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Tiere in der Stadt Tod eines Bibers nicht zu klären

Für Aufregung sorgt ein Biber, der sich in der Oebisfelder Altstadt angesiedelt hat. Ein zweiter Biber wurde dort wenig später tot gefunden.

Von Harald Schulz 30.01.2019, 05:00

Oebisfelde l Die Entwicklung mit einiger Dramatik hat eine Vorgeschichte: Ihren Lebens-traum von einem Haus im Grünen sahen die Lebenspartner Michael Radom und Melanie Weinreich im August 2018 mit dem Kauf eines heruntergekommenen Wohnhauses an der Langen Straße in Richtung Büstedt erfüllt. Eine Erbengemeinschaft hat die Immobilie letztendlich doch an den Dachdeckermeister und seine Lebenspartnerin verkauft.
Das Haus und das Hofareal boten für Radom die idealen Voraussetzungen für ein naturnahes Wohnen und Leben. Dass längst entlang der Grundstücksgrenze ein Rinnsal vom Dämmchen mit Abfluss zur Aller verlief, brachte den Naturliebhaber auf die Idee, diesen Gewässerlauf zu verbreitern und das eigene Hofgrundstück als Biotop herzurichten. Radom brachte sein Anliegen bei der Kreisverwaltung Börde mit allen erforderlichen Unterlagen vor und erhielt die notwendigen Wasserrechte, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, wie Radom im Gespräch mit der Volksstimme berichtete.
Der neue Grundstückbesitzer ließ keine Zeit verstreichen, rückte nach Feierabend und an Wochenenden mit einem Bagger an und schuf sich diesen Traum vom eigenen Natur- idyll mit Flüsschen und kleinen Wasserflächen. Das blieb nicht unbeobachtet in der Vogelwelt. Auch ein Biber muss „die Angelegenheit“ untersucht haben. So kam es, dass bis heute ein Eisvogel regelmäßig einen Kirschbaum direkt am Ufer des Baches anfliegt und von dort auch zum Beutesturzflug ansetzt.
Dem Biber gefiel es dort wohl ebenso gut, so dass er sich in den Herbstmonaten mit einer Burg „häuslich einrichtete“. Und nicht nur die Biberburg nahm Gestalt an. Das Wildtier ließ seinem angeborenen Trieb, die eigene Behausung durch Wasserregulierungen zu schützen, gleich freien Lauf. Sogar ein Pflaumenbaum fiel den Nagezähnen des Bibers zum Opfer. Das allerdings störte die Grundstücksbesitzer Radom/Weinreich nicht. Im Gegenteil, das Tier wurde zusätzlich mit Strauchmaterial als Futter versorgt. Diese Art der Bindung des Bibers stieß in der Nachbarschaft jedoch nicht überall auf Gegenliebe.
Zum Säuger in der Gattung der Nagetiere gesellte sich alsbald ein weiterer Biber, der allerdings von Melanie Weinreich am 14. Dezember vergangenen Jahres tot im Wasserlauf vorgefunden wurde. Um die Ursache für den Tod des Bibers zu klären, wurde der Tierkörper zur tiermedizinischen Untersuchung in die Tierklinik Stendal eingeschickt. Mittlerweile waren auch die Naturparkverwaltung Drömling in Oebisfelde und auch das Natur- und Umweltamt vom Börde-Kreis über diesen Fund informiert, hieß es von Weinreich.
Da bis Mitte Januar keine Rückmeldungen bei den Oebisfelder Grundstückseigentümern eingegangenen waren, erkundigten diese sich bei der Naturparkverwaltung. Von dort kam die Auskunft, dass der Tod des untersuchten Tierkörpers möglicherweise durch Gift erfolgt sein könnte, jedoch dazu die Substanz festgestellt werden müsse, die zum Tod des streng geschützten Tieres geführt hätte.
In der Antwort der Volksstimme-Anfrage beim Landkreis Börde hieß es vom Natur- und Umweltamt am 18. Januar, dass „kein Ergebnis vorliegt, da die Untersuchung des Bibers noch nicht abgeschlossen ist“. Eine andere Anfrage Ende vergangener Woche bei der Naturparkverwaltung ergab nun die Auskunft, dass der Zustand des untersuchten Bibers auf Grund der bereits eingesetzten Zersetzung derart schlecht gewesen war, dass ein aussagekräftiges Gutachten nicht mehr möglich gewesen wäre. Es konnte jedoch festgestellt werden, dass das Tier im Verhältnis zu klein im Wuchs gewesen sei und auch möglicherweise durch Eindringen in Wundbereichen von Bakterien geschwächt war.
Als durchaus problematisch sieht die Naturparkverwaltung die Ansiedlung des Bibers an, insbesondere die Zufütterung mit Sträuchern, wie Mitarbeiter Wolfgang Sender äußerte. Die künstlich geschaffene Naturlandschaft verfüge eben nicht über das Raumangebot, das solch ein Wildtier benötigt. Gesellen sich weitere Tiere dazu, wird die Gesamtsituation für die Population bedenklich. Sender erwägt in nächster Zeit, die Grundstückseigentümer aufzusuchen, um über mögliche Lösungen für das dauerhafte Wohl des verbliebenen Bibers zu beraten.