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Buchhorst Birnbäume stellen Ausbau auf den Kopf

Der geplante grundhafte Ausbau der L 22 wird durch ein Veto auf den Kopf gestellt. Zudem wollen Landwirte Ackerflächen nicht verkaufen.

Von Harald Schulz 21.01.2021, 00:01

Buchhorst l Die Vorarbeiten für die grundhafte Erneuerung der Landesstraße 22 in der Ortsdurchfahrt von Buchhorst sollten in diesem Frühjahr starten. Doch mittlerweile hat das Veto der Verwaltung des Biosphärenreservats Drömling Sachsen-Anhalt (BRV) mit Sitz in Oebisfelde gegen das Fällen der ortsabgewandten Birnbäume diese Ausbaumaßnahme auf den Kopf gestellt. Wie Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch (UWG) in der Sitzung des Ortschaftsrates am Dienstag im Rittersaal informierte, haben zudem Landwirte einem Verkauf ihrer an die Allee angrenzenden Flächen nicht zugestimmt.

Damit dürften die für die Sanierung vorausgesetzten Planungen mit Baukosten in Höhe von vier Millionen Euro grundsätzlich vor einer grundhaften Veränderung stehen.

Von der BRV war am gestrigen Mittwoch auf Anfrage eine umfassende Begründung für ihren Einspruch zu erfahren: „Die Baumreihe mit 64 Bäumen und teilweisem Alleen-Charakter stellt eine der wenigen linearen Birnbaum-Standorte im Drömling dar, die im Falle von Buchhorst orts- und landschaftsbildprägende Wirkung entfaltet. Das heißt, sie ist ziemlich einmalig im Drömling und auch regional bedeutsam“, so die grundsätzliche Feststellung.

Eine ähnliche Diskussion zu einer Birnbaumallee an der Kreisstraße Rottmersleben-Bebertal gab es vor kurzer Zeit ebenfalls im Landkreis Börde. Diese Baumreihe befindet sich vollständig im Landschaftsschutzgebiet Drömling. Aufgrund der vom Gesetzgeber her besonders hohen Schutzwürdigkeit von Baumreihen und Alleen ist hier beim geplanten Straßenausbau das Primat auf die Erhaltung der Baumallee zu legen, so eine zusätzliche BRV-Information.

Im Ergebnis der Diskussion über mögliche Alternativlösungen in Buchhorst, beispielsweise keine Verbreiterung der Straße über den jetzigen Zustand hinaus oder ein Verzicht auf das Versetzen des Straßenverlaufs mittig auf das Dammbett, müssen die für den Alleen-Erhalt erforderlichen Maßnahmen diskutiert und eine Vorzugslösung als Ausführungsvariante herausgearbeitet werden.

Dies gilt umso mehr, so der Tenor der BRV, als sich die vorhandenen Birnbäume in einem guten Gesundheitszustand befinden und noch eine mindestens mittelfristig gute Wuchs- und Erhaltungsperspektive aufweisen. Angesichts des Klimawandels und der Erfahrungen der letzten drei Sommer mit hohen Ausfallraten bei Alleen und Baumreihen kommt der Erhaltung gesunder Alleen eine noch größere Gewichtung zu als vordem.

Da in den von der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) übergebenen Unterlagen weder eine umfangreiche noch nachvollziehbare Prüfung von Alternativen zum Erhalt der Allee oder Baumreihen dargelegt sei, wurde in Vorgesprächen zwischen BRV und LSBB die Problematik erörtert.

Unter Beachtung der Zeitschie­ne und der noch ausstehenden Ausführungsplanung des Straßenbaus hat die LSBB entschieden, vorerst nur die Genehmigung für den Abschnitt L 22 vom Ortsausgang Buchhorst bis Mittellandkanal zu beantragen und den Abschnitt Ortslage Buchhorst zurückzustellen. Derzeit läuft von der Verwaltung des Biosphärenreservats die Beteiligung der anerkannten Naturschutzverbände für diesen Abschnitt. Mit einem Ergebnis kann Mitte Februar gerechnet werden, so die BRV-Info.

Eine entsprechende Stellungnahme war aufgrund der Corona-Pandemie von der federführenden Landesstraßenbaubehörde in der Kürze der Zeit nicht zu erhalten. Wie die Pressestelle informierte, soll das nachgeholt werden.

Rückblick auf die Bürgerversammlung im Februar des vergangenen Jahres: Dort wurde darüber informiert, dass der Entwurf sich bereits im aktuellen Landeshaushalt wiedergefunden haben soll. Mitte 2020 sollte der genehmigt gewesen sein, um die Ausschreibungen bis zum November herauszugeben. Die Dauer der Arbeiten war von April bis Dezember 2021 angekündigt worden, hieß es auf dieser Informationsveranstaltung mit Vertretern der Landesstraßenbaubehörde.

Vorgesehen waren zwei Bauabschnitte. Teil eins umfasst laut Planung die komplette Erneuerung der Brücke über den Mittelgraben und den Straßenverlauf bis zur Altmark-Kreisgrenze. Darin enthalten ist das Teilstück Röwitzer Straße bis zur Ortsausfahrt in Richtung Altmarkkreis Salzwedel. Mit dem Abschnitt zwei wird dann die Sanierung der Strecke ab dem Mittelgraben bis zur aktuellen Schnittstelle des Straßenausbaus in Wassensdorf erfolgen. Vorgesehen war eine grundhafte Sanierung in einem Rutsch, wofür jedoch Vollsperrungen über Monate unvermeidlich sein werden.