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Inklusion Menschen mit Handicap zaubern auf dem „Mariannenhof“ in Etingen mit Licht

Mystisches passiert in einer Scheune in Etingen. Und was sind Klotzbeuten? Menschen mit und ohne Behinderung präsentieren eine Neon-Show . Naturschützer des Biosphärenreservates Drömling erzählen vom Geheimnis des süßen Goldes.

Von Anett Roisch Aktualisiert: 02.02.2024, 08:13
Die Akteure entführen die Besucher der Scheune auf dem „Mariannenhof“ in Etingen in eine geheimnisvolle Welt voller Farben und Formen. Auf dem Schlitten sitzt Stefanie Fleischer, die an diesem Tag als Geburtstagskind das Schild mit der leuchtenden Aufschrift Happy End hält.
Die Akteure entführen die Besucher der Scheune auf dem „Mariannenhof“ in Etingen in eine geheimnisvolle Welt voller Farben und Formen. Auf dem Schlitten sitzt Stefanie Fleischer, die an diesem Tag als Geburtstagskind das Schild mit der leuchtenden Aufschrift Happy End hält. Foto: Anett Roisch

Etingen. - Als der Mond langsam über dem „Mariannenhof“ am Himmel steigt, geht es mystisch in der Hofscheune zu. Es herrscht dort reges Treiben mit einer Mischung aus Umweltbildung, Lichtershow und Lagerfeuerromantik.

Gastgeber sind die Frauen und Männer der Wohnprojekte der Evangelischen Stiftung Neinstedt, Mitglieder des Vereins zur Förderung der Umweltbildung und Mitarbeiter des UNESCO-Biosphärenreservates Drömling. Auf dem Hof leben Menschen mit Handicap in einem Wohnprojekt unter dem Dach eines sanierten Bauernhauses.

„Zwei Veranstaltungen, die ursprünglich im Rahmen des Lebendigen Adventskalenders geplant waren, mussten witterungs- und krankheitsbedingt ausfallen. Daraus ist nun ein abendfüllendes Programm geworden“, erklärt Sabine Wieter, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit in der Drömlingsverwaltung.

Die Scheune in Etingen wurde saniert und zu einem lebendigen Begegnungsort für die Dorfgemeinschaft umgebaut. Der Vierseitenhof bietet 13 Menschen mit Beeinträchtigungen ein Zuhause.

Imker Haiko Kuntze zeigt in der Scheune die Funktionsweise einer Klotzbeute. Die Beuten sind Bienenbehausungen in Form von ausgehöhlten Baumstämmen. Kuntze leitet die Arbeitsgemeinschaft „Drömlingsbienen“.

In der Etinger Scheune wird eine Klotzbeute gebaut.
In der Etinger Scheune wird eine Klotzbeute gebaut.
Foto: Sabine Wieter

„Wer von euch weiß denn, was Zeidler sind?“, fragt der Bienenfreund. „Zeidler klettern ganz hoch in die Bäume, um für die Bienen Wohnungen zu bauen“, weiß Nicole Vorholz, eine der Bewohnerinnen der Häuser der Lebenshilfe in Mieste, die auch zur AG gehört. „Stimmt, es gibt kaum noch Bäume mit natürlichen Höhlen. Da sind nicht nur die Honigbienen betroffen, sondern auch die anderen Tiere, wie Spechte, Eichhörnchen und Insekten“, erklärt Kuntze. Die Naturschützen hauen mit den Werkzeugen – wie die Zeidler – eine Höhle in den Baumstamm. Es entsteht so eine Klotzbeute.

Zeidler bauen Klotzbeuten

Einen Tag „Rund um die Biene“ wird es am Sonnabend, 25. Mai, auf dem Campingplatz in Wassensdorf mit vielen Aktionen für Kinder und Erwachsene geben. „An diesem Tag stehen die Tierchen, denen wir einiges zu verdanken haben, im Fokus“, betont Sabine Wieter. Die Bedeutung von Bienen als Bestäuber für Biodiversität und Ernährungssicherheit sei elementar. Gemeinsam mit den Imkern Haiko Kuntze und Ralf Bertram können die Besucher in die fantastische Welt der Insekten eintauchen. Eingeladen ist auch Wildbienenexperte Stefan Köttgen vom Naturschutzbund Hamburg. Bei den Darstellungen der Referenten gehe es zum einen um das wesensgemäße Leben der Bienen aus der Sicht der Insekten und zum anderen aus der Sicht des Imkers. Außerdem bietet die Staudengärtnerei Weinreich aus Wolmirstedt blühende Pflanzen, die besonders viel Nektar und Pollen haben, für den Garten an. Zum Klotzbeutenbau kommen dann sogar ein Zeidler aus Polen und Zeidlerin Sabine Bergmann aus Paderborn.

Schmetterlinge flattern

Höhepunkt des Abends in Etingen ist die Schwarzlichtshow. Die Heilerziehungspflegerin Kristin Klatt und ihre Kollegin Tanja Sliwiok haben mit Bewohnern der Häuser in Etingen und in Calvörde das Programm einstudiert. Die Akteure besitzen schon einige Erfahrungen als Artisten, denn in den vergangenen Jahren hatten einige von ihnen bei Zirkusprojekten das Publikum mit ihren Aufführungen in der Manege begeistert.

Haiko Kuntze spielt an der Feuerschale auf dem „Mariannenhof“ Gitarre. Gäste stimmen ein: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein...“
Haiko Kuntze spielt an der Feuerschale auf dem „Mariannenhof“ Gitarre. Gäste stimmen ein: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein...“
Foto: Anett Roisch

Die Lichtervorführung ist großes Kino. Frauen und Männer der Wohnhäuser entführen die Gäste der Scheune in eine geheimnisvolle Welt voller Farben und Formen. „Bereits im vergangenen Jahr haben wir mit den Proben angefangen und letzte Woche drei Tage lang geübt“, erklärt Kristin Klatt. „Wir haben lange geübt, aber es hat mir viel Spaß gemacht“, gesteht Elisa Wirth und nimmt Aufstellung zum nächsten Stück, in dem sie als Schneeflocke tanzt. Die Akteure reisen durch die Jahreszeiten. Leuchtende Bienen und Schmetterlinge flattern im Frühling von einer Blüte zur anderen. Im Sommer wird es noch bunter. Stürmisch kommt der Herbst mit flackernden Lichtern und wehenden Tüchern. Zur Musik von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ zeigt sich Gevatter Frost zum Finale.