Chorprojekt Singbus legt an der Grundschule An der Aller in Oebisfelde einen Stopp ein
Eine Bühne, Musik und Begeisterung - mehr braucht es nicht zum Singen. Das durften die Kinder der Grundschule An der Aller in Oebisfelde hautnah miterleben. Denn auf ihrem Schulhof hatte der Singbus der Deutschen Chorjugend einen Stopp eingelegt.

Oebisfelde - Kinderchor - der Name ist Programm. Und Vision. Denn Deutschland soll ein Kinderchorland werden. Das wünschen sich zumindest die Initiatoren eines eigens dafür entwickelten Projektes. Klingt ambitioniert. Doch ein Besuch in der Grundschule An der Aller in Oebisfelde zeigt: Die Idee kommt an.
„Ich singe, wenn ich glücklich bin ...“ – Anfangs klingt das noch ein wenig zaghaft aus den Kehlen der Kinder. Vielleicht liegt es an der großen Bühne. Viel Erfahrung haben die Zweit- bis Viertklässler schließlich mit so etwas noch nicht. Doch die musikpädagogische Tourmanagerin vom Kinderchorland, Carole Martiné, hat da so ihre Methoden, die Kleinen aus der Reserve zu locken. Und so klingt die Zeile „... auch wenn ich Angst hab und einsam bin“ Minuten später schon sehr viel kraftvoller.
Spaß im Vordergrund
Singen tut einfach gut – das spürt selbst der stille Beobachter und wippt mit den Füßen im Takt mit. Nach und nach verlieren die Schüler ihre Scheu. Martiné steht vor der Bühne und gibt den Ton an. Für ein besseres Rhythmusgefühl begleitet sie das Lied musikalisch auf dem Piano. Aufmerksam lauschen die Kinder jeder Zeile. Einprägen, nachsingen. Die Bewegungen dazu kommen von ganz allein. Erst die Hüfte, dann die Arme – binnen kurzer Zeit scheinen alle Berührungsängste verschwunden. Jetzt steht nur noch der Spaß im Vordergrund.
„Unser Ziel und Traum ist es, in einigen Jahren in jedem Ort in Deutschland einen Kinderchor gegründet oder unterstützt zu haben“, erzählt die Musikpädagogin. Dafür habe man den Singbus ins Rollen gebracht. Seit Juni ist Martiné mit ihrem Team bundesweit unterwegs. Besucht werden Kinderchöre, die bereits existieren oder in der Entstehungsphase sind.
Verspäteter Tourstart
Eigentlich sollte die Tour schon 2020 starten. Doch wie überall brachte auch hier die Pandemie zunächst alles zum Erliegen. Jetzt hat sich das Projekt ein wenig verändert. Aber immerhin: Der Bus rollt, wenn auch später und mit weniger Stopps als ursprünglich geplant. „Wir sehen das als Chance, den Chören einen Input zu geben. Quasi eine Auftaktveranstaltung, bei der die Kinder empfinden können, wie es ist, mal wieder zusammen zu singen.“
Der Singbus ist Teil des Programms „Kinderchorland – in jedem Ort ein Kinderchor“ der Deutschen Chorjugend. Er wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und ist Teil des Förderprogramms „MusikVorOrt“ des Bundesmusikverbands Chor & Orchester.
Es gibt eine Bühne, auf der eine offene Probe durchgeführt wird. Wer möchte, kann aber auch sein Können bei einem eigenen Auftritt zeigen. Dazu kommt eine Sing- und Klingausstellung mit drei Stationen. Dort wird auf verständliche Weise erklärt, wie die Stimme funktioniert und was beim Singen im Körper passiert.
Sing- und Klingausstellung
Am Stimm-Modell erfahren die Schüler, dass die Stimmbänder Muskeln sind, die trainiert werden müssen, und dass die Lunge eine wichtige Funktion beim Singen hat. Denn für klare Töne braucht es ausreichend Puste.
Die beiden Mädchen Heyda Thunig und Emily Rosenberger haben Gefallen an dem Rhythmus-Roulette gefunden. Kurzerhand platzieren sie ein paar Soundchips auf einer Art Radar. Man kann sich das wie eine große Loop-Maschine vorstellen. Jeder Chip hat einen anderen Klang und erzeugt eine Sequenz. Die Mädchen experimentieren eine Weile damit. Wenig später haben sie ihre erste eigene Komposition erstellt.
Auch die Singdusche hat es in sich: Gemäß dem Motto: Rein in die Dusche, raus in den Chor! Der Duschkopf ist das Mikrofon und anstatt Seife finden die Kinder im Duschkorb ein Tablet. Jetzt noch ein Lied aussuchen und schon kann losgeträllert werden.
„Wenn man sich vorstellt, dass viele Kinder wegen Corona fast eineinhalb Jahre nicht gesungen haben, ist das nicht ohne“, findet Carole Martiné. Der Singbus gebe den Kindern wieder ein Gespür für die Stimme und die Musik. Einen Chor hat es an der Allerschule schon einmal gegeben. Schulleiterin Ulrike Eggers hofft, dass dieser Chor nun nach der Pandemie wieder zu neuem Leben erweckt wird. Ein Grund, weswegen sie sich auch für das Projekt beworben hatten. „Wir als Grundschule An der Aller freuen uns als Singbus-Station Teil dieser musikalischen Reise der Deutschen Chorjugend durch ganz Deutschland zu sein und Chormusik und die Freude am gemeinsamen Singen in unserer Region weiter voranzubringen.“
Mitmachen kann jeder. Bestimmte Voraussetzungen braucht es nicht. „Wir haben ja alle eine Stimme.“