege den Alltag etwas auflockern sollen. Hierbei wird auf möglichst viele abwechslungsreiche Angebote gesetzt, damit für jeden etwas dabei ist. So wurde auch schon ein kleiner Workshop zum Thema „Internetbetrug“ angeboten. Oder eben „Malen mit Musik“. Auch wenn der eine oder andere sich erst an das leicht befremdliche Format gewöhnen muss, so ist die Stimmung gut und es sind auch sehr schöne Farbkreationen geschaffen worden.
Gert Willemann erklärt, dass die Idee hinter dem Konzept sei, sich erst einmal auszuprobieren und die Musik wirken zu lassen. Das würde vielen Menschen beim ersten Mal nicht leichtfallen, aber hier könne man schon sehen, dass die Leute sich trauen, so seine Einschätzung. Ihn hält die Kunst jung, er ist ja selbst bereits Rentner.

Die spezielle Technik, die mit hochwertiger Tinte auf einem Kunststoffhintergrund mit unterschiedlichen Werkzeugen farbenfrohe Verläufe schafft, hat den Vorteil, dass die Bilder hinterher absolut wasserfest sind. Denn einige Teilnehmer wollten ihre Bilder gern mit nach Hause nehmen. Das eine oder andere Werk wird hingegen wohl auch beim DRK aufgehängt werden.
Dass selbst die in ihrer Mobilität eingeschränkten Bewohner etwas Ausdrucksstarkes schaffen konnten, freut nicht nur den Künstler, sondern auch die Mitarbeiter, denn Teilhabe sei ein wichtiger Aspekt im Schaffen von Lebensqualität, sagen sie. Einmal im Monat soll es auf jeden Fall ein Angebot geben.